Pfaffenhofen
"Unser Losengel ist nicht bestechlich"

Rotarier verlosen am Samstag auch ein Auto Präsident André Schneeweiß erklärt, wo das Geld hingeht

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr
André Schneeweiß neben dem Hauptgewinn: Bei der Tombola der Rotarier gab es an diesem Samstag ein Auto zu gewinnen. −Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Alle 40 000 Lose der Rotarier sind verkauft, nun warten alle auf die Ziehung der Hauptgewinner an diesem Samstag. Mit jedem Los unterstützen die Leute dabei einen guten Zweck: eine Schule im Libanon. André Schneeweiß, Präsident des Pfaffenhofener Rotary Clubs, erzählt, wofür das Geld gebraucht wird.

Herr Schneeweiß, alle fiebern auf das Auto und die Hauptgewinne hin: Am Samstag steht die große Ziehung der Rotarier an. Sind Sie selbst die Glücksfee?

André Schneeweiß: Nein, das macht bei uns jedes Jahr ein Losengel. Heuer ist das zum zweiten Mal meine Tochter Leah, sie ist sieben Jahre alt. Das hat auch so Tradition, dass es immer ein junges Mädchen ist, das die Lose zieht.

 

Ist Ihre Tochter denn bestechlich?

Schneeweiß: (lacht) Nein, nicht bestechlich. Und selbst wenn sie es wäre, könnte sie nichts machen. Das Ganze ist unter notarieller Aufsicht. Momentan sind etwa 7400 Gewinnlose wieder da. Am Samstag hat man noch einmal von 10 bis 14 Uhr die Möglichkeit, an unserer Bude die Lose abzugeben. Auch beim Bäcker Bergmeister kann man die Lose abgeben, dort gibt es aber keine Sofortgewinne. Ich gehe also davon aus, dass wir fast an die 8000 Gewinnlose hinkommen. Die kommen in eine große Lostrommel und da greift Leah unter notarieller Aufsicht rein. Schummeln ist also absolut ausgeschlossen

 

In diesem Jahr unterstützen die Rotarier mit dem Geld aus der Tombola eine Schule im Libanon. Wie sind Sie auf das Projekt gekommen?

Schneeweiß: Die Idee stammt von Hans-Peter Sonnenborn. Er wird nämlich im Jahr 2018/19 Governor unseres Rotary-Distrikts 1841 sein und damit zuständig für über 50 Clubs. Er hat jetzt schon mit der Arbeit für diese Zeit begonnen: Eines der Projekte im Distrikt soll dann diese Berufsschule im Libanon sein, Hans-Peter Sonnenborn ist einer der Mitverantwortlichen für dieses Projekt - und zwar jetzt schon, dann als Governor und auch über diese Zeit hinaus. Wir überlegen uns jedes Jahr den Zweck für die Tombola und Hans-Peter Sonnenborn kam mit dieser Idee auf uns zu.

 

Was für eine Schule ist das genau?

Schneeweiß: Die Johann Ludwig Schneller-Berufsschule in Khirbet Kanafar im Libanon, die gibt es schon relativ lang. Träger ist die evangelische Kirche. Man stellte dort fest, dass man an die Grenzen der Kapazität gekommen ist. Im Libanon - was viele von uns vielleicht nicht wissen - gibt es eine wesentlich höhere Flüchtlingsproblematik als bei uns. Der Libanon hat 4,4 Millionen Einwohner und zwei Millionen Flüchtlinge. Insbesondere sind das Syrer und Palästinenser - und auch die brauchen Ausbildung. Momentan ist der Flüchtlingsanteil an der Schneller-Schule bei zehn Prozent, man versucht das auf 50/50 zu bringen. Dazu sind aber die bestehenden Kapazitäten relativ knapp.

 

Da die evangelische Kirche hinter dieser Schule steht, sind dann nur Christen im Unterricht?

Schneeweiß: Nein, die Schule selbst ist an keine Konfession gebunden. Es sind 350 Schüler, die dort eingeschrieben sind. 200 davon erhalten eine berufliche Ausbildung in den unterschiedlichsten Bereichen. Elektrik, Mechatronik, Kosmetik, Frisuren, Design, Nähen. Es gibt also auch Fächer für Mädchen.

 

Was genau sind die Pläne für die Schule?

Schneeweiß: Man hatte erst daran gedacht die bestehende Schule zu erweitern. Mittlerweile möchte man eine neue Schule in der Nähe von Beirut bauen - damit man die Anbindung an die Großstadt hat und damit man die Leute nicht nur ausbildet, sondern auch in den Arbeitsmarkt integrieren kann. Für den Neubau ist natürlich Geld nötig, das längst nicht alles vom Rotary Club Pfaffenhofen oder vom Distrikt kommt. Das wird dann vermutlich ein sogenannter Global Grant von Rotary International.

 

Kommt das Geld nur von den Rotariern?

Schneeweiß: Unterstützt wird das Ganze auch von der evangelischen Kirche und der deutschen Botschaft. Auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit ist dabei. Das Schöne ist, wenn man es schafft, eine bestimmte Summe an Geldern zu sammeln, dann bekommt man hier eine Förderung. Das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit fördert das zum Beispiel mit den Faktor zehn.

 

Also ein Zehntel noch zusätzlich?

Schneeweiß: Nein, nein! Das Zehnfache. Ein Beispiel: Wenn wir es schaffen, als Distrikt 250.000 Euro zu sammeln, dann werden daraus ganz schnell 2,5 Millionen. Da kann man dann ordentlich etwas bewegen. Das fängt im Kleinen an: Wenn wir im Rotary Club Pfaffenhofen hier 25.000 oder 30.000 Euro generieren, dann können wir daraus einen District Grant machen und der Distrikt gibt etwas dazu. Daraus kann dann ein Global Grant werden und Rotary International gibt etwas dazu. Und dann steigert sich das - und das Bundesministerium verzehnfacht das.

 

Sind die Rotarier auch im Libanon dabei? Fahren zum Beispiel Leute aus Pfaffenhofen einmal zu dieser Schule um zu sehen, was mit dem Geld der Weihnachtstombola letztlich passiert?

Schneeweiß: Wir haben ein paar Leute, die immer wieder vor Ort sind. Hans-Peter Sonnenborn war schon im Libanon und auch in dieser Schule und hat dort erste Gespräche geführt. Es gibt auch einen Rotary Club in Beirut, der sich um das Projekt kümmert. Dazu kommen die evangelische Kirche und die deutsche Botschaft. Die Gelder versiegen also nicht irgendwo, es schaut schon jemand drauf, was damit passiert.

 

Sammeln die Pfaffenhofener Rotarier noch weiter Geld für dieses Projekt?

Schneeweiß: Zunächst ist es für uns mit der Tombola abgeschlossen - zumindest was das Geld sammeln angeht. Im nächsten Jahr unterstützen wir mit der Tombola sicherlich einen anderen Zweck. Man kann aber Rotary jederzeit Geld spenden, auch für dieses Projekt.

 

Im vergangenen Jahr unterstützten die Rotarier mit dem Geld aus der Tombola ein Projekt, bei dem Mitglieder sich um Flüchtlinge in der Region kümmern, ihnen beispielsweise bei der Ausbildung oder Jobsuche helfen. Wie lautet hier das Fazit?

Schneeweiß: Das Projekt läuft noch und ist langfristig angelegt. Unsere Mentoren unterstützen aktiv die Ausbildung junger Flüchtlinge. Dabei bewährt sich die Kooperation mit dem Landratsamt und der Berufsschule. Der Erlös der Weihnachtstombola von 2015 ermöglicht uns, schnell, gezielt und unbürokratisch zu helfen. Das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre.

 

Das Interview führte

Claudia Lodermeyer.