Pfaffenhofen
Mal durchs Gehirn spazieren

Tag der offenen Tür an der Ilmtalklinik bietet ein informatives Programm für mehr als 4000 Besucher

23.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Foto: Andre Paul

Pfaffenhofen (PK) Am gestrigen Tag der offenen Tür platzte die Pfaffenhofener Ilmtalklinik besuchertechnisch aus allen Nähten. Die Veranstalter schätzen, dass mehr als 4000 Besucher in das Krankenhaus kamen.

Labrador Rudi war happy: Nachdem er lange genug gejault und gebettelt hatte, durfte der anderthalbjährige Rettungshund endlich raus aus seinem Käfig im Rot-Kreuz-Auto und die Besucher begrüßen - was er auch ausgiebig mit Schnuppern und Schwanzwedeln tat. "Er findet halt alle Menschen toll", erläutert seine Besitzerin Evelin Moll von der Rettungshundestaffel des BRK. "Aber genau darauf wird er ja auch durch Füttern und Schmusen trainiert. Schließlich sollen die Tiere nach ihrer Ausbildung mal vermisste Menschen finden."

Jemanden zu vermissen war im Innern der Ilmtalklinik am Sonntagnachmittag übrigens nicht schwer - drängten sich doch die Besucher beim Tag der offenen Tür zu Hunderten. Den Besuchern wurde allerdings im Foyer und den beiden oberen Etagen auch allerhand geboten. So konnte man beispielsweise ein tausendfach vergrößertes Gehirn aus Kunststoff begehen - und sich mittels überdimensionaler, aber originalgetreuer Nachbildungen von Zysten, Tumoren und Gefäßverschlüssen über die diversen Krankheiten informieren, die die Schaltzentrale im menschlichen Körper befallen können. Freilich muss es nicht so weit kommen, wenn sich Patienten bei ersten schmerzhaften Symptomen rechtzeitig durchchecken lassen - so wie es beispielhaft Helmar Thonigs tat. Mittels Ultraschall untersuchte Neurologe Sven Leikhaup, Oberarzt für Geriatrie, die Halsschlagader des 76-Jährigen - und konnte Entwarnung geben: Zwar gäbe es einige wenige Ablagerungen in seinen Gefäßen, die seien aber altersgerecht und der Blutfluss nicht behindert. Die Erleichterung war Thonigs anzumerken, als er sein Hemd zuknöpfte.

Neben der Information über Krankheiten und der Vorführung der modernen Technik war das wohl die dritte Intention der Klinikleitung während der rund vierstündigen Veranstaltung: den Menschen die Angst nehmen und zeigen, dass auch bei einer zunächst kritischen Diagnose inzwischen verschiedene Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen.

Dieses psychologische Mittel funktioniert bei Erwachsenen - und natürlich erst recht bei Kindern. Den Jüngsten die Furcht vor dem Krankenhaus nehmen war Aufgabe der beiden Klinikclowns, die munter durchs Haus zogen. Auch bestand für den Nachwuchs die Gelegenheit, sich täuschend echt aussehende "Wunden" schminken zu lassen - und zufrieden zu kichern, wenn Mama bei deren Anblick erschrocken das Gesicht verzog.

Selbst die sogenannte minimalinvasive OP durften die Mädchen und Buben unter kundiger Anleitung ausprobieren - freilich mit Gummibärchen als zu entfernenden Objekten: Gar nicht so einfach, diese mittels einer über den Bildschirm gesteuerten Zange anzufassen und hochzuheben. Des Weiteren gab es Vorträge zu Neuerungen bei der Wirbelsäulentherapie, der Behandlung eines Schlaganfalls oder der Implantation einer Prothese - Letzteres sogar live im OP durch Chefarzt Hansjörg Aust. Bei Übungen zur Wiederbelebung konnten sich die Besucher auf den neuesten Stand der Ersten Hilfe bringen lassen.

Den Tag der offenen Tür nutzten auch Caritas, Hospizverein, Demenz-Netz, Multiple-Sklerose-Selbsthilfegruppe und diverse andere gemeinnützige Organisationen, um sich und ihre Arbeit den Pfaffenhofenern vorzustellen.

Nach dem Tag der offenen Tür zogen die Veranstalter eine erste, positive Bilanz: Die Angebote seien allesamt ein voller Erfolg gewesen - teilweise mussten Besucher bei Vorträgen stehen oder bei Stationen anstehen. "Wir bedanken uns sehr herzlich für das Interesse an unserer Klinik und hoffen, einen interessanten Blick hinter die Kulissen gegeben zu haben", erklärte abschließend Ingo Goldammer, Geschäftsführer der Ilmtalklinik.