Pfaffenhofen
Eine Frage des Bodens

Im Landkreis werden heuer überdurchschnittliche Erträge ebenso verzeichnet wie Missernten

19.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Teils überdurschnittliche Erträge konnten die Landwirte heuer bei der Wintergerste einbringen - hier die Ernte im Paartal, die bereits im Juli in vollem Gange war. Das feuchte Frühjahr und die warmen Sonnentage verhalfen dem frühen Getreide zu einer guten Qualität. Andere landwirtschaftliche Kulturen hingegen hatten mit dem diesjährigen Wetter massive Probleme. ‹ŒArch - foto: Schalk

Pfaffenhofen (PK) Von "recht gut" bis "miserabel" fällt heuer - abhängig vom Standort - die Erntebilanz im Landkreis Pfaffenhofen aus. Ein nasses Frühjahr, Frost im April und ein ebenso heißer wie trockener Sommer machten den Pflanzern unterschiedlich stark zu schaffen.

"Wir hatten selten ein Jahr, in dem ein solch deutlicher Unterschied zwischen guten und schwachen Böden zu verzeichnen ist", erklärt dazu der stellvertretende Kreisobmann des Bauernverbandes, Siegfried Ederer. Am wenigsten Trockenschäden weist demnach die Wintergerste auf, die als frühe Frucht noch gute bis überdurchschnittliche Erträge brachte. Das sieht auch Max Stadler vom Pfaffenhofener Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) so: Im nassen Frühjahr kam es zur vollen Kornausbildung, die spätere Trockenheit richtete bei dieser Getreideart also keinen Schaden mehr an. Dem Raps hat sie sogar geholfen, er blieb gesund und brachte, darin sind sich beide Experten einig, mindestens durchschnittliche Erträge.

Eine "regelrechte Missernte" sieht Stadler indes bei den Ackerbohnen: "Die haben in der Trockenperiode ihre Blüten abgeworfen." Auch die Kartoffeln habe es an schlechten Standorten stark erwischt. Sie brachten nicht nur weniger Ertrag, überdies war ihr Stärkegehalt teils so gering, dass sie laut AELF von der Stärkefabrik in Schrobenhausen abgewiesen wurden. Lediglich zur Biogasgewinnung waren sie noch nutzbar.

Sehr weit auseinander geht die Schere laut Stadler beim Weizen, der länger Wasser braucht. Auf guten Böden, die die Feuchtigkeit speichern, sehe die Bilanz nicht schlecht aus. Das bestätigt auch Ederer, der das gleiche Phänomen bei der Sommergerste beobachtet. Auf leichten, sandigen Böden, die das Wasser nicht speichern, seien hingegen "deutliche Einbußen zu verzeichnen, weil keine Körner ausgebildet wurden", so Stadler. Ein weiteres Problem ergab sich laut des Agrarökologen auf spät abgeernteten Flächen - der Weizen bildete versteckten Auswuchs, der zu Qualitätseinbußen führte.

Eher unterdurchschnittlich war das Ergebnis beim Roggen, der meist auf den "eher schwachen Böden im nördlichen Landkreis angebaut wird", wie Ederer erklärt.

Noch nicht geerntet ist die Sojabohne. "Sie liebt es heiß und trocken, ihr geht es noch gut", sagt dazu der Vertreter des AELF. Gleiches gelte für den Mais. Zwar seien im Frühjahr die Körner der ersten Aussaat aufgrund der Nässe und Kälte im Boden verfault. Die erneute Aussaat habe sich dann aber gut entwickelt und so sei "eine gute Ernte zu erwarten".

Noch wenig sagen kann man laut Landwirtschaftsamt über Energiepflanzen wie die Silphie, die heuer auf ein paar Flächen in Landkreis gepflanzt wurden. "Diese Pflanze nutzt das erste Jahr hauptsächlich zur Wurzelbildung", so Stadler. Die "sehr zähe Dauerkultur" Miscanthus hingegen, auch Elefantengras oder Chinaschilf genannt, spiele als Energiepflanze im Landkreis kaum eine Rolle.

Wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen, bestätigt auch eine Umfrage bei den Direktvermarktern. Martin Zauner aus Manching zieht eine in Quantität und Qualität "eher schlechtere Bilanz". Seine Anbauflächen seien meist sandig, könnten das Wasser nicht gut halten. Wegen der Nässe im Frühjahr gebe es weniger Getreide und vor allem bei den Kartoffeln werde der Ertrag heuer daher "bei Weitem geringer sein als gewöhnlich". Der Körnermais sei zwar noch nicht geerntet, aber man erwarte auch hier "ein schlechteres Ergebnis als im Vorjahr, weil die Pflanzen nur kleinere Kolben ausgebildet haben". Wie es bei den Zuckerrüben aussehen wird, sei noch schwer einschätzbar. "Die wachsen ja noch und haben sich im Spätsommer ein wenig erholt", hofft Zauner. "Der Ertrag wird nicht viel schlechter sein als im Vorjahr."

Und wie sieht es beim Obst aus? "Das Ernte-Ergebnis ist fast identisch mit dem vom Vorjahr, geändert hat sich nur der Erntezeitpunkt", erklärt Direktvermarkter Max Beckenbauer, der in Pfaffenhofen seit 25 Jahren Obst anbaut. Erdbeeren und Himbeeren sind inzwischen dem Ökoquartier gewichen, seit 17 Jahren konzentriert sich der Hof auf Bio-Heidelbeeren. Eine Woche früher als üblich hat man mit der Ernte beginnen können, weil das Obst - "vermutlich wegen der wärmeren Durchschnittstemperaturen" - früher reif wurde. Eine weitere Veränderung sieht man bei dem Naturland-Betrieb darin, dass die Ernte insgesamt "kompakter und schneller" vorangeht. In der aktuellen Saison war sie Ende August eingebracht, also zwei Wochen eher als noch vor einigen Jahren. "Früher zog sich die Erntezeit manchmal sogar bis in den Oktober hinein", erinnert sich Beckenbauer.