Pfaffenhofen
Mehr Briten beantragen deutschen Pass

Aus Sorge vor dem Brexit hat sich die Zahl der Einbürgerungen seit Juni 2016 vervielfacht

19.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Pfaffenhofen (PK) "Wir wollen Deutsche werden": Die Zahl der Einbürgerungsanträge im Landkreis Pfaffenhofen ist in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Einer der Gründe ist der drohende Brexit in Großbritannien.

Mit knapper Mehrheit haben die Briten im Juni 2016 für den EU-Austritt gestimmt. Noch gibt es viele Unklarheiten rund um den Brexit - vor allem eins macht den hier lebenden Engländern schwer zu schaffen: Wie geht es für sie nach dem Ausstieg in Sachen Freizügigkeit weiter? Wie ist es um die Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bestellt?

Offene Fragen, die auch John Wilkinson (Name von der Redaktion geändert) umtreiben. Seinen richtigen Namen will der im Landkreis wohnende Engländer nicht nennen, unter anderem fürchtet er Ärger mit der britischen Botschaft. Auf der Insel geboren, lebt Wilkinson bereits seit über 40 Jahren in Deutschland. Das Problem: Er hat keine deutsche Staatsangehörigkeit. "Ich habe nur den englischen Pass und möchte das eigentlich auch nicht ändern." In der alten Heimat ist er nur noch sehr selten. Dennoch weiß er bestens über die politische und wirtschaftliche Lage Bescheid - und ist ziemlich enttäuscht: "Die Regierung hat sich selbst runtergewirtschaftet und gibt der EU die Schuld dafür", sagt er. Und aus dieser Unzufriedenheit vieler Wähler heraus ging es mit den rechten Parteien nach oben. "Dann kam Cameron auf die Spitzenidee, eine Volksbefragung zum EU-Ausstieg durchzuführen - und hat seinen Dämpfer bekommen." Wilkinson hatte die Brexit-Abstimmung natürlich von Deutschland aus verfolgt, obwohl er - weil er schon so lange nicht mehr im Königreich lebt - nicht mitwählen durfte: "Am Abend sah es so aus, als bliebe England in der EU. Ich bin dann früh ins Bett gegangen und am nächsten Morgen kam dann die Schocknachricht."

Und aus dieser hat eine ganze Reihe seiner Landsleute, die ebenfalls im Landkreis leben, Konsequenzen gezogen. Laut einer Statistik des Landratsamtes Pfaffenhofen hat sich die Zahl der Einbürgerungen der hier lebenden Briten seit dem Referendum verzehnfacht: Im Jahr 2015 wurden nur zwei britische Staatsangehörige eingebürgert. Zwischen Juli 2016 und Juli 2017 waren es dagegen 20. In der Regel ging es dabei um die doppelte Staatsbürgerschaft, die für EU-Bürger relativ problemlos möglich ist. Ist Großbritannien erst mal raus aus der Europäischen Union, dürfte dies unter Umständen deutlich schwieriger werden.

Das setzt Wilkinson jedoch nicht unter Druck: "Ich gehe nicht davon aus, einen deutschen Pass beantragen zu müssen", sagt er. "Ich wohne schon so lange in Deutschland, dass ich doch eigentlich ohne Probleme bleiben kann - im Notfall bleibt mir natürlich nichts anderes übrig." Außerdem hat er die Hoffnung auf einen Verbleib seines Heimatslandes in der EU noch nicht ganz aufgegeben.

129 Ausländer sind zwischen Juli 2016 und 2017 im Landkreis Pfaffenhofen eingebürgert worden, knapp 60 Prozent mehr als im 2015 (76). Davon stammen 86 Menschen aus EU-Ländern (inklusive Großbritannien). Die Zahl der Einbürgerungen türkischstämmiger Menschen ist in diesem Zeitraum übrigens trotz der politischen Lage in ihrem Heimatland mit 13 nahezu konstant geblieben.