Pfaffenhofen
Ein Hasenstall für 700 Euro

Pfaffenhofener Mieterverein: Ein Ende der Preissteigerungen ist nicht in Sicht

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Johannes Gold, Vorsitzender des Pfaffenhofener Mietervereins, sieht in Sachen Mietpreisentwicklung eher schwarz. −Foto: Paul

Pfaffenhofen (PK) Der Pfaffenhofener Mietmarkt nähert sich immer mehr jenem von München an und der seit einem Jahr geltende Mietspiegel hat nicht viel geholfen: Das waren die beiden wichtigsten Erkenntnisse bei der Jahresversammlung des Mietervereins Pfaffenhofen am Freitagabend.

Seit Juni 2016 verfügt auch die Kreisstadt über einen sogenannten qualifizierten Mietspiegel. In den seither vergangenen fünf Jahren gingen die Immobilienpreise in Pfaffenhofen aber deutlich nach oben - der Quadratmeter Bauland etwa wurde seit 2015 um 30 Prozent teurer -, was zur Folge hat, dass sich Vermieter beim Blick in den Mietspiegel und der mutmaßlichen ortsüblichen Vergleichsmiete bestätigt sehen, bei Neuvermietungen wiederum eine Schippe drauf zu legen. So zumindest schilderte Johannes Gold, seit Frühjahr dieses Jahres der neue 1. Vorsitzende des Vereins, den Sachstand. Und auch in anderer Hinsicht haben Mieter derzeit wenig Grund zur Freude. Erst in der vergangenen Woche kippte das Münchner Landgericht die bayerische Mietpreisbremse - zumindest in ihrer derzeitigen Form. Die von der Staatsregierung im Sommer 2015 erlassene Verordnung sei nicht ausreichend nachvollziehbar, so die Richter in ihrer Urteilsbegründung. Gerichtssprecher Uwe Habereder erwartet nun eine "Signalwirkung" für andere Kommunen des Freistaats. Johannes Gold rechnet freilich damit, dass es zu sogenannten Amtshaftungsklagen von Mietervereinen gegen den Freistaat kommen kann, weil die Staatsregierung hier "geschlampt" habe.

In der eher spärlich besuchten Veranstaltung - von aktuell 159 Vereinsmitgliedern waren lediglich neun anwesend - kam dann die Idee auf, wie die Stadt Einfluss auf den Mietspiegel nehmen könnte: Und zwar dadurch, dass die Stadt Wohnungen für Normalverdiener schafft und günstig vermietet. Diese günstigen Mieten der sogenannten freifinanzierten Wohnungen können in den Mietspiegel einfließen (denkbar ist das zum Beispiel im Rahmen des Einheimischenmodells). Das würde automatisch den prozentualen Anstieg aller Mietsteigerungen in Pfaffenhofen drücken und Vermietern höhere Anhebungen quasi durch die Hintertür erschweren.

Finanziell steht der Verein laut den Angaben seines Kassenwarts Jürgen Franke gut da. Jahreseinnahmen von rund 11000 Euro standen im gleichen Zeitraum Ausgaben von etwa 6900 Euro gegenüber. "So konnten wir Rücklagen bilden für unseren geplanten Rechtshilfefond", freute sich der Kassenwart. "Trotzdem ist es natürlich besser, wenn die Mitglieder - soweit ihnen das finanziell möglich ist - eine eigene Rechtsschutzversicherung für eventuelle Mietstreitigkeiten abschließen", riet Jürgen Franke.

Im vergangenen Jahr leistete der Verein bereits 35 Beratungen. Der Jahresbeitrag wird weiter stabil bei 78 Euro liegen - Vergünstigungen sind allerdings möglich -, ein anwaltliches Schreiben schlägt mit 10 Euro zu Buche, ebenso teuer ist ein Ortstermin. Ein einfaches Beratungsschreiben kostet 5 Euro. Die Aufwandsentschädigung für Berater wird auf 20 Euro festgesetzt. Rosig werden dürfte die Miet-Zukunft für Menschen mit normalen Gehältern freilich nicht. "Eine Wohnung in Pfaffenhofen werden sich bald nur noch die leisten können, die ganz arm sind - wo also das Amt die Mietkosten trägt -, beziehungsweise jene, die richtig gut verdienen", warnte Johannes Gold. Auch in der Kreisstadt seien inzwischen bis zu 70 Bewerber beim Besichtigungstermin für eine der wenigen verbliebenen bezahlbaren Wohnungen keine Seltenheit mehr, berichtete er von seinen Erfahrungen. "Abgewohnte Hasenställe von 30 Quadratmetern Größe, für die der Vermieter 700 Euro und mehr haben möchte" seien inzwischen auch in Pfaffenhofen längst keine Ausnahme mehr. Und es habe auch schon den ersten Fall gegeben, wo ein Vermieter mit miesen Tricks versucht habe, dem Mieter die Gebühren für den Makler aufzuhalsen - obwohl das doch rechtlich inzwischen verboten ist, berichtete der 1. Vorsitzende des Vereins.