Pfaffenhofen
Abgefahren

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Am Lieblingsplatz: Das Bauen der Lokomotiven macht Günther Braun noch mehr Spaß als das Herumfahren damit.

Die Eisenbahn ist die Leidenschaft von Günther Braun, seit er denken kann. In seinem Keller hat der 77-jährige Pfaffenhofener eine Modellwunderwelt gebastelt.

Pfaffenhofen (PK) Das Signal zeigt grün. Der Zug darf in den Tunnel einfahren. Günther Braun beschleunigt die Dampflok, sie durchquert das Bergmassiv in seinem Keller. Nächster Halt: Bahnhof Eschenbach. Liegt irgendwo in den Bergen. Das zeigt die Fototapete an den Wänden.

Als Bub liebte es der ehemalige Elektriker und Optiker, den Dampfloks am Pfaffenhofener Bahnhof beim Rangieren zuzuschauen, manch netter Lokführer ließ ihn sogar mit ins Führerhaus. Mit acht Jahren bekam er seine erste Modelleisenbahn. "Billige Kaufhausware", sagt er. Aber sein Ehrgeiz und seine Leidenschaft waren geweckt.

Die Eisenbahn, das originalgetreue Nachbauen von historischen Dampflokomotiven, Dieselloks und den dazugehörigen Waggons ließ ihn nicht mehr los. 1989 fing er schließlich an, sein Meisterstück im Keller zu bauen. Denn eine Modelleisenbahn ist ein teures Hobby. Braun baut seine Modelle für die Spur 0, die Loks sind etwa doppelt so groß wie die in der gängigsten Spurweite H 0. Ein Zentimeter der Modelle entspricht knapp 50 in der Realität. Eine Lok kostet schon mal ein paar Tausend Euro. "Das hab ich mir erst leisten können, als ich selber Geld verdient hab", sagt er.

Wie viel Geld er in seine Eisenbahn im Keller gesteckt hat, will er nicht sagen. Schließlich geht es ihm gar nicht nur darum, möglichst viele Loks und Zubehör zu besitzen. Besonders liebt er das Bauen von neuen Modellen, das Basteln, Löten und Tüfteln in seiner Werkstatt mit eigener Teststrecke. Bis spät in die Nacht sitzt er oft. Seine Frau Christa hat das nie gestört, sagt er. "Die Frauen finden das gut. Andere gehen in die Wirtschaft und rauchen. Ich habe nie geraucht." In die Wirtschaft geht er nur, um sich mit Gleichgesinnten zum "Spur-0-Stammtisch" zu treffen. Meist kommen die Modellbaufreunde allerdings zu Hause zusammen und begutachten die Eisenbahnen der Kollegen. Schade nur, dass es an Nachwuchs fehlt. "Es ist traurig, dass die Kinder nicht mehr basteln." - Über den Altersdurchschnitt beim Stammtisch will Günther Braun lieber nicht reden.