Pfaffenhofen
Der Planer packt den Hammer aus

Einstimmig beschlossen: Generalsanierung des Gymnasiums darf weitere 29,1 Millionen Euro kosten

19.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

−Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Im Frühjahr startet der zweite Teil der Generalsanierung des Schyren-Gymnasiums. Das Ausmaß der sich über fünf Jahre hinziehenden Maßnahme ist gewaltig. Rund 29,1 Millionen Euro wird es kosten, den in die Jahre gekommenen Betonbau in eine moderne Schule zu verwandeln.

"Wir hatten unsere Wünsche", räumte Schulleiter Dietmar Boshof am Mittwoch im Bau- und Vergabeausschuss des Landkreises ein, dass die Kosten unerwartet hoch sind. "Aber sie orientieren sich rein an den Anforderungen, die an ein Gymnasium heutzutage eben gerichtet werden", fügte der Rektor an. Der Bau von Schulen sei in den vergangenen Jahren leider immer teurer geworden. Das sei an Projekten im ganzen Land nachzulesen. "Aber es sind Investitionen, die das Gymnasium für Jahrzehnte leistungsfähig machen."

Der Rückblick, den der Stellvertretende Landrat Anton Westner (CSU) an den Anfang seiner Ausführungen stellte, war eine Hinführung auf den Kostenhammer, den Planer Wolfgang Eichenseher letztlich auspackte. Im November 2010 hat der Landkreis der Regierung von Oberbayern das Vorhaben unterbreitet, das Schyren-Gymnasium von Grund auf sanieren zu wollen. Die Gesamtkosten wurden damals mit 22,1 Millionen Euro angenommen. Sieben Millionen Euro hätte der Freistaat davon eigentlich übernehmen wollen. Das einschränkende "eigentlich" deshalb, weil bis zum Jahr 2012 lediglich der Verwaltungstrakt des Gymnasiums auf Vordermann gebracht wurde.

Danach schob der Landkreis erst einmal die ebenfalls teure (und noch drängendere) Sanierung der Pfaffenhofener Realschule dazwischen. Diese ist mittlerweile abgeschlossen. So ist jetzt wieder das Gymnasium dran. "Maßnahmen für 17,3 Millionen Euro standen noch aus", formulierte Westner weiter. Aber angesichts der mittlerweile sieben bis acht Jahre, die zwischen der damaligen Berechnung und dem Baubeginn im Frühjahr nächsten Jahres liegen, schwante Eichenseher schon, dass diese Schätzung wohl kaum zu halten sein würde.

Also setzte sich der Planer mit der Schulleitung um Dietmar Boshof zusammen, besprach die Wünsche mit Kreiskämmerer Walter Reisinger - und legte seine Ergebnisse jetzt dem Kreisbauausschuss vor. "Die Kosten haben wir nachberechnet. Die Steigerung liegt bei 35 Prozent", meinte Eichenseher. Das macht schon mal 23,4 Millionen Euro. Doch damit nicht genug. Die Anforderungen aus der zunehmenden Digitalisierung, neuen Techniken, gestiegenen Anforderungen an die Ausstattung und auch sonst noch so allerhand, was in eine derartig umfassende Generalsanierung einfließen muss, führen zu einer weiteren Steigerung um fast sechs Millionen Euro. Unter dem Strich stehen die bereits genannten 29,1 Millionen Euro als Schätzung für die fünf weiteren Bauabschnitte, die innerhalb der kommenden fünf Jahre in die Runderneuerung des Schyren-Gymnasiums fließen werden.

Die Räte wirkten zwar durchaus geschockt. Wirkliche Widerworte sparten sich dennoch alle. Nur Kerstin Schnapp (Grüne) kommentierte, dass man schon im Jahr 2010 einige der Zusatzanforderungen voraussehen hätte können. Und Hans Prechter sprach aus, was sicherlich viele im Gremium dachten. "Da zieht es mir schon die Schuhe aus", meinte er. Freilich könne kein Politiker gegen die Investition stimmen. Die einhellige Zustimmung quer durch alle Fraktionen sei gewiss - und genau so kam es am Ende auch. Aber Prechter wollte wissen, warum es zusätzlich zur allgemeinen Kostensteigerung zu so einem gewaltigen Aufschlag gekommen sei. "Diese sechs Millionen müssen sie uns schon erklären, damit wir guten Gewissens zustimmen können."

Und Eichenseher war um keine Antwort verlegen. Er führte nicht nur im Detail aus, für welche Gewerke die Millionen verwendet werden. Er splittete die Zusatzkosten ebenfalls weitgehend auf. So werde die Aula für 800 000 Euro belüftet, LED-Technik bei der Beleuchtung für 200 000 zum Einsatz kommen. Die Leitungsverlegung über die Decken (430 000 Euro) habe es 2010 noch gar nicht gegeben. Die Estrichleger würden mit 1,3 Millionen mehr als angedacht ins Kontor schlagen. Und die digitalen, interaktiven Tafeln in den Klassenzimmern kosten sage und schreibe 820 000 Euro. "Das ist kein Luxus, sondern nur Standard", kommentierte Dietmar Boshof diesen Umstand. Walter Reisinger versicherte, dass hier "garantiert keine goldenen Wasserhähne" verbaut würden. Und Anton Westner entgegnete, dass es nur um den guten Ruf der Schule gehe. "Wir geben den Lehrern nur, was sie zum Unterrichten brauchen."

Angesichts des Debakels um die Generalsanierung der Ilmtalklinik, wo bekanntlich bei der Planung ganze Gebäudetrakte ausgespart blieben, fragte Westner zur Sicherheit noch einmal im Namen aller Räte nach. "Ist auch wirklich alles dabei?" Eichenseher quittierte das mit einem Nicken. "Es ist alles dabei. Nur die Erweiterung und der bereits abgeschlossene Verwaltungstrakt bleiben unberührt."

Ansonsten geht es quer durch das Gymnasiumsgebäude ab Frühjahr 2018 mächtig zur Sache. Erst einmal muss der Lehrerparkplatz weichen, um Platz für die Baufahrzeuge zu schaffen. Ihre Autos müssen die Lehrer künftig auf dem Rasenplatz, der von der Rebl-Straße her zu erreichen ist abstellen. "Hinter einem Bauzaun", wie Eichenseher anfügte. "Damit sie nicht direkt von den Fußbällen der kickenden Kinder getroffen werden."

Zuerst ist dann der naturwissenschaftliche Trakt des Gymnasiums dran. Danach folgen in zwei Abschnitten die Aula und die Klassenräume im Mittelteil der Schule, anschließend der Westteil des Gymnasiums zur Turnhalle hin mit den Lager- und Kellerräumen sowie der Außenbereich. In diesem Zug wird auch der Anfahrtsbereich komplett umgestaltet. So kommt eine Hol- und Bringspur für die Autos der Eltern, die es bisher nicht gibt. Die Busse warten künftig auf schräg angeordneten Stellplätzen vor dem Gebäude - und die antiquierte Überdachung des Parkplatzes muss komplett weichen. "So etwas braucht keiner mehr. Das sieht dann auch alles gleich viel besser aus", befand Eichenseher. Wenn in fünf Jahren alles vorbei ist, ist das Gymnasium auf einer Gesamtnutzfläche von 7600 Quadratmetern komplett erneuert worden. "Die Sanierung kommt damit übrigens ein gutes Viertel günstiger als ein Neubau", meinte Eichenseher noch. Dann waren die Räte endgültig erschlagen von den gewaltigen Zahlen - und hoben ihre Hände zur einhelligen Zustimmung.