Pfaffenhofen
Sportliche Bedürfnisse statt Luxus

Vertreter des Schwimmsports vermissen beim Hallenbad-Bürgerentscheid einen Mittelweg

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

−Foto: Missy

Pfaffenhofen (PK) Am 23. Oktober stimmen die Pfaffenhofener beim Bürgerentscheid über den Hallenbad-Neubau ab: Schulbad oder Familienbad? Als Mittelweg würde der Vereinssport stattdessen ein Sportbad mit sechs statt fünf Bahnen favorisieren. Diese Variante steht aber gar nicht mehr zur Wahl.

Die Stadt Pfaffenhofen baut ein neues Hallenbad auf dem Gelände der früheren Gerhardinger-Schule. Und die Pfaffenhofener Bürger haben in drei Wochen die Wahl, ob es ein Schulbad werden soll, das von der Öffentlichkeit mitgenutzt werden kann, oder ob sie sich ein kleines Freizeitbad mit Sauna, Erlebnisbecken, Außenbecken und Gastronomie leisten wollen. Letzteres würde laut einstimmigem Beschluss auch der Stadtrat favorisieren. "Zusätzlich zum Bedarf an Becken für Schul- und Vereinssport kann das Bad um Freizeitattraktionen erweitert werden", erläutert Stadtjurist Florian Erdle die Luxusvariante. "Von der Fläche und den finanziellen Mitteln her wäre das möglich."

Ein solches Freizeitbad wäre natürlich deutlich kostspieliger. Statt bis zu 9,5 Millionen Euro für die kleine Lösung würden die Baukosten immerhin 15 Millionen betragen - von höheren Betriebskosten ganz zu schweigen. Bei einer solchen Investition wäre die vom Stadtrat selbst gesetzte Schuldenobergrenze von unter 20 Millionen Euro für das Jahr 2020 wohl nicht mehr zu halten. Ob es den Bürgern Pfaffenhofens das trotzdem wert ist, sollen sie deshalb selbst beurteilen: Bis zum 23. Oktober können sie noch per Briefwahl oder an der Urne abstimmen.

Der Neubau des Hallenbads bewegt auch die Wassersportvereine. Und aus deren Reihen gibt es Kritik am Bürgerentscheid: "Die Stadt plant aktuell beide Varianten mit fünf Bahnen à 25 Meter", sagt Norbert Höschel von der Schwimmabteilung des MTV Pfaffenhofen. "Damit wird der Bedarf von Schulen und Vereinen an Trainingszeiten im Hallenbad aber nicht gedeckt." Die MTV-Schwimmer haben sich auch mit Sportfachschaften, der Wasserwacht, dem Tauchclub Marlin und dem Reha-Sportverein zu einer Arbeitsgruppe zusammengeschlossen. Diese ist sich einig, dass es eine Mischlösung aus kleinem und großem Bad braucht. Tatsächlich ist seitens der Stadt ursprünglich auch eine dritte Variante untersucht worden: ein größeres Sportbad mit sechs Bahnen und Lehrschwimmbecken für rund 12,1 Millionen. Doch die steht beim Bürgerentscheid gar nicht mehr zur Wahl.

"Es müssen die Grundbedürfnisse von Schulen, Vereinen und Reha-Sport erfüllt werden", fordert Höschel im Namen der genannten Vereine. "Das würde mit sechs Bahnen à 25 Metern, inklusive zwei Sportbahnen gelingen - oder mit fünf Bahnen, wenn es ein sinnvolles Nichtschwimmerbecken gibt." Für Letzteres brauche es aber einen Hubboden, mit dem man die Wassertiefe verstellen kann. "Diese Lösung ist aber so in keiner Wahlmöglichkeit enthalten", kritisiert er. "Unsere Arbeitsgruppe plädiert beim Bürgerentscheid deshalb für den Bau des Freizeitbads; bei der Ausgestaltung muss dann der Fokus auf den Grundbedürfnissen statt auf Familienattraktionen liegen." Die kleine Variante würde den Schwimmsport in Pfaffenhofen auf Jahrzehnte erheblich einschränken.

In erster Linie wird das Bad aber für die Schulen gebaut. Die Schüler der Grund- und Mittelschule etwa können seit Langem kein Hallenbad mehr nutzen - das eigene war seit 2013 außer Betrieb und ist mittlerweile abgerissen. Und das in die Jahre gekommene Realschulbad ist mit den Klassen des Schyren-Gymnasiums und der Georg-Hipp-Realschule voll ausgelastet. Konrektor Tobias Dietrich hat dementsprechend nur einen Wunsch: "Egal, wie das neue Schwimmbad aussieht, Hauptsache alle Schüler haben wieder Zugang zu einem Bad."

Auch Schulleiter Dietmar Boshof vom Schyren-Gymnasium verweist auf die Interessen des Schulsports: "Es gibt bestimmte Anforderungen an ein Schulschwimmbecken. Unsere Sportverantwortlichen stehen deswegen in Verhandlungen." Der Landkreis Pfaffenhofen als Vertreter der Landkreisschulen (Gymnasium, Realschule, Berufsschule und FOS/BOS) beteiligt sich finanziell am Neubau, weil das neue Hallenbad auch als Ersatz für das alte Realschuldbad mitgenutzt werden kann. Der Förderrichtwert beträgt 2,1 Millionen Euro. "Dabei handelt es sich um die Bedarfsdeckung des Schulschwimmsports der Landkreisschulen", erklärt der Sprecher des Landratsamts Karl Huber. "Die Anforderungen der Regierung von Oberbayern für ein wettkampftaugliches Schwimmbecken ist eine Wasserfläche von 25 Meter Länge und 12,5 Meter Breite." Das ist laut Voruntersuchung auch bei der kleinen Variante gegeben.

Egal wie der Bürgerentscheid ausgeht: Es wird ein neues Hallenbad mit einem wettkampf- und breitensporttauglichen Schwimmerbecken kommen - darin sind sich alle Beteiligten einig. Wenn eine Mehrheit für die große Lösung stimmt, soll danach über die konkrete Ausgestaltung des Bades verhandelt werden. Und dann können Bürger und Vereine noch einmal mitreden, welche Schwerpunkte etwa bei Familien-, Wellness- oder eben Sportangeboten gesetzt werden sollen.