Oberlauterbach
"Da riecht ein Kuhstall mehr"

26.05.2010 | Stand 03.12.2020, 3:59 Uhr

Zu Besuch in der Bioerdgasanlage Schwandorf war eine Gruppe aus Oberlauterbacher Bürgern; mit von der Partie war auch Bürgermeister Jens Machold ((6.v.l.), hier gerade im Gespräch mit Franz Högl von der Högl-Gruppe. Zusammen mit e.on und der HVG will sie eine ähnliche Anlage bei Oberlauterbach errichten. - Foto: Brummer

Oberlauterbach (WZ) Ortstermin für die Oberlauterbacher: Bei Schwandorf besichtigten sie am Samstag eine Bioerdgasanlage ähnlich dem Projekt, das in ihrer unmittelbaren Nähe geplant ist. Der Besuch hinterließ nachhaltigen Eindruck: "Das ist eine große Chance für uns", meinte am Ende ein Teilnehmer.

Da war selbst Bürgermeister Jens Machold beeindruckt. Nicht nur von der Anlage der Bioerdgas Schwandorf GmbH, sondern vor allem auch von der Einstellung der Oberlauterbacher Bürger: Schon bei der Bürgerversammlung vor einigen Wochen hatten sie grundsätzliches Einverständnis mit der zwischen Oberlauterbach und Oberempfenbach geplanten und mit Hopfenhäcksel betriebenen Anlage signalisiert. "Wir können froh sein, wenn so eine Anlage bei uns entsteht", hatte damals der nächst gelegene Nachbar Georg Seitz allen Unkenrufen getrotzt. Die waren nämlich vor allem aus dem Nachbarlandkreis Kelheim angeklungen, wo die Anlage ebenfalls einmal geplant, wegen erheblicher Bürgerwiderstände allerdings gescheitert war.

Dass Schlachtabfälle aus Frankreich eingespeist würden – ein Gerücht, das hartnäckig geschürt worden war, allerdings jedweder Grundlage entbehrt. Davon überzeugten sich nun auch die Oberlauterbacher sozusagen vor Ort in Schwandorf: Dort wird seit Februar 2008 eine Bioerdgasanlage betrieben, die Energie wird hier aus einem Mix aus Pflanzen – aus Gras und Zwischenfrüchten – gewonnen. Jährlich werden rund 80 000 Tonnen Biomasse verarbeitet, die Rohstofflieferung ist über 180 Landwirte sicher gestellt. Ins Netz eingespeist werden pro Jahr rund 100 Mio. Kilowattstunden.

Die Anlage in Schwandorf ist die europaweit größte ihrer Art und wurde von der Deutschen Energie-Agentur (dena) bereits für ihr innovatives und vorbildhaftes Konzept ausgezeichnet.

Auch auf die Besuchergruppe aus Oberlauterbach verfehlte die hochmoderne Anlage nicht ihre Wirkung. "Das war schon beeindruckend, was wir hier erlebt haben", bilanzierte am Ende Bürgermeister Jens Machold, der es sich selbstverständlich nicht hatte nehmen lassen, mit nach Schwandorf zu reisen. Schon bei zahlreichen Präsentationen durch die Betreibergruppe Högl, die die Oberlauterbacher Anlage zusammen mit e.on und der HVG Hallertau unter dem Namen "Bioerdgas Hallertau" auf die Beine stellen will, hatten sich die Oberlauterbacher Bürger zwar kritisch, aber durchaus auch aufgeschlossen für das Projekt gezeigt. Viele Fragen hatten einige von ihnen daher nach Schwandorf mitgebracht, vor allem das Thema "Geruchsentwicklung" wurde sozusagen vor Ort ausgetestet. Im Ergebnis zeigten sich am Ende doch auch Kritiker überzeugt und offen für das 20-Millionenprojekt, das in ihrer Nachbarschaft entstehen soll.

Auch CSU-Gemeinderat Alois Brummer war in Schwandorf mit von der Partie, auch sein Fazit ist durchwegs positiv: "Die Besichtigung war sehr interessant und wir haben viele zusätzliche Informationen bekommen, die wir in der Form bisher noch nicht kannten". Auch er ist voll des Lobes für die Oberlauterbacher und ihren Umgang mit dem geplanten Projekt: "Es ist gut, dass sehr viele Fragen gestellt wurden und dass die Leute einmal Gelegenheit hatten, zum Beispiel direkt am erarbeiteten Grünsubstrat zu riechen." Und, wie hat es gerochen? "Wie Kompost", so Alois Brummer, "Da riecht ein Kuhstall sicher mehr!"

Die eindrucksvolle Fahrt nach Schwandorf hat die Zustimmung zur Bioerdgasanlage bei Oberlauterbach wieder geschürt, die Bevölkerung positiv eingestellt und viele weitere Fragen beantwortet.