Pfaffenhofen
Stadt legt Public Viewing auf Eis

Pfaffenhofen plant keine öffentliche Übertragung der Fußball-WM

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Sommermärchen: Vor zwölf Jahren erlebte das Public Viewing bei der WM im eigenen Land seinen Höhepunkt - hier die Übertragung des Achtelfinales gegen Schweden auf dem Hauptplatz. −Foto: PK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Schwindendes Publikumsinteresse, teure Technik und strenge Sicherheitsauflagen: Das sogenannte Public Viewing, also die Liveübertragung von Fußballspielen auf Großleinwand im öffentlichen Raum, gilt vielerorts als Auslaufmodell. Nachdem es in Pfaffenhofen bereits bei der EM 2016 auf der Kippe stand, wird die WM in Russland heuer wohl nicht mehr auf dem Hauptplatz übertragen.

Darauf hat sich in nicht öffentlicher Sitzung am Donnerstag der Kulturausschuss des Stadtrats verständigt. "Die Stadt wird kein Public Viewing initiieren", bestätigt Hauptamtsleiter Hans-Dieter Kappelmeier. Ein bereitwilliger Gastronom ist nicht in Sicht, weil Public Viewings mittlerweile als Draufzahlgeschäft zählen. Und die Stadt selbst kann und will nicht als Veranstalter auftreten.

"Da spielen mehrere Punkte zusammen", erklärt Kappelmeier: Erstens sei der Übertragungsort Hauptplatz durch das Kulturprogramm der Paradiesspiele nicht bei allen Spielen gesichert. Am zweiten Spieltag mit deutscher Beteiligung am 23. Juni etwa fällt das Spiel Deutschland gegen Schweden mit dem Freilichttheater "Brandner Kaspar" zusammen. Je nach Abschneiden in der Vorrunde würden am 6. und 7. Juli wieder Terminkollisionen drohen.

Zweites Problem sind die Übertragungszeiten: "Die sind nicht immer günstig", sagt Kappelmeier. Weil Spiele teils um 16 Uhr angesetzt sind. "Für ein Public Viewing ist das nicht ideal", sagt er - weil da viele Menschen noch in der Arbeit seien. Von der Atmosphäre bei Tageslichtübertragungen mal ganz abgesehen.

Dritter und gewichtigster Punkt sind die Kosten: Belastbare Zahlen gibt es nicht. Aber rund 40 000 Euro müsste die Stadt für Technik, Auf- und Abbau sowie Sicherheit in die Hand nehmen. Das günstigste Angebot für die Technik liegt bei fast 30 000 Euro - und dann besteht noch das Risiko, dass es bei einem frühen Ausscheiden der Nationalelf kaum Übertragungen gibt.

Bereits bei der EM vor zwei Jahren war es eine Hängepartie, ob eine zentrale Veranstaltung möglich ist. Recht kurzfristig sprang damals die Interessengemeinschaft Lebendige Innenstadt (Igli) als Veranstalter ein. Doch die will nicht mehr: "Es hat sich einfach nicht gerechnet", sagt Igli-Präsident Fabian Stahl. Wirtschaftlich sei ein Public Viewing nicht mehr betreibbar - und sogar ehrenamtlich gestemmt sei es vor zwei Jahren ein Minusgeschäft gewesen. Die Stadt musste bekanntlich jede Übertragung mit 1000 Euro bezuschussen. "Die Zeit des Public Viewings ist wohl vorbei", sagt Stahl. "Viele schauen halt lieber zu Hause, im Freundeskreis oder in der Gastronomie."

Die Stadt hält sich aber zumindest noch ein sehr kleines Hintertürchen offen: "Sollte sich doch noch ein Interessent melden, sind wir offen", sagt Kappelmeier. "Aber die Stadt geht nicht aktiv auf Suche." Ob sich für ein solches Wagnis noch ein Gastronom findet, darf bezweifelt werden. Und damit würde das Kapitel Public Viewing auf dem Hauptplatz zwölf Jahre nach der anfänglichen Euphorie bei der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland enden.

Zumindest könnte es statt einer zentralen Hauptplatzveranstaltung wieder kleinere, private Alternativen geben - zum Beispiel in der Auenstraße. Im Landkreis Pfaffenhofen gibt es außerdem vereinzelt noch andere Public-Viewing-Veranstaltungen, etwa in Vohburg im Rahmen des Bürgerfests. Wobei Vohburg ein Sonderfall ist: Pfarrer Thomas Zinecker überträgt dort sowieso jedes Spiel mit deutscher Beteiligung privat vor großem Publikum im Pfarrgarten.