Pfaffenhofen
Bei Integration gibt es kein Patentrezept

Regierungsbeauftragte Kerstin Schreyer referiert bei Frauenunion und rät, immer auf die Menschen schauen

11.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Mit einem Geschenk bedankt sich Emilie Bergmeister(links) bei Kerstin Schreyer. −Foto: Gruber

Pfaffenhofen (eg) Über "Integration in Bayern" hat am Weltfrauentag, also vergangenen Freitag, auf Einladung der Frauenunion im Pfaffenhofener Hofbergsaal mit der Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer die Integrationsbeauftragte der bayerischen Regierung referiert. "Frauen sind diejenigen, die die Verbindung der Familie und der Kinder zur Gesellschaft schaffen müssen", sagte Schreyer. Bei Integration dürfe man nicht nur an Geflüchtete denken, sondern auch an solche, die aus osteuropäischen Ländern oder der Türkei zuwandern, um hier zu arbeiten.

Aus Angst hätten sich, so Schreyer, bei der Bundestagswahl viele den Linken oder Rechten zugewandt. Man müsse sich um alle kümmern. Gerade Osteuropäer würden häufig ausgebeutet und würden sich - wie in manchen Münchner Vierteln, mit Landsleuten zusammenschließen, was ihre Integration erschwere. Schreyer habe Flüchtlingslager auf Lesbos besucht und dort bedrückende Beobachtungen gemacht. Man müsse dort und in Italien menschenwürdige Bedingungen schaffen. Voraussetzung dafür sei ein gemeinsames Asylrecht in Europa. Man könne auch keine Zahl festlegen. "Menschen sind keine Zahl", sagte sie, fügte jedoch an. "Aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt."

 

Nach einer Umfrage der Hanns-Seidl-Stiftung würden sich 80 Prozent der Zugewanderten in Deutschland wohlfühlen. "Aber wir müssen uns auch um die verbleibenden 20 Prozent kümmern", fügte sie an. In Augsburg würden 46 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund leben, in München 40 Prozent. "Und doch gibt es dort keine No-Go-Areas wie etwa in Berlin-Neukölln." Diese Menschen müssten darüber aufgeklärt werden, "was bei uns nicht verhandelbar" sei: die Gleichberechtigung von Mann und Frau, was die Polizei dürfe und was nicht. "Wie schaffen wir es, dass sich die Jugendlichen als Pfaffenhofener fühlen? Wie kommt jemand mit dem Herzen hier an?", fragte sie. So müsse man sich besonders um Frauen aus anderen Kulturkreisen bemühen, die oft isoliert lebten und nicht einmal die deutsche Sprache beherrschten. "Sie müssen in Arbeit vermittelt werden, um sie vor Altersarmut zu schützen", so Schreyer. Es gebe keine Patentrezepte, man müsse jeden Einzelfall betrachten. Viel Beifall gab es für ihre Ausführungen, eine lebhafte Diskussion schloss sich an - und mit einem Geschenkkorb bedankte sich die Gastgeberin Emilie Bergmeister als Vorsitzende der Frauenunion bei ihrem Gast.

Viel lokalpolitische Prominenz begrüßte Bergmeister außerdem - und ließ einige zu Wort kommen. Im Landkreis Pfaffenhofen sei die Integration hervorragend gelaufen, betonte der Landtagsabgeordnete Karl Straub, der in dem Zug der eigenen Abteilung am Landratsamt und den vielen ehrenamtlichen Helfern dankte. "Wer Hilfe braucht, soll in Bayern auch Hilfe bekommen." Doch man stoße auch an Leistungsgrenzen. Daher habe Straub eine kritische Haltung zum unbegrenzten Familiennachzug. Bei Abschiebungen gebe es natürlich problematische Fälle, wie er an einem konkreten Beispiel erläuterte.

Dankbar zeigte sich Landrat Martin Wolf, dass dieses Thema aufgegriffen wurde. Das Landratsamt sei mit unter den Ersten, die ein Sachgebiet Integration eingerichtet hätten, in dem man sich die Aufgaben mit der Caritas teile. Von den 125 000 Einwohnern des Landkreises seien 13 000, also immerhin elf Prozent, nicht-deutsche Staatsbürger - und davon wiederum 1200 Asylbewerber. Die Flüchtlingsquote liege somit bei rund einem Prozent. Unter denen müsse man unterscheiden zwischen denen, die wieder zurück müssen, und denen, die hier bleiben. Alle müsse man menschlich behandeln und "nicht nur in einem Raum sitzen lassen". Wobei das größte Probleme die Wohnungsknappheit darstelle.