Pfaffenhofen
Bierrevolution beim Volksfest

Stadtrat gibt Kloster Scheyern den Zuschlag fürs Traditionszelt und bricht so mit einer Tradition

17.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Na dann, Prost: Cellerar Pater Lukas und Braumeister Tobias Huber freuen sich riesig, dass die Klosterbrauerei Scheyern künftig auf dem Pfaffenhofener Volksfest vertreten sein wird - vorerst bis 2018. ‹ŒPK-Arch - foto: Ehrenreich

Pfaffenhofen (PK) Das ungeschriebene Gesetz, dass auf dem Pfaffenhofener Volksfest nur Bier der örtlichen Brauereien über die Schänke gehen darf, ist gebrochen: Am Donnerstagabend hat der Pfaffenhofener Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung dem Kloster Scheyern den Zuschlag für das Traditionszelt gegeben.

Nachdem der bisherige dritte Festwirt Siegfried Schön vorzeitig aus dem Dreijahresvertrag mit der Stadt ausgestiegen ist, wurde das Traditionszelt im vergangenen Spätherbst neu ausgeschrieben - und zwar ohne die übliche Bindung an die Brauereien Müllerbräu und Urbanus. Drei Bewerbungen sind daraufhin bei der Stadt eingegangen. Eine wurde ausgeschlossen, weil sie mit einer Art Weißbierkarussell den Anforderungen eines Zeltbetriebs mit mehreren Hundert Sitzplätzen nicht gerecht wurde. Die verbleibenden beiden - das Kloster in Kooperation mit Festwirt Wolfgang Dick sowie der Gastronom des Münchener Lindwurmstüberls nahe der Theresienwiese - wurden von einer fraktionsübergreifend besetzten Kommission nach festgelegten Kriterien wie Heimatbezug, Rahmenprogramm oder gastronomischer Erfahrung bepunktet. Dem Vernehmen nach haben sich dabei die Benediktiner mit ihrer Klosterbrauerei mit weitem Abstand durchgesetzt.

Und am Donnerstagabend folgte der Stadtrat dieser einstimmigen Empfehlung hinter verschlossenen Türen mit 21:7 Stimmen - allerdings nicht ohne Debatte: Traditionalisten im Gremium wollten an der bisherigen Praxis festhalten. Gegen die Vergabe an Scheyern stimmten letztlich fünf Räte der CSU-Fraktion sowie ein Freier Wähler und ein Grüner. Im November, als neu ausgeschrieben wurde, waren noch neun Stadträte dagegen. Zwei von ihnen haben sich aber offenbar vom vorgelegten Konzept des Klosters überzeugen lassen.

Im Wesentlichen soll das Traditionszelt bleiben, wie es geschätzt wird: urig dekoriert, traditionell bayerisch und mit unverstärkter Musik. Die Stadt hat außerdem den Wunsch geäußert, dass die Benediktinermönche selbst regelmäßig Präsenz zeigen. Der Zuschlag gilt erst einmal für zwei Jahre.

Der Anteil des Traditionszelts am Gesamtausschank des Volksfests ist mit rund 15 Prozent, zuletzt rund 150 Hektoliter, allerdings eher überschaubar. 20 Prozent des Getränkeumsatzes verbucht die Weißbierhütte der Spitzenbergers auf sich, den Rest das große Festzelt der Familie Stiftl. Und bei diesen beiden ändert sich erst einmal nichts am Wechsel zwischen Müllerbräu- und Urbanus-Festbier. "Die Vergabe an Scheyern gilt nur für das Traditionszelt und nur für dieses und nächstes Jahr", bestätigt auch Bürgermeister Thomas Herker (SPD). "Es gibt keine Auswirkungen auf die anderen beiden Festzelte."

Zumindest für die nächsten zwei Jahre nicht: Denn 2019 müssen alle drei Festzelte bekanntlich turnusmäßig neu vergeben werden. Und jetzt, wo das Kloster den Fuß erst einmal in der Tür hat, bleibt abzuwarten, ob weitere Traditionen fallen. Herker hält sich in dieser Frage bedeckt: "Das wird sich zeigen, wenn wir für 2019 alles zusammen neu ausschreiben", sagt er. "Da ist noch alles offen." Der Bürgermeister verweist allerdings darauf, dass es keinerlei schriftlichen Beschluss gebe, der eine Bindung nur an örtliches Bier begründe.

Bisher galt trotzdem die ungeschriebene Regel, dass ausschließlich Festbier aus den Häusern Müllerbräu und Urbanus ausgeschenkt wird - darauf konnten sich die beiden Pfaffenhofener Brauereien eigentlich blind verlassen. Dieses scheinbar eherne Gesetz wurde durchs Hintertürchen ausgehebelt: Als Maßgabe bei der Ausschreibung im Herbst wurde festgelegt, das Bier müsse lediglich im Landkreis gebraut werden und ein historischer Bezug zu Pfaffenhofen solle bestehen. Eine Formulierung, die der Klosterbrauerei auf den Leib geschneidert zu sein scheint.