Pfaffenhofen
Adolf Rebl bekommt weibliche Gesellschaft

Sonderpädagogisches Förderzentrum erhält morgen den Namen Anna-Kittenbacher-Schule

26.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:56 Uhr

Adolf Rebl gilt als Vater der heutigen Förderschulen. Ein Bildnis von Anna Kittenbacher gibt es im Stadtarchiv nicht. - Foto: oh

Pfaffenhofen (rg) Das Heilpädagogische Zentrum in Pfaffenhofen erinnert morgen an eine fast vergessene Pfaffenhofenerin: Im Rahmen eines Festaktes ab 10.30 Uhr erhält das Sonderpädagogische Förderzentrum den Namen Anna-Kittenbacher-Schule. Die 1895 verstorbene Frau des Stadtpfarrkirchenmesners gilt als Gründerin des ersten Kindergartens in der Kreisstadt und ist die bislang einzige Frau, die mit der Ehrenbürgerwürde ihrer Heimatstadt ausgezeichnet wurde.

Seit Jahrzehnten wird das Schulzentrum mit ihrem Hauptsitz in der Scheyerer Straße als Adolf-Rebl-Schule geführt, obwohl sich hinter diesem Namen gleich drei Einrichtungen verbergen: Das Sonderpädagogische Förderzentrum Pfaffenhofen, das Förderzentrum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und das Sonderpädagogische Förderzentrum Geisenfeld. Die Regierung von Oberbayern forderte die Schulleitung vor Kurzem auf, Namensänderungen vorzunehmen, um künftig Verwechslungen auszuschließen. Nach ausgiebigen Diskussionen, auch in der Lehrerschaft, sprach man sich für den Namen Anna-Kittenbacher-Schule für das Sonderpädagogische Förderzentrum aus, das Förderzentrum Förderschwerpunkt geistige Entwicklung heißt weiter Adolf-Rebl-Schule und das Sonderpädagogische Förderzentrum Geisenfeld soll ebenfalls einen neuen Namen bekommen, der allerdings noch nicht feststeht.

Anna Kittenbacher. Die Verantwortlichen im Heilpädagogische Zentrum sind davon überzeugt, genau den richtigen Namen gefunden zu haben. Die Ehrenbürgerin ist fast vergessen, nun soll ihr Leben und Wirken wieder in Erinnerung gerufen werden.

Anna Kittenbacher wurde 1808 in Kempten geboren. Ihr Vater Heinrich von Wodicka war königlich-bayerischer Wasser- und Bauinspektionsingenieur. Im Alter von 52 Jahren heiratete sie im Jahr 1860 den verwitweten Stadtpfarrmesner Augustin Kittenbacher. Dieser wird in dem Buch „Pfaffenhofener Stadt Geschichten“ von Joseph Heinrich Wolf aus dem Jahr 1857 als Amtsbote und späterer Pfaffenhofener Bürgermeister (1834 bis 1836) erwähnt. Anna Kittenbacher hat sich vor allem um den Nachwuchs ihrer Heimatstadt bleibende Verdienste gemacht. Auf ihre Initiative hin und auch mit eigenen finanziellen Mitteln verbunden wurde 1871 die erste Kleinkinderbewahranstalt, vergleichbar mit den heutigen Kindergärten, gegründet. In einer Zeit, in der Familien mit ihren Kindern meist sich selbst überlassen wurden. In den Statuten, die der Stadtmagistrat am 4. Oktober 1871 bekannt machte, heißt es: „Zweck der Anstalt ist es, die Kinder vor Gefahren des Leibes und der Seele zu verwahren, die Entwicklung der Kräfte des Körpers und des Geistes angemessen zu leiten und den Grund zu einer guten Erziehung zu legen... und diejenigen Eltern, welche der arbeitenden Klasse angehören, in der Erziehung und Ernährung ihrer Kinder zu unterstützen, um ihnen möglich zu machen, ihrer Arbeit unbesorgt und ungestört den Tag über obliegen zu können.“

Die Kleinkinderbewahranstalt war als Ganztageseinrichtung mit Mittagsverpflegung ausgelegt, „und zwar in den Wintermonaten von früh acht Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit, in den Sommermonaten aber von früh sieben Uhr bis Abends sechs Uhr.“ Die Aufsicht der Buben und Mädchen übernahmen damals die Armen Schulschwestern. Anna Kittenbacher wurde am 16. September 1888 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Pfaffenhofen verliehen. Sie ist bisher die einzige Frau, die diese Auszeichnung erhielt.

Als Namensgeber erhalten bleibt dem Heilpädagogischen Zentrum natürlich weiterhin Adolf Rebl (1902-1977). Der langjährige Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer und des Hopfenpflanzerverbandes Hallertau übernahm nach seiner Pensionierung Anfang der 1970-Jahre den Vorsitz des Vereins Hilfe für das behinderte Kind. Unter seiner Ägide wurden die Förderschulen in Pfaffenhofen und in Geisenfeld gebaut. „Für alle diese Objekte trieb Adolf Rebl die Millionenbeträge auf und setzte sich noch zu Lebzeiten ungewollt ein Denkmal“, hieß es im Nachruf der Heimatzeitung.