Pfaffenhofen
FSV-Wirtin nach über 35 Jahren gekündigt

Vorsitzender Peter Wittmann: "Müssen schauen, was das Beste für den Verein ist" Außerordentliche Mitgliederversammlung abgelehnt

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr
Seit 1981 schenkt Sieglinde Schleibinger im FSV-Vereinsheim ihren Gästen ein. Jetzt bekam die Vereinswirtin die Kündigung. −Foto: Gegger

Pfaffenhofen (PK) "O du fröhliche". Das Singen von besinnlichen Liedern, die von Frieden und Liebe künden, wird morgen Abend wohl so einigen FSV-Mitgliedern ziemlich schwer fallen. Zum letzten Mal werden sie dann von Vereinswirtin Sieglinde Schleibinger bei einer Weihnachtsfeier bedient. Der Vorstand hat der 64-Jährigen vor wenigen Tagen gekündigt. Nach über 35 Jahren, und mehr oder weniger Knall auf Fall.

Sieglinde Schleibinger ist enttäuscht und sichtlich angeschlagen - ein böses Wort über den Verein, mit dem sie quasi aufgewachsen ist, und dessen Vorstand kommt ihr dennoch nicht über die Lippen. Bereits ihre Eltern hatten das FSV-Heim zwölf Jahre lang geführt, ehe sie, nach einer zweijährigen Unterbrechung, 1981 ihren Pachtvertrag unterschrieb. Anfang Oktober sei der Vorstand auf sie zugekommen. Um fünf Jahre sollte sie ihren Vertrag verlängern, unter anderem wegen der Gartenschau im nächsten Jahr statt drei künftig sechs Tage in der Woche öffnen. Die Pachtsumme hätte sich verdoppelt, auch am Herrichten des Biergartens sollten sich die Wirtsleute finanziell beteiligen. Innerhalb einer Woche, so Sieglinde Schleibinger, hätte sie sich entscheiden müssen - "und das konnte und wollte ich nicht". Trägt sich die Vereinsgaststätte überhaupt an sechs Tagen in der Woche, wie viel Personal braucht man, was muss investiert werden? Solche Fragen könne man nicht innerhalb von ein paar Tagen beantworten. Dass ihr zudem fünf Jahre Vertrag zu viel sind, daraus macht die 64 Jahre alte Wirtin gar keinen Hehl, "ein oder zwei Jahre hätte ich aber schon noch gerne weiter gemacht." Ansonsten hätte man über alles andere reden können. Am Donnerstag vor einer Woche sei ihr schließlich die Kündigung zum 31. März 2017 überreicht worden. Sie bestand aus ganzen zwei Sätzen.

Der Abschied von Sieglinde Schleibinger und deren Mann Sebastian ("Wast") schmerzt vor allem ältere FSV-ler, die mit den Wirts-Urgesteinen über mehr als drei Jahrzehnte alle Höhen und Tiefen des Fußballvereins erlebt haben. Über die Art und Weise der Kündigung, die in den letzten Tagen erst so nach und nach durchgesickert ist, sind viele stocksauer. "So geht man nicht mit Menschen um, die dem Verein so lange verbunden waren", schimpft beispielsweise Hellmuth Inderwies, langjähriger FSV-Vorsitzender und Ehrenmitglied. Alois Marb, früherer FSV-Trainer, geht sogar einen Schritt weiter. Per Einschreiben und verbunden mit einer Unterschriftenliste von über 50 Mitgliedern hat er eine außerordentliche Generalversammlung noch im Dezember beantragt. Diese müsse der Vorstand satzungsgemäß einberufen, wenn es das Interesse des Vereins erfordere oder sie von mindestens einem Viertel der wahlberechtigten Mitglieder gefordert werde. Ganz oben auf der Tagesordnung: Die Erneuerung des Pachtvertrags mit den Wirtleuten.

FSV-Vorsitzender Peter Wittmann kann den Unmut der Mitglieder und natürlich auch die Enttäuschung der Wirtsleute verstehen - "uns war klar, dass das für Unruhe sorgen wird." Der Vorstand habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht ("Sieglinde ist eine hervorragende Wirtin"), letztlich aber darüber befinden müssen, "was das Beste für den Verein ist". Hauptgrund für die Überlegungen in der Pächterfrage sei die anstehende Gartenschau gewesen, während der die bisherigen Öffnungszeiten einfach zu knapp bemessen seien. Ausschlaggebend sei auch gewesen, dass die Wirtsleute Schleibinger nur von einer Verlängerung um ein Jahr gesprochen hätten. Mit dem Pfaffenhofener Andreas Schilling stehe ein Interessent in den Startlöchern, der dem Vorstand ein überzeugendes Konzept mit bayerischer Küche und einem attraktiven Biergarten vorgestellt habe - verbunden mit einer Laufzeit von fünf Jahren und einer zweijährigen Option. "Damit wären wir für die nächsten Jahre hervorragend aufgestellt", sagte Wittmann, der gleichzeitig betonte, dass "noch nichts unterschrieben ist."

Bei allem Verständnis für die murrenden Mitglieder: Von einer außerordentlichen Generalversammlung will die FSV-Führung nichts wissen - "es wird keine geben", sagte Wittmann. Der Antrag Marbs, der vom Vorstand einstimmig abgelehnt worden sei, enthalte einige gravierende Formfehler, "es sind zu wenig Unterschriften und ein großer Teil davon ist unleserlich."