Pfaffenhofen
"5500 Euro sind eigentlich zu wenig"

Tierschutzvereinsvorsitzende Braunmüller weist Äußerungen von Hohenwarts Bürgermeister Russer zurück

09.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Setzt sich für ihre Schützlinge ein: Vereinsvorsitzende Manuela Braunmüller widerspricht Hohenwarts Bürgermeister Russer. - Foto: Scheerer

Pfaffenhofen/Hohenwart (PK) 5500 Euro für sieben Katzen, die in Hohenwart aufgefunden wurden, hat die Marktgemeinde an den Tierschutzverein überweisen müssen. Diese im örtlichen Gemeinderat von Bürgermeister Manfred Russer in den Raum gestellte Summe hat nicht nur bei vielen Bürgern, sondern auch bei den Pfaffenhofener Tierschützern für Aufsehen gesorgt.

 

„5500 Euro für sieben Fundkatzen“: Dass diese Schlagzeile in der Mittwochausgabe des PK bei so manchem Leser zumindest für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt hat, war auch Manuela Braunmüller klar. Die Höhe der Summe streitet die Vorsitzende des Tierschutzvereins gar nicht ab. Zwar klinge dieser Betrag erst einmal reichlich überzogen, schrieb sie am Freitag an die Redaktion. Wer sich aber die Mühe mache, genauer hinzuschauen, der werde schnell feststellen, dass sich diese Summe nicht nur relativiere, „sondern insgesamt betrachtet sogar eigentlich noch zu wenig ist.“

Unumstößlich sei zunächst die Tatsache, dass sämtliche Gemeinden und Städte in Deutschland per Gesetz verpflichtet seien, sich um Fundtiere zu kümmern. Daraus resultiere eine Verantwortlichkeit der zuständigen Fundbehörde – gemeint sind in diesem Fall die Kommunen – sich um eine artgerechte Unterbringung und medizinische Versorgung zu kümmern. Werden diese Aufgaben an einen Tierschutzverein übertragen, müsse die Gemeinde diesem die Kosten erstatten.

Und genau hier beginnt nach Ansicht von Braunmüller das Problem: „Jeder Tierbesitzer weiß selbst, was für Kosten mit der Haltung eines Tieres verbunden sein können.“ Allein die vorgeschriebene tierärztliche Versorgung verschlinge Unsummen, denn entgegen landläufiger Meinung bekämen die Tierheime weder Vergünstigungen noch gar etwas geschenkt. „Jedes neu zugegangene Tier muss entwurmt, gegen Parasiten behandelt und geimpft werden, allein schon, um mögliche Epidemien zu vermeiden“, stellt die Vorsitzende klar. Auch die Bereitstellung von Tierfutter und die artgerechte Unterbringung der müsse gewährleistet sein. „Das alles kostet Geld und belastet die schon knappen Kassen der Tierheime immens.“ Die bisherige Regelung besage, dass die Gemeinden im Landkreis Pfaffenhofen, die mit dem Tierschutzverein Pfaffenhofen einen Fundtierkostenpauschalvertrag geschlossen haben, eine Pauschale von 0,25 Euro pro Einwohner (ausgenommen die Stadt Pfaffenhofen, diese zahlt 0,50 Euro) einmal im Jahr überweisen.

Für die Gemeinde Hohenwart (4495 Einwohner zum Stichtag 30. Juni 2014) macht die Tierschutzvereinsvorsitzende folgende Rechnung auf: „4495 Einwohner mal 0,25 Euro Pauschale sind 1123,75 Euro im Jahr, oder 3,08 Euro täglich. 3,08 Euro pro Tag, egal ob wir ein Tier zu versorgen haben oder mehrere.“ In Hohenwart habe es im gesamten Jahr 2014 elf Fundtiere (acht Katzen und drei Hunde) gegeben. „Für diese Tiere hatten wir genau 0,28 Euro täglich zur Verfügung. Davon haben wir alles bezahlen müssen, nicht nur die Versorgung der Tiere, auch den Unterhalt des Tierheims, Betriebskosten wie Wasser, Gas, Strom, Müllentsorgung, Versicherungen für Gebäude und Auto, etc.“

So mancher werde sich nun fragen, wie der Verein das überhaupt schafft? „Bis auf drei Ausnahmen arbeiten alle Helfer, die unsere Tiere betreuen, ehrenamtlich, das heißt, sie bekommen keinen einzigen Cent für ihre Arbeit. Müssten wir unsere Helfer bezahlen, könnten wir die Tierherberge schließen“, betont Braunmüller. Zusätzlich bitte man um Spenden und werbe um Mitgliedschaften, damit der Verein den Betrieb überhaupt aufrechterhalten könne. Die Vereinsvorsitzende: „So ist die Realität. Verständlich, dass dieses System ,für die Gemeinden durchaus komfortabel ist’, wie Bürgermeister Russer im PK-Artikel zitiert wird“.

Braunmüller nutzte die Gelegenheit, um sich „bei all unseren fleißigen Helfern zu bedanken für ihre unermüdliche Treue gegenüber unserem Verein und unseren Schützlingen“. Sie schäme sich sogar dafür, „dass der Verein aus den vorgenannten Gründen eure Zeit ohne Entlohnung in Anspruch nimmt und ihr sogar noch die Kosten für Fahrten zum und für den Verein aus eigener Tasche bezahlen müsst“. Zu guter Letzt, so Braunmüller, sei noch erwähnt, „dass die genannten 5500 Euro lediglich einen statistischen Wert darstellen, jedoch zu keiner Zeit in Rechnung gestellt wurden“.