Oberstimm
Hilfe nach Diebstahl: "So was gibt es nur in Oberstimm"

31.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Oberstimm (peh) Nur mit Mühe kann sie die Tränen unterdrücken, wenn sie an den Samstagabend denkt. Zweiter Tag Barthelmarkt, das Herrnbräuzelt seit Stunden voll und die Stimmung bestens: eigentlich beste Voraussetzungen für eine Bedienung wie Rosi, die pausenlos die frischen Maßen an die Tische bringt.

Doch dann das blanke Entsetzen. „Ich wollte gerade die Bierkrüge am Tisch absetzen, da hab’ ich auf einmal gemerkt, dass mein Geldbeutel weg ist.“ Ein Unbekannter hat offenbar genau diesen Moment ausgenutzt und die Brieftasche mit dem gesamten Geld gestohlen – insgesamt doch ein gut vierstelliger Betrag.

Die 54-Jährige ist fassungslos. „Ohne Wechselgeld kann ich nicht mehr weiterarbeiten“, schießt es ihr sofort durch den Kopf. In den 20 Jahren, in denen sie als Bedienung auf Volksfesten in ganz Bayern arbeitet, ist ihr so etwas noch nie passiert. Das Zelt wird zwar sofort geschlossen, jedoch der Geldbeutel taucht nirgendwo auf.

„Auf einmal war die Stimmung weg“, erzählt ein Gast, der mit dabei war. Doch die Untätigkeit dauert nicht lange. Zwei junge Frauen ergreifen schließlich die Initiative, packen Rosi und gehen mit ihr auf die Bühne. Dort schildern sie den Fall und rufen zu einer spontanen Spendenaktion auf. „Das hab’ ich so schön gefunden“, erzählt die Niederbayerin, die jetzt noch ganz gerührt ist. Ein Maßkrug geht herum, und am Schluss sind dann doch einige hundert Euro beisammen, zumal auch Herrnbräu sich an der Aktion beteiligt. Zwar bleibt immer noch ein Verlust, den ihr niemand ersetzt und den sie alleine tragen muss. Aber die spontane Hilfsbereitschaft hat Rosi förmlich überwältigt. „Alle haben mich umarmt, das hat gut getan“, sagt sie.

Am Tag darauf ist sie schon wieder recht fleißig, bedient die Gäste, als wäre nie etwas gewesen. So sehr sie der Diebstahl auch schmerzt, so sehr freut sie sich über die Anteilnahme: „So was gibt es nur in Oberstimm.“