Pfaffenhofen
"Grundwasser hat ein langes Gedächtnis"

Hygienekontrolleurin Cornelia Teubner weist zum Weltwassertag auf Probleme hin

21.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Auf den Spuren des Trinkwassers sind Andreas Fellermeier und seine Kollegen von den Stadtwerken heute mit ihren Gästen unterwegs. ‹ŒArch - foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Der Weltwassertag, der anlässlich der Weltkonferenz "Umwelt und Entwicklung" ins Leben gerufen wurde, jährt sich zum 25. Mal. Das Motto in diesem Jahr lautet "Naturbasierte Lösungen für Wasser". Das Pfaffenhofener Landratsamt weist zu diesem Anlass auf Probleme im Landkreis hin.

"In Bayern wird Trinkwasser hauptsächlich - im Landkreis Pfaffenhofen ausschließlich - aus Grundwasser gewonnen, das uns in ausreichender Menge zur Verfügung steht", sagt Cornelia Teubner, Hygienekontrolleurin am Gesundheitsamt Pfaffenhofen. Die natürliche Neubildung von Grundwasser sei Teil des globalen Wasserkreislaufs, in dem - ganz kurz gefasst - Regenwasser, das nicht verdunstet oder auf der Erdoberfläche in den nächsten Bach oder Fluss abfließt, in die Erde versickert. Wenn es nicht über Brunnen als Trink- oder Nichttrinkwasser entnommen werde, fließe es über Flüsse ins Meer, wo es dem Wasserkreislauf wieder zugeführt wird.

Nach Zahlen des Bayerischen Landesamts für Umwelt nutze jeder Deutsche gut 120 Liter Wasser pro Tag; in Bayern liege man mit etwa 130 Litern sogar knapp darüber. Cornelia Teubner: "Das klingt ziemlich viel, jedoch gehört Deutschland in der EU zu den sparsamsten Wasserverbrauchern."

Betrachte man die vielseitige Verwendung von Wasser, sei es nicht schwer zu erkennen, dass es zu unzähligen schadstoffhaltigen Einträgen in unser Wasser und Grundwasser kommen könne. Diese gelangten neben der Luftverschmutzung, die sich als saurer Regen niederschlägt, auch über die Landwirtschaft, durch Altlasten, die Abfall- und Abwasserbeseitigung und nicht zuletzt die privaten Haushalte in unser Wasser und auch unser Grundwasser.

"Grundwasser hat hinsichtlich dieser Schadstoffe ein langes Gedächtnis, da es eine viel geringere Selbstreinigungskraft als Oberflächenwasser besitzt und die Beseitigung der Verschmutzungen oft Jahrzehnte dauern kann", so die Wasserexpertin. So sei beispielsweise das Pflanzenschutzmittel Atrazin seit dem 1. März 1991 in Deutschland verboten und dennoch, nach 27 Jahren, noch immer in unserem Grundwasser nachweisbar. Um die Wasserressourcen zu schützen, gelte es, den Eingriff des Menschen so gering wie möglich zu halten. Teubner: "Wenn wir also in den Wasserkreislauf eingreifen, müssen Wege geschaffen werden, diesen wieder entsprechend auszugleichen, um negativen Folgen entgegenzuwirken."

Im Rahmen der Daseinsvorsorge ist es kommunale Pflichtaufgabe, für die Wasserversorgung - vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen - zu sorgen. Dazu gehört auch der Grundwasserschutz. Neben der vorausschauenden Bauweise der Brunnen, um das Tiefengrundwasser für künftige Generationen zu erhalten, gehöre auch die Ausweisung von Wasserschutzgebieten und deren Überwachung dazu. Mindestens genauso wichtig sei die verantwortungsbewusste Bauleitplanung. Durch die Ausweisung immer neuer Baugebiete komme es zu einer zunehmenden Flächenversiegelung. Wichtig sei hier die Förderung dezentraler Versickerungsanlagen, um die Auffüllung der Grundwasserspeicher auch in Trockenphasen zu unterstützen.

Auch die Pflege des Rohrleitungsnetzes von Trink- und Abwasser, um hohe Wasserverluste durch marode Trinkwasserleitungen oder Schadstoffeinträge durch defekte Abwasserleitungen zu minimieren, sei Bestandteil des Schutzes der Ressource Wasser. Auch die natürliche Aufbereitung, Speicherung und Nutzung von Regen- oder Grauwasser gehöre dazu. Sowohl in privaten Haushalten als auch in Industrie und Gewerbe seien in den vergangenen Jahren die technischen, aber auch natürlichen Möglichkeiten der Grau- und Regenwasseraufbereitung soweit verbessert worden, dass sie durch Einhaltung der hygienischen Anforderungen, eine weitere Verwendung erlauben und die Nutzung von Frischwasser deutlich reduziert werden könne, heißt es in der Mitteilung. Die Nutzung als Betriebswasser für die Industrie, für Bewässerungsanlagen von Grünflächen, zur Löschwasserbereitstellung, aber auch die Nutzung im häuslichen Bereich für die Toilettenspülung oder Gartenbewässerung seien dabei nur einige Beispiele.