Pfaffenhofen
Blechbläserfeuerwerk vom Feinsten

quattro stagioni: Vier Virtuosen arbeiten sich durch 600 Jahre Musikgeschichte

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Sie gehören sozusagen zum Inventar der Memo-Konzerte, wie Max Penger das „Haus- und Hofquartett der Stadtkapelle“ ankündigte: quattro stagioni mit Wolfgang Eichenseher (von links), Lucas Krammer, Matthias Baunach und Maria Stark - Foto: Hammerl

Pfaffenhofen (PK) Mit der Losung „Nichts von Mendelssohn und Mozart“ stellte das Blechbläserquartett quattro stagioni Max Pengers Memo-Konzertreihe auf den Kopf. Denn die Konzerte in der Stadtpfarrkirche stehen bekanntlich unter dem Motto „Alles von Mendelssohn bis Mozart“.

Das Publikum in der Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist bleibt dennoch sitzen und wird mit einem festlich bis heiteren Blechbläserfeuerwerk vom Feinsten belohnt. Maria Stark und Wolfgang Eichenseher (beide Trompete), Matthias Baunach (Posaune) und Lucas Krammer (Tuba, Bass-Posaune) beherrschen ihre Instrumente nuanciert und sind bestens aufeinander eingespielt. Krammers humorvolle Moderation trägt ein Übriges zum rundum gelungenen Konzerterlebnis bei.

Das beginnt mit der „Canzon secunda“ von Giovanni Gabrieli, zu Deutsch: das zweite Lied. „Es hat sich in unserem Ensemble bewährt, das erste Lied einfach wegzulassen“, erklärt der Bläserchef, „das spart Ihre wertvolle Zeit und schont unsere Lippen“.

In dem Stil geht es munter weiter, so wird der Vorzeigefrau im Quartett die führende Rolle beim lebhaften „Saltarello“ von Giovanni Cavaccio zugeschustert, „weil Männer, wenn’s ums Tanzen geht, oft ein spontanes Hüftleiden“ entwickeln.

Beinahe stiehlt der Moderator den Musikern die Show, doch dafür sind sie zu gut und die Akustik der Kirche für das gesprochene Wort zu schlecht, beziehungsweise nicht überall so gut wie für die Musik. Die nimmt es locker auch mit den Kirchenglocken auf, hält mit Johann Sebastian Bachs virtuoser Transkription eines Vivaldikonzertes dagegen. Offenbar lieben die Bläser Herausforderungen, denn sie haben sich für den ersten Satz, ein Allegro mit „horrendem Verhältnis zwischen zu spielenden Noten und zur Verfügung stehender Zeit“ entschieden. 1742 Noten in 135 Sekunden hatte Bach seinerzeit einem Pianisten mit zehn Fingern aufgebürdet – quattro stagioni schafft das bravourös mit vier Lippenpaaren.

600 Liter Luft – denn jeder der vier Musiker hole 50mal Luft – wehen den Zuhörern mit Bachs Orchestersuite für Streicher und Basso continuo entgegen, das Krammer so gerne allein mit dem Posaunisten dargeboten hätte, denn bei Bach mussten die Trompeten schweigen – was sich aber seine Hochtonerzeuger nicht bieten ließen. Sie bekommen sogar für kurze Zeit allein das Wort, sprich den Ton.

Stück für Stück arbeiten sich die vier Blechvirtuosen durch 600 Jahre Musikgeschichte. „Nun danket alle Gott“ aus der Feder eines Anonymus und nicht mit dem gleichnamigen Kirchenlied zu verwechseln, beschließt den barocken Teil.

Mit einem gewaltigen Sprung zu Gustav Holsts Orchestersuite „Die Planeten“ katapultiert das Ensemble sich und seine Zuhörer in die Spätromantik und lässt sie in den festlichen Klängen des Jupitersatzes beziehungsweise der Adaptation „I Vow to Thee My Country“ schwelgen.

Einen letzten kleinen Seitenhieb müssen sich die Trompeter noch anhören, ehe sie beweisen dürfen, dass Eric Culvers Posaunenquartett „Dances From a Hillside Manor“ mit Trompetenunterstützung mindestens so schön klingt wie im Original.

Dafür dominiert das tiefe Register in der Zugabe „Herr, Gott, dich loben wir alle“, mit der ein erhebendes Kirchenkonzert festlich-getragen ausklingt.