Pfaffenhofen
Auch Mieten will gelernt sein

Projekt „Mietführerschein“ soll anerkannten Asylbewerbern bessere Chancen auf dem Wohnungsmarkt verschaffen

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr
Auf dem Weg zum Führerschein: Die Teilnehmer des ersten Moduls zur Mieterqualifizierung in Reichertshofen. −Foto: Kutzer-Meckl

Pfaffenhofen (PK) Das Projekt „Mietführerschein“ ist im Landkreis Pfaffenhofen erfolgreich angelaufen.

Anfang September hat das erste von fünf Lernmodulen in der Gemeinde Reichertshofen begonnen. Dabei erhalten 17 anerkannte Asylbewerber an fünf Abenden Grundkenntnisse im Verhalten als Mieter, in der Kommunikation mit dem Vermieter, im Verstehen von Rechten und Pflichten aus dem Mietvertrag sowie im Verstehen von Hausordnungen und deren Sinn. Geschult werden die Teilnehmer in Reichertshofen von Ehrenamtlichen. Auch das Caritas-Zentrum Pfaffenhofen bietet ab heute in Pfaffenhofen einen Kurs zum Erwerb des „Mietführerscheins“ an. Ziel für 2018 ist es, dieses Angebot über Reichertshofen und die Stadt Pfaffenhofen hinaus flächendeckend im Landkreis einzuführen.

„Flüchtlinge haben große Schwierigkeiten, auf dem freien Wohnungsmarkt Fuß zu fassen. Viele Vermieter haben Bedenken, ihre Wohnung an anerkannte Asylbewerber zu vermieten“, so Anna Kutzer-Meckl von der Netzwerkstelle Asyl und Integrationslotsin am Landratsamt Pfaffenhofen. Das führe dazu, dass es immer mehr sogenannte Fehlbeleger gibt, die zwar eine Anerkennung als Flüchtling haben, aber weil sie auf dem freien Wohnungsmarkt keine Wohnung finden, in den staatlichen Unterkünften bleiben müssen. Im Landkreis Pfaffenhofen gibt es aktuell 327 solcher Fehlbeleger.

Genau an dieser Stelle setzt das Projekt „Mietführerschein“ an, das sich in anderen Städten bereits unter dem Namen „Mieterqualifizierung – Fit für die eigene Wohnung – Neusässer Konzept“ bewährt hat.

Der Mietführerschein-Kurs des Caritas-Zentrums spricht noch eine weitere Zielgruppe an. „Nicht nur anerkannte Flüchtlinge, auch Migranten aus der EU oder Drittstaaten haben es auf dem Wohnungsmarkt in unserem Landkreis schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden,“ so Jenny Nguemakwe Poungom von der Caritas-Migrationsberatung. Dies zwinge viele Menschen und besonders Familien dazu in prekären Wohnsituationen zu verbleiben, da es keine Alternativen gebe. Die Mitarbeiter der Caritas-Migrationsberatung setzen bei ihrem Konzept auf eine aktivierende Herangehensweise mit vielen praktischen Übungen. Geplant ist noch für dieses Jahr, einen weiteren Kurs für Menschen mit sehr einfachen Deutschkenntnissen anzubieten – mit Unterstützung eines Dolmetschers.

Die Teilnehmer der Schulung erlernen auch das Erstellen einer Bewerbungsmappe mit allen relevanten Unterlagen für den Besichtigungstermin. „Die Hoffnung, mit der Bescheinigung nach Abschluss der Schulung auf dem freien Wohnungsmarkt leichter eine Wohnung zu finden, aber auch ein echtes Interesse an dem Thema „Wohnen“ motiviert die Teilnehmer sehr“, so die Migrationsberaterin Nguemakwe Poungom von der Caritas.