Pfaffenhofen
Als Elektronik noch keine Rolle spielte

Vor 40 Jahren erste Mechaniker-Gesellenprüfung an der Berufsschule: Kfz-Handwerk feiert Jubiläum

24.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr

Noch ganz ohne Elektronik funktionierte dieser 60-PS-Dieselmotor eines 190er Mercedes, an dem vor 40 Jahren die Pfaffenhofener Kraftfahrzeug-Mechanikerlehrlinge ausgebildet wurden. Für eine Ausstellung zum 40-jährigen Jubiläum des Gesellenprüfungsausschusses holten die Gründungsmitglieder Xaver Hipp (2. von links), Johann Badhorn (links) und Erich Erl (rechts) das Museumsstück aus der Raritätenkammer der Berufsschulwerkstatt, wo sich auch die amtierenden Kfz-Innungsmeister Josef Stiglmayr (2. von rechts) und Christian Heinzlmair (Mitte) eingefunden hatten - Foto: W. Hailer

Pfaffenhofen (PK) Vor 40 Jahren haben 28 Kraftfahrzeugmechaniker-Lehrlinge aus dem Landkreis zum ersten Mal ihre Gesellenprüfung in der Berufsschule am Schleiferberg abgelegt. Das heimische Kfz-Handwerk begeht das Jubiläum am Wochenende mit einer Feier in den Werkstatträumen der Schule.

Anfang der 1970er Jahre hatten Vertreter des örtlichen Kraftfahrzeug-Gewerbes und der damalige Leiter der Kreisberufsschule, Josef Schmid, ihre Bemühungen gestartet, die Gesellenprüfungen für die Automechaniker aus dem Landkreis künftig in Pfaffenhofen abhalten zu können. Damals mussten die Jugendlichen ihre Zwischen- und Abschlussprüfungen noch an der Fachschule der Kfz-Innung München-Oberbayern in Obersendling ablegen. „Für unsere Lehrlinge war das vor allem bei der praktischen Prüfung immer ein großer Nachteil, weil sie in München mit Werkzeugen und Gerätschaften arbeiten mussten, die sie aus ihrem Betrieb oder der Berufsschule nicht kannten“, erinnert sich Xaver Hipp, zu dieser Zeit Inhaber der örtlichen Mercedes-Vertretung und Pfaffenhofener Bezirksmeister der Kfz-Innung.

Auch Erich Erl und Johann Badhorn, wie Hipp Gründungsmitglieder des Prüfungsausschusses, erinnern sich noch an die damaligen Probleme: „Viele unserer Lehrlinge sind bis dahin noch nie in der Großstadt gewesen. Manche mussten schon am Tag vorher anreisen und in der Jugendherberge übernachten. Man kann sich vorstellen, dass die fremde Umgebung die Konzentration auf die Prüfung nicht gerade gefördert hat.“

Die Bemühungen, die Gesellenprüfungen nach Pfaffenhofen zu holen, stießen bei der Innung auf offene Ohren. „Wegen der stark steigenden Zahl an Lehrlingen hatten die Münchner sowieso Platzprobleme und waren froh, dass wir die Prüfungen selber durchführen wollten,“ sagt Hipp. Unter dem damaligen oberbayerischen Innungsvorsitzenden Josef Diermeier wurden in dieser Zeit die Weichen für eine weitere Dezentralisierung der Prüfungen gestellt und in den Regionen eigene Kreisobmänner installiert. Pfaffenhofener Innungsmeister war Xaver Hipp, der auch den Vorsitz in dem am 19. November 1973 gegründeten Gesellenprüfungsausschuss übernahm. Zu seinem Stellvertreter wurde Erich Erl aus Rottenegg gewählt. Weitere Mitglieder waren Johann Badhorn aus Schweitenkirchen und Adolf Jung, Pfaffenhofen, sowie als Vertreter der Berufsschule der damalige Direktor Josef Schmid und Werkstattlehrer Anton Schmid.

Bereits am 14./15. Dezember 1973 (schriftlich und mündlich) sowie vom 10. bis 12. Januar 1974 (Praxis) fanden die ersten Gesellenprüfungen für Kfz-Mechaniker in Pfaffenhofen statt.

In den ersten drei Jahren kamen neben den heimischen Lehrlingen auch die Mechaniker aus dem Landkreis Eichstätt zur Gesellenprüfung in die Berufsschule am Schleiferberg. Von 1976 bis 1984 wurden den Jugendlichen neben der Ausbildung im Unternehmen und dem Unterricht an der Berufsschule auch zusätzliche überbetriebliche Schulungen angeboten.

Mit dem in den 1970er Jahren immer stärkeren Boom der Autobranche erhöhte sich auch die Zahl der jungen Menschen, die eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker anstrebten. 1982 hatte die Zahl der Prüfungsteilnehmer mit 73 einen Höchststand erreicht, in den folgenden Jahren pendelte sich die Zahl zwischen 50 und 70 Azubis ein. Anfang der 1990er Jahre kam es zu einem deutlichen Rückgang, der 1996 mit 23 Prüflingen seinen Minusrekord erreichte. Dies lag jedoch nicht an einer nachlassenden Attraktivität des Berufes, sondern an staatlicher Regulierungswut. „Es wurde verlangt, dass jeder Lehrlingsausbilder eine Eignungsprüfung ablegen muss und dazu war ein 14-tägiger Kurs erforderlich,“ erinnert sich Xaver Hipp. Diesen Aufwand wollten viele kleinere Betriebe aber nicht auf sich nehmen. „Die Folge war, dass viele erfahrene Kfz-Mechaniker, bei denen die Jugendlichen in der Praxis enorm viel lernen konnten, keine Lehrlinge mehr ausgebildet haben“.

Mit dem anhaltenden Autoboom und einer zunehmenden Marken- und Modellvielfalt erhöhten sich die Ausbildungszahlen in den folgenden Jahren aber wieder deutlich auf durchschnittlich um die 40 Prüfungsteilnehmer jährlich, wobei sich das Berufsbild des Kfz-Mechanikers mit dem Einzug der Elektronik und Informationstechnologie im Automobilbau grundlegend wandelte. Etwa ab dem Jahr 2000 wurde der klassische Kfz-Mechaniker und -Elektriker mehr und mehr zum Mechatroniker, dessen wichtigste Arbeitsgeräte heute nicht mehr Schraubenschlüssel und Zange, sondern der Computer und elektronische Messinstrumente sind. Aus dem Auto der Generation Käfer sind hochkomplexe, elektronisch gesteuerte Hightech-Systeme geworden, die dem Fahrer ein Höchstmaß an Sicherheit und Komfort bieten. Ein Software-Update am elektronischen Prüfstand gehört heute öfter zum Werkstatt-Service als der Ölwechsel.

Heuer waren es 35 Lehrlinge, die an der Berufsschule Pfaffenhofen ihre Gesellenprüfung als Mechatroniker ablegten. „Seit 1973 haben damit insgesamt 2012 Kfz-Mechaniker-Lehrlinge ihre Ausbildung bei unseren heimischen Betrieben abgeschlossen. Das ist eine beeindruckende Zahl, auf die wir stolz sein können“, meint Josef Stiglmayr, der heute den Vorsitz im Prüfungsausschuss inne hat und zusammen mit seinem Kollegen Christian Heinzlmair als Innungsobermeister die Kfz-Betriebe des Landkreises Pfaffenhofen vertritt.