Pfaffenhofen
Barbra Streisand lässt grüßen

30.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:32 Uhr

Pfaffenhofen (mck) Wenn im Internet jemand eine Information unterdrücken will, die eben dadurch erst richtig publik wird, nennt man das den Streisand-Effekt. Der Name geht zurück auf die populäre Filmdiva Barbra Streisand. Die hatte einmal ein Foto von ihrem Haus löschen lassen wollen und damit verursacht, dass es überhaupt erst Beachtung gefunden hat.

So ähnlich ist es gestern der Scheyerer BOS ergangen. Denn eigentlich hätte das grüne Licht für die FOS geheim bleiben sollen. Die Verantwortlichen hatten offensichtlich zunächst versucht, die Verbreitung der Information zu unterbinden. Vergeblich. Es war ein bemerkenswertes Lehrstück über die Tücken des Internets und die Kraft sozialer Netzwerke.

Seit gestern Vormittag wurde spekuliert, dass das Kultusministerium der FOS-Gründung in Scheyern und Pfaffenhofen zugestimmt hätte. Offiziell oder gesichert war das nicht. Im Gegenteil: Die Berufsoberschule Scheyern (BOS), an der die FOS entstehen soll, hüllte sich in Schweigen – vermutlich um Gerüchte zu vermeiden, bevor nicht auch das bayerische Finanzministerium den Gründungsplänen in letzter Instanz zugestimmt hat.

Doch die Gerüchteküche hat längst gebrodelt. Dafür hat offenbar ein Mitglied der Schulleitung selbst gesorgt, das gestern die vermeintlich frohe Kunde im Internet verbreitet hatte. „Herzlich willkommen auf der Homepage der Staatlichen (Fach- und) Berufsoberschule Scheyern“ und „BOS Scheyern – neu mit FOS“ stand nämlich schon auf der Webseite der BOS zu lesen.

Und auch im sozialen Netzwerk Facebook hat sich die eigentlich interne Information wie ein Lauffeuer verbreitet. Auf der dortigen Seite der FOS wurde gestern Vormittag vermeldet: „Wir haben heute die Mitteilung des Kultusministeriums erhalten, dass die Anmeldezahlen für die Gründung der FOS Scheyern ausreichen. Die Zustimmung des Finanzministeriums vorausgesetzt kann die FOS Scheyern ab dem Schuljahr 2012/2013 starten.“

Doch auf Anfrage des PK wollte sich die Schulleitung der Scheyerer BOS nicht in der Sache äußern. Eine Reaktion erfolgte dann doch noch: Gegen Mittag wurde zunächst jeder Hinweis auf die FOS-Genehmigung von der Schulwebseite gelöscht, kurz danach der Facebook-Eintrag, der bis dahin aber schon 127-mal mit der „Gefällt mir“-Funktion verbreitet, mehrfach geteilt und mit Glückwünschen von Bürgern und Offiziellen kommentiert worden war. Das Internet vergisst bekanntlich nichts, so dass sich die Meldung auf Facebook trotz der Löschaktion noch eine Weile halten konnte.

Was blieb, war ein schaler Beigeschmack schlechter Öffentlichkeitsarbeit – und die zuletzt im Internet veröffentlichte Nachricht der BOS von vor einer Woche: „Sobald eine Entscheidung vorliegt, werden wir diese hier bekannt geben.“ Man bedanke sich für das rege Interesse an der FOS und warte auf eine Entscheidung des Kultusministeriums. Doch da war das Geheimnis längst kein Geheimnis mehr. Und Landrat Martin Wolf (CSU) konnte kaum mehr anders, als die Karten auf den Tisch zu legen und das Gerücht zu bestätigen.