Pfaffenhofen
Bereichernder Austausch der Kulturen

Die 19-jährige Judit Sendtner verbrachte ein Jahr als freiwillige Missionarin auf Zeit in Uganda

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Nach dem Abitur wollte Judit Sendtner erst einmal Praxisluft schnuppern, bevor es an die Uni geht. So verbrachte sie ein Jahr als Missionarin auf Zeit in einem Krankenhaus in Uganda - eine Erfahrung, die sie nachhaltig prägte, sowohl in ihrer Persönlichkeit als auch für ihre berufliche Zukunft.

"Ich wollte nicht sofort nach der Schule studieren, sondern erst einmal etwas Praktisches anpacken, auch um herauszufinden, was ich beruflich später machen will", erzählt Judit Sendtner aus Pfaffenhofen. In einer Sache war sich die 19-Jährige allerdings sicher: Es sollte etwas mit Medizin sein, am besten im Ausland. Sendtner informierte sich über die verschiedenen Möglichkeiten, sprach mit Freunden, die bereits im Ausland waren, und stieß dann schließlich auf das Freiwilligenprogramm Missionar auf Zeit der Comboni-Missionare und Salvatorianer. "Mir haben die Organisation und das Programm so gut gefallen, dass ich mich schließlich beworben habe", erzählt sie.

Ende August vergangenen Jahres saß Sendtner dann im Flieger nach Uganda. "Der Abschied von Familie und Freunden war natürlich nicht leicht, schließlich war ich ein ganzes Jahr von zu Hause weg", sagt die 19-Jährige. "Aber gleichzeitig habe ich mich auch auf das Neue, das mich erwartete, gefreut." Bevor sie Anfang September ihren Dienst im Krankenhaus Matany in Karamoja, einer Region im Nordosten Ugandas, antrat, verbrachte sie nach ihrer Ankunft ein paar Tage in Ugandas Hauptstadt Kampala. "So konnte ich mich bereits ein wenig eingewöhnen und auch das erste Mal mit der Kultur und dem Leben dort in Berührung kommen", berichtet sie. "Dennoch war ich anfangs überwältigt von den vielen neuen Eindrücken."

In Karamoja angekommen startete die Abiturientin dann auch gleich in den ersten Abschnitt ihres einjährigen Freiwilligendienstes: der Geburtenstation im Krankenhaus Matany. Vier Monate hat die 19-Jährige dort verbracht. "Da ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt keine Ahnung von der Medizin hatte, habe ich anfangs meist nur zugeschaut, aber auch geputzt, gewaschen, Sachen eingeräumt oder Patienten zum Röntgen gebracht", erzählt sie. Mit der Zeit sei ihr aber immer mehr gezeigt worden. So war sie bei Geburten dabei, was sie als "ein wirklich tolles Erlebnis" beschreibt, oder hat die Babys direkt nach der Geburt messen, waschen oder wiegen dürfen. "Die Hebammen waren wirklich sehr offen, haben Freude daran gehabt, mir etwas beizubringen und das war wirklich sehr schön", erzählt Sendtner. Dennoch hat sie auch erfahren, wie nah Leben und Sterben beieinanderliegen: "Es sind auch Babys gestorben und damit muss man auch lernen, umzugehen", berichtet sie. Prägende Erfahrungen sammelte Sendtner auch im Anschluss zwei Monate lang auf der Kinderstation. Auch wenn sie überwiegend bei der medizinischen Versorgung der kleinen Patienten half, sah die 19-Jährige ihre eigentliche Aufgabe ganz woanders: "Es ging vielmehr darum, mich mit den Patienten zu unterhalten, Zeit mit ihnen zu verbringen oder auch einfach nur da zu sein", sagt sie. "Viele sind einsam oder auch deprimiert und dann froh über ein bisschen Gesellschaft oder Ablenkung." Und das funktionierte auch trotz Sprachbarriere. "Ich habe mich zwar hauptsächlich auf Englisch verständigt, aber viele Patienten sprechen es nicht, also musste ich improvisieren", erzählt sie. "Mit der Zeit habe ich auch die lokale Sprache Ngakarimojong gelernt, um mich wenigstens ein bisschen verständigen zu können."

Große Fürsorglichkeit lernte Sendtner auch auf der Station der Inneren Medizin kennen, wo sie insgesamt drei Monate verbrachte. "Die Ärztin und die Krankenpfleger haben sich damals wirklich rührend um ihre schwer- und teils todkranken Patienten gekümmert, sich viel Zeit für sie genommen", erzählt sie. Häufige Krankheiten dort wären Malaria, Tuberkulose und HIV.

Nach zwei Monaten in der Chirurgie und Gynäkologie endete schließlich Sendtners Aufenthalt in Matany. Sie selbst sagt, dass sie unglaublich viel aus dieser Zeit mitgenommen und auch gelernt hat. "Wir in Europa haben immer diese Angst, dass unser Reichtum nicht genügt, wir wollen immer mehr", sagt sie. Oft schätzen wir nicht genug, dass wir hier in einem sicheren Land mit einer geringen Arbeitslosenquote und einem ausgereiften Sozialversicherungssystem leben. "Die Menschen in Uganda streben zwar auch nach mehr Bildung und vielleicht auch etwas Wohlstand, doch sie vergleichen sich nicht ständig mit anderen und haben eine gewisse Grundzufriedenheit, die uns hier teilweise fehlt." Das Jahr in Uganda sei eine Erfahrung gewesen, an der sie gewachsen sei und die ihr gezeigt habe, wie bereichernd ein Austausch zwischen unterschiedlichen Kulturen sein kann. Auch auf Sendtners berufliche Zukunft hatte der Freiwilligendienst einen entscheidenden Einfluss: im Oktober beginnt sie ihr Medizinstudium in Würzburg.