Pfaffenhofen
"Das Alter spielt nur beim Rotwein eine Rolle"

17.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Er will Landrat werden: Franz Rothmeier, 60 Jahre alt, Sozialdemokrat und Zweiter Bürgermeister von Münchsmünster, hat als erster Kandidat seinen Hut in den Wahlkampfring geworfen. - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Die Sozialdemokraten ziehen mit Franz Rothmeier, Zweiter Bürgermeister von Münchsmünster und bereits jetzt Stellvertretender Landrat, in den Wahlkampf – egal, ob der nun bereits in einigen Monaten beginnt, oder erst 2014. Warum will Franz Rothmeier Landrat werden, was will er im Falle seiner Wahl bewegen? PK-Redakteur Manfred Hailer sprach mit dem frischgebackenen SPD-Kandidaten.

Für viele Außenstehende, aber auch für manchen politischen Insider, kam ihre Nominierung zum Landratskandidaten der SPD überraschend. Haben Sie, als der Ruf Ihrer Partei erschallte, sofort "Ja" gesagt oder brauchten Sie Bedenkzeit?
 

Franz Rothmeier: Wir haben im Kreisvorstand seit einem Jahr ein offenes Verfahren mit allen Mitgliedern gepflegt. Diese hatten mehrere Kandidaten vorgeschlagen, so auch mich. Nach fast einem halben Jahr internem Austausch und Diskussion fiel die Wahl letztlich auf mich. Ich habe mir dann ein paar Wochen Bedenkzeit ausgebeten. Entscheidend war für mich letztlich auch die Unterstützung der Fraktion und des gesamten Kreisvorstandes, aber vor allem der "Segen" meiner Frau. Über mein SPD-internes Wahlergebnis mit 100 Prozent Zustimmung habe ich mich natürlich besonders gefreut.

Als 60-jähriger Rentner werden Sie sich dem Wähler kaum als junger Hoffnungsträger verkaufen können. Was sehen Sie als Ihre Vorzüge und warum glauben Sie der richtige Mann für das politische Spitzenamt im Landkreis zu sein?

Rothmeier: Alter spielt keine Rolle, außer man ist eine Flasche Rotwein. Alter ist weder förder- noch hinderlich. Alter ist einfach eine Tatsache.

Und Tatsache ist auch, das die Menschen keinen Messias suchen, sondern einen Kopf, der den Landkreis unabhängig von alten Seilschaften, ohne Eigeninteresse und zielgerichtet führt. Mit Sicherheit müssen in den nächsten Jahren auch alte Zöpfe weichen und da braucht es Jemanden, der beherzt zur Schere greift.

Ich habe eine klare Perspektive für sechs Jahre, diese möchte ich nutzen und ich habe dabei die Freiheit, dass ich nicht auf eine Wiederwahl hoffen muss, sondern das Richtige für die Menschen in diesem Landkreis tun kann. Ich bringe außerdem nicht zuletzt aufgrund meiner Lebenserfahrung viele Eigenschaften mit, welche die Kreispolitik im Moment eventuell besonders gut brauchen kann. Beispielsweise, Ruhe, Ausgeglichenheit, Erfahrung im Umgang mit Menschen und kommunalen Belangen, die nötige Gelassenheit, aber auch den Weitblick für wichtige Entscheidungen. Mein Ziel ist es, Defizite auszugleichen und zu harmonisieren, nicht zu polarisieren und Probleme und Gräben weiter zu vertiefen.

Die derzeitige Situation, dass der Landkreis nicht vom gewählten Landrat, sondern von einem "Ersatzmann" regiert wird – und das womöglich noch bis zum regulären Wahltermin 2014 – halten viele für untragbar. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Rothmeier: Ich kann die Menschen gut verstehen. Für das Gemeinwohl und für das Image der Lokalpolitik wäre es sicherlich besser gewesen, die Situation hätte sich schnell geklärt. Wir haben aber im Moment einen demokratischen Schwebezustand – eine Hängepartie, mit der man als Demokrat nicht zufrieden sein kann, und von der ich hoffe, dass sie bald ein Ende hat. Die Kommunalpolitik entscheidet direkt über die Lebensumstände der Menschen, die hier leben. Und dementsprechend vertrauenswürdig müssen die Politiker sein. Ich denke, hier haben wir nach der jetzigen Situation einen gewissen Nachholbedarf.

Mit welchen Themen wollen Sie im kommenden Wahlkampf punkten und wo würden Sie im Falle Ihrer Wahl als neuer Landrat die Schwerpunkte Ihrer Arbeit setzen?

Rothmeier: Ich alleine mache nicht die Kreispolitik der SPD und ich betone hier ebenfalls noch einmal, wir befinden uns derzeit nicht im Wahlkampf. Zu einzelnen Themen möchte ich hier deshalb nur stichpunktartig und sehr grob eingehen. Auf das politische Programm der Kreis-SPD werde ich gemeinsam mit Fraktion und Kreisvorstand im Rahmen meiner persönlichen Vorstellungen am 6. Januar in Wolnzach eingehen.

Vorab nur einige Schwerpunkte und Beispiele: Bereich Soziales: flächendeckende Ferienbetreuung für Schulkinder, aktive Integrationsarbeit (beispielsweise Brennpunkte in Manching und Pfaffenhofen), Verbesserungen bei Flexibilität und Qualität in der Kinderbetreuung auch im ländlichen Raum. Bereich Bildung: Ansiedelung eines Lehrstuhls im Landkreis, Berufliche Bildungsangebote ausweiten, Pilotprojekt für eine Gemeinschaftsschule. Bereich Wirtschaft: klare Positionierung des Landkreises in der Region, Förderung regionaler Wertschöpfung beispielsweise in Handwerk und Landwirtschaft, Optimierung der Zusammenarbeit in der Region 10. Bereich Lokalpolitik: bürgernahe Lösungsorientierung, Weg vom bestehenden Verflechtungen. Alte Zöpfe abschneiden!

Während sich die politische Konkurrenz noch bedeckt hält, hat die SPD als erste Partei ihren Landratskandidaten schon früh nominiert. Erhoffen Sie sich davon Vorteile und wie schätzen Sie Ihre Chancen auf einen Wahlerfolg ein?

Rothmeier: Der frühe Vogel fängt den Wurm – aber Spaß beiseite... Es kann ja sein, dass gar nichts passiert und sich das Verfahren gegen Josef Schäch noch länger hinzieht. Aber es ist, denke ich, gut zu wissen wie man dran ist, wenn es soweit sein sollte. Ein Zeichen zu setzen, dass wir bereit sind, war mir deshalb schon wichtig. Alle anderen Parteien stellen sich derzeit ja die selbe Frage und streiten dabei teilweise heftig um die Kandidatur. Wir haben das, glaube ich, im direkten Vergleich bis hierher schon mal ganz gut gelöst!

Eine konkrete Chancenbewertung möchte ich generell nicht abgeben. Ich denke, die Bürger wissen selbst am besten wer der Richtige für den Landkreis ist. Ich bin aber gespannt, was die anderen Parteien machen. Wann diese aufstellen und wen sie als Kandidaten nominieren werden.

Sollte es zur Wahl noch vor 2014 kommen, hoffe ich jedenfalls, dass viele zur Wahl gehen, auch wenn es sich nur um eine Personenwahl und nicht um den gesamten Kreistag handelt.