Pfaffenhofen
Blüten im Winter

Der Pfaffenhofener Pfarrer Albert Miorin über den Brauch der Barbarazweige

02.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Pfarrer Albert Miorin schneidet jedes Jahr zum 4. Dezember ein paar Barbarazweige. Forsythien und Kirschbäume sind besonders beliebt für den Brauch. - Foto: Guld

Pfaffenhofen (PK) Für Viele gehören sie zur Tradition - die Barbarazweige, die am 4. Dezember geschnitten werden und Heilig Abend erblühen sollen. Pfarrer Albert Miorin kennt den Brauch, der der Märtyrerin Barbara gewidmet ist, seit seiner Kindheit.

"Meine Mutter hat das schon immer gemacht", erzählt Pfarrer Albert Miorin über den Brauch, am 4. Dezember Barbarazweige zu schneiden. Er ist mit dieser Tradition aufgewachsen und zwickt jedes Jahr ein paar Zweige ab, die dann angeschnitten und in lauwarmes Wasser gestellt werden. Die Meisten verwenden Kirschzweige, aber es gibt auch einige andere beliebte Sorten. "Ich benutze meistens Forsythien, die gibt es in fast jedem Garten", so Miorin. "Und mit denen klappt es auch ganz gut."

Der Brauch selbst kommt von einer Legende, nach der die Heilige Barbara ins Gefängnis geworfen werden sollte und sich auf dem Weg dorthin ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfing. Diesen soll sie in ihrer Zelle mit Wasser versorgt haben und am Tag ihres Todes erblühte der Zweig schließlich.

Viel ist über die Heilige Barbara laut Pfarrer Miorin nicht bekannt. Sie soll ungefähr im dritten Jahrhundert nach Christus in Nikomedia gelebt haben, das in der heutigen Türkei lag. Ihr Vater war ein Ungläubiger, der seine Tochter in einen Turm einsperrte, um zu verhindern, dass sie eine Christin wird. Als der Vater zu einer längeren Reise aufbrach, ließ sich Barbara jedoch im Bad ihres Gefängnisturms taufen und als Symbol für die Dreifaltigkeit Gottes ein drittes Fenster in den Turm brechen. Das erkannte der Vater, als er zurückkehrte und bestrafte Barbara für ihren Ungehorsam. "Aber sie hatte gewissermaßen den Himmel auf ihrer Seite", so der Pfarrer. Als Barbara von ihrem Vater auf grausame Weise umgebracht wurde, wird dieser vom Blitz erschlagen.

"Es gibt verschiedene Versionen der Legende", erklärt Miorin. Im Grunde sei der Zweig, der im Winter erblüht, im Christentum ein Symbol der Auferstehung. Der Frost bedeute den Tod für die Pflanzen, doch die Blüten der Barbarazweige symbolisieren neues Leben. "Der Advent ist auch immer eine Zeit des Wartens, egal ob nun mit den 24 Türchen im Adventskalender oder eben mit den Barbarazweigen", sagt Miorin.

Einen Tipp hat der Pfarrer, damit die Blüten auch wirklich rechtzeitig aufgehen: "Es muss vorher auch einmal Frost gehabt haben." Wenn es gefroren hat und die Zweige danach im warmen Haus aufgestellt werden, ist das für die Pflanzen, als wäre der Frühling gekommen und sie treiben aus. "Ich hatte auch schon Jahre, wo sie nicht aufgegangen sind", sagt Miorin. Aber seiner Erfahrung nach ist es meistens so, dass die Zweige tatsächlich erblühen. Bei vielen Leuten gingen die Blüten auch schon vor dem eigentlichen Termin am Heilig Abend auf, da es im Winter in den Häusern oft sehr stark beheizt sei und dies das Erblühen begünstige. "Meine Großmutter hat die Zweige früher immer ins Schlafzimmer gestellt, um das Austreiben hinauszuzögern, denn da war es nicht so warm", erinnert sich Miorin.

Als er noch in Augsburg Pfarrer war, hat er dort am 4. Dezember auch oft ganze Sträuße von Barbarazweigen gesegnet. "Dieses Jahr ist es ganz praktisch, da die Sträucher hier direkt vor der Türe wachsen", sagt Miorin, der heuer zum ersten Mal Zweige aus Pfaffenhofen benutzen wird.