Pfaffenhofen
Abschied vom Bermuda-Dreieck

Regenbogen-Wohngruppe verlässt Schwarzbach und zieht in die Moosburger Straße

27.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

Betreuer und Bewohner arbeiten beim Umzug Hand in Hand - zumindest seit das Gröbste geschafft ist. Das Team der Pädagoginnen und Erzieherinnen, wie beispielsweise Lisa-Marie Michel, die sich bei Regenbogen um das Wohl der Wohngruppe in der Moosburger Straße kümmern, haben nach wie vor viel zu tun, um die vielen Umstellungen gut zu meistern. - Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Die Pfaffenhofener Wohngruppe für bis zu acht psychisch Kranke der Regenbogen gGmbH hat ein neues Zuhause. Sie verabschiedete sich aus dem Bermuda-Dreieck der sozialen Einrichtungen an der Ilminsel und zog in das ehemalige Notariat an der Moosburger Straße.

Wo früher die Notare über Jahrzehnte hinweg Urkunden ausstellten, Verträge aushandelten und rechtliche Aufklärung leisteten, leben seit einigen Tagen die Regenbogen-Klienten. Bereits seit Mitte vergangenen Jahres stand fest, dass die betreute Wohngemeinschaft umzieht. Bis es Mitte Januar endlich soweit war, musste aber noch allerhand vorbereitet werden. Die Glaswände des Notarbüros verschwanden, zusätzliche Wohnräume wurden geschaffen, insgesamt vier Toiletten und zwei Bäder auch. Ebenso eine zusätzliche Außentüre von der Küche zum Balkon. "Wir Angestellten sind uns absolut einig, dass es hier sehr viel besser ist, als zuvor am Münchner Vormarkt, wo es zuletzt schon etwas schäbig aussah", sagt Lisa-Marie Michel.

Die Erzieherin ist eine von insgesamt fünf Teilzeitkräften, die den WG-Bewohnern zur Seite stehen. "Wir geben ihnen zuerst einmal eine Tagesstruktur", erzählt Michel. Am Montag ist Gruppenabend, am Dienstag wird was unternommen, am Donnerstag gemeinsam gekocht und am Freitag Kaffee getrunken. "Wer psychische Probleme hat, für den ist ein geregelter Alltag doppelt wichtig", erzählt die Erzieherin. Auf diese Weise wird den Bewohnern ermöglicht, weitgehend eigenständig zu leben und - zumindest teilweise und in einem geschützten Rahmen - zur Arbeit zu gehen. Einzelbetreuung in Krisensituationen gehört dazu. "Und dann geht es auch um die Medikamente und Besuche beim Psychologen. All das organisieren besser wir, damit es auch gut läuft."

Der Umzug, dessen Kosten in Höhe von 6500 Euro komplett vom Verein "Familien in Not" übernommen wurden, war - obwohl das Gebäude viel besser geeignet und die Ausstattung weit besser ist als das bisherige - für die psychisch Kranken trotzdem Stress pur. "Die haben die Veränderung anfangs überhaupt nicht genießen können. Und ihre Mithilfe beim Umzug war auch entsprechend halbscharig", sagt Michel. So gesehen waren die vergangenen Wochen nicht gerade ein Zuckerschlecken für die Angestellten. So langsam bessert sich aber Vieles. Erstens kommen die Bewohner langsam an und sehen auch schon die ersten Vorteile. Zum anderen genießen aber auch die Betreuerinnen die Vorteile. "Vor allem sind wir mal etwas weg vom sozialen Dreieck auf der Ilminsel", sagt Michel. Dort, wo sich die Einrichtungen geradezu gegenseitig auf den Füßen stehen, blieben schließlich auch gewisse Reibereien nicht immer aus.

Zudem ist die neue WG auch von den Räumen her erheblich hübscher. Die gesamte Wohnfläche beträgt nun 292 Quadratmeter. Die Nutzfläche kommt noch hinzu. Neben den acht Räumen für die Bewohner gibt es ein großes Büro und eine Gemeinschaftsküche mit Essbereich. Ein wirkliches Wohnzimmer hatte nicht mehr Platz. Dafür verbindet die Räume eine Art Wohnflur, in dem sich auch alle zusammenfinden können, wenn eine Gemeinschaftsaktion ansteht. "Wir haben jetzt eine Fußbodenheizung, neue Böden, tolle Bäder, zwei Balkone, einen Aufzug - und eine tolle Lage", findet Michel. Alles in allem verfüge die neue Unterkunft über einen ganz anderen Standard als die alten Räume. Durch die Balkone rauchen die Bewohner jetzt viel öfter draußen als früher, wo das beschwerliche Treppenhaus so manchen vom Gang an die frische Luft abhielt. "Und man kann sich auch mal kurz raussetzen. Das ist schon ein enormer Fortschritt."

So wenige Tage nach dem Umzug ist trotzdem noch bei Weitem nicht alles perfekt. "Das ist wie bei jedem Neueinzug. Du findest immer wieder was, das einfach noch nicht funktioniert." In der Regenbogen-WG ist das momentan die Klingel - wer kommt, muss kräftig klopfen - oder auch eine defekte Lampe, ein fehlender Handtuchhalter und einiges mehr. "Der Elektriker muss auch noch kommen, weil wir zu wenige Steckdosen haben. Aber das sind letztlich nur Kleinigkeiten, die sich problemlos beheben lassen."

Im großen Ganzen gesehen sind nach dem beschwerlichen Umzug jetzt aber alle zufrieden. Womöglich werde es einige Wochen oder auch Monate dauern, bis sich alle Bewohner an die neue Wohnung gewöhnt haben. Dabei hat die Sozialeinrichtung sowieso sehr darauf geachtet, die Neuerungen nicht überhandnehmen zu lassen. Sieben der jetzigen Bewohner sind umgezogen. Der achte Klient kam kurzfristig hinzu. Und die neue WG liegt Luftlinie nur wenige hundert Meter vom alten Domizil entfernt. "Wir sind also im gleichen Viertel, die meisten Bezüge haben sich also überhaupt nicht geändert", erzählt Michel weiter. Also hofft sie, dass sich nach dem Umzug schon bald wieder alles einspielt. "Ein bisschen kann das dauern", sagt sie. "Aber letztlich sind wir hier viel besser aufgehoben als zuvor."