Pfaffenhofen
Der Biber schlägt zurück

Zahl geschützter Nager nimmt vor allem im Norden zu - Zuschuss zu Lehrpfad wird erneut behandelt

16.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr

−Foto: PK

Pfaffenhofen (PK) Der Biber breitet sich im Landkreis weiter aus. Bis zu 500 Nager leben in den 135 Revieren. Das sind fast ein Fünftel mehr Tiere als noch vor acht Jahren. Vor allem im Norden wächst die Population, was bekanntlich nicht jeden Landwirt und Politiker freut.

Zu frischem Ruhm hat dem Biber die Debatte im Kreisausschuss vergangene Woche verholfen. Es ging um einen - eigentlich ja bereits fest zugesagten - Zuschuss für den Biberlehrpfad des Bund Naturschutz (BN) bei Pfaffenhofen. Was als Formalie gedacht war, entwickelte sich zu einer wahren Streitdebatte rund um den Biber. Dieser ist bekanntlich streng geschützt, wird vor allem von den Landwirten aber ziemlich verachtet. Weil seine Dämme und Bauten an der falschen Stelle nicht nur für Probleme, sondern sogar für Gefahr sorgen können. Am Ende verweigerten die Kreisräte dem Lehrpfad den Zuschuss. Lautá ?stark untermalt mit dem launigen Hinweis von Vohburgs Bürgermeister Martin Schmid (SPD), dass es keinen Lehrpfad brauche. Wer das Werk der Biber sehen möchte, brauche nur am Ufer der Kleinen Donau entlangzuwandern.

 

So verwegen die Verweigerung des Zuschusses auch war (schließlich prangt auf den Schautafeln des Lehrpfads bereits das Landkreiswappen), so berechtigt war Schmids Hinweis. Den Beweis trat nur wenige Tage nach der Kreisausschusssitzung der Bibermanager des Landkreises, Andreas Kastner, im Umweltausschuss an. Von der zeitlichen Korrelation her übrigens rein zufällig. Keineswegs geplant. Ein Schelm, wer anderes denken mag. Kastner jedenfalls stellte die Ergebnisse der Biberkartierung vor. Die Zählung fand im Zeitraum zwischen Dezember 2015 und März 2016 statt. Und sie brachte durchaus Bemerkenswertes ans Licht. Der bedrohte Biber ist im Landkreis nämlich wieder auf dem Vormarsch. "Kartiert wurden 135 Reviere, und wir haben 450 bis 500 Tiere gezählt", meinte Kastner.

Macht im Schnitt 3,3 Tiere pro Revier. Vier Fünftel davon sind Familienreviere, in etwa 20 Prozent leben Einzeltiere. Und wer sich die Verteilung der Biberbauten im Landkreis auf der Überblickskarte (siehe Einblocker) etwas genauer anschaut, der erkennt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Leben im Gerolsbach gerade mal vier Prozent der Biber aus dem Landkreis, fühlt sich in der Paar ein Viertel der Tiere wohl. Die Ilm und die Donau beherbergen jeweils über ein Drittel der Biber im Landkreis. "Wobei im Norden die größten Zuwächse zu verzeichnen sind", meinte Kastner. Die Nordgemeinden Vohburg und Geisenfeld verzeichnen die stärksten Zuwächse, obwohl hier auch bei der vorangegangenen Kartierung im Jahr 2009 in absoluten Zahlen die weitaus meisten Biber lebten.

Wie feindselig dem schützenswerten Nager die Räte im Kreisausschuss gegenüberstanden, erklärt die Kartierung trotzdem nicht. "Die Veränderung gegenüber 2009 ist aufgrund nicht erhobener Revierzentren nur bedingt interpretierbar", relativierte Kastner die Zuwächse. Im Süden hätten sich die Bestände kaum verändert. Im Norden liege das gehörige Plus unter anderem an einigen Veränderungen bei der Kartierung. "Wir haben einen größeren Bereich kartiert. Vor acht Jahren wurden einzelne Gegenden einfach ausgenommen", sagte Kastner. Werden diese Sondereffekte ausgeklammert, bleibt trotzdem ein kleines Plus: "Um etwa 20 Reviere, also etwa 15 bis 17 Prozent", führte der Bibermanager aus.

Was das für den Biberlehrpfad und seine Finanzierung bedeutet? Eher wenig. Aber der stellvertretende Landrat Anton Westner (CSU) hat gestern angekündigt, den Zuschussantrag zusammen mit einer genauen Erläuterung des Lehrpfadkonzepts in der nächsten Kreisausschusssitzung erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Die Finanzierungslücke hat derweil die Stadt Pfaffenhofen geschlossen - zusätzlich zu jenen 25 000 Euro, die ohnehin schon von der Stadt in das Projekt geflossen sind. Der BN ist mit 2500 Euro beteiligt.