Pfaffenhofen (dbr/era) Gerhard Kügler fühlt sich momentan nicht wohl in seinem Haus. Das Nichtstun macht ihn unruhig, lieber wäre der Geschäftsführer des Pörnbacher Spargel- und Hopfenbetriebs auf den Feldern und würde die Arbeit seiner Saisonarbeiter begleiten, doch auch die sitzen in ihren Unterkünften - und warten.
Schuld ist das ungewöhnlich kalte Wetter für die Jahreszeit. Kügler hat an den Tagen mit Frost ein Viertel seiner Ernte verloren, sagt er. "Auch die Tunnelfolie hat beim Spargel nicht unbedingt geholfen." Viele Stangen seien erfroren oder bekämen aufgrund des Frostes Krümmungen - sie sind dann optisch für die Kunden nicht mehr so ansprechend.
Der Preis hat sich allerdings gegenüber dem Saisonbeginn, als relativ viel Spargel auf dem Markt war, stabilisiert, sagt Josef Plöckl, der Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Südbayern. "Jetzt ist der Preis wieder da, wo er hingehört" - bei etwa 8 bis 9 Euro für bessere Sortierungen.
Mit Widrigkeiten wegen des Wetters kämpfen zurzeit alle Landwirte im Landkreis Pfaffenhofen, weiß Josef Konrad vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen. Besonders der Grünspargel sei betroffen, so Konrad, weil er oberirdisch wachse. "Da gibt es schon erhebliche Schäden." Ebenso bei den Frühkartoffeln, deren Blätter schon teils aus der Erde gewachsen seien.
So schlimm sei das aber alles nicht: "Es gab früher auch schon ein solches Wetter." Die Knollen bei den Kartoffeln schöben nach und auch der Spargel wachse wieder, sobald das Wetter wärmer werde. Beim Getreide seien ohnehin keine Schäden zu befürchten: "Die Pflanzen sind robust und stabil, da wird es erst bei zweistelligen Minusgraden schwierig."
Die Arbeit in den Hopfengärten läuft derweil verzögert an. Landwirt Kügler hat zwar bereits mit dem Anleiten der Triebe auf seinen zwölf Hektar begonnen, aber jetzt will er lieber warten. Bei anderen Bauern seien bereits Triebe erfroren, sagt er. "Man traut sich noch nicht so ganz." Besonders frustrierend ist das für seine Arbeiter, sagt Kügler. "Für sie ist das eine Nullrunde, wenn nicht gearbeitet wird." Und es wird bei dem Wetter selten gearbeitet. "Der Spargel wirft momentan so wenig Ertrag ab, dass wir nur alle zwei Tage ernten."
Besonders schlecht sieht es bei den Obstbäumen aus, sagt Heinz Huber, Geschäftsführer des Kreisverbands der Gartenbauvereine im Landkreis Pfaffenhofen. "Es ist zu befürchten, dass große Ausfälle beim Kernobst wie Apfel, Birne und Kirsche auftreten werden. Eine gute Ernte wird es auf gar keinen Fall." Hoffnung hat er noch bei den Frühblühern wie Johannis- oder Jostabeere - die seien schon bestäubt und könnten deshalb noch tragen.
Für Klaus Mächler ist die Situation "die blanke Katastrophe". Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Pfaffenhofen ist enttäuscht: "Es ist alles tot, ich höre weder Bienen noch Hummeln an meinen Bäumen." Die Blüten seiner Apfel- oder Zwetschgenbäume seien erfroren. Auch der Fleece, mit dem er die Blüten schützen wollte, habe nicht geholfen. Sogar bei den späteren Sorten sähe es schlecht aus: "Ich habe mir geschlossene Blüten angesehen und sie waren innen schwarz." Seine Prognose: "Bis zu Totalausfall." Mächler plant bereits mit dem schlimmsten Szenario: "Die Bäume werden heuer intensiver wachsen, wenn sie keine Früchte bilden", sagt er. "Wir können also früher mit dem Schnitt beginnen, damit dann im nächsten Jahr wieder verstärkt Früchte kommen."
Auf die Gartenschau in Pfaffenhofen wirkt sich das kalte Wetter ebenfalls ungut aus. Dort wollte man eigentlich Gehölze mit Früchten zeigen, "aber leider Gottes wird es keine Früchte geben in diesem Jahr", so Huber. Wegen der frühen warmen Witterung seien die Gehölze früher zum Blühen gekommen als üblich. "Und jetzt kommt diese Kälte und macht alles kaputt."
