Nötting
Die Kindermacherin am Wegesrand

Viel Interessantes rund um heimische Kräuter bei Exkursion in der Nöttinger Viehweide

29.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Fast zu jedem Kraut konnte Exkursionsleiter Franz Dörfler aus Vohburg (rechts) eine interessante Geschichte erzählen. So auch zum eher unscheinbaren Gänsefingerkraut. Als Brei aufgebracht wurde es früher gegen Muskelkrämpfe eingesetzt. - Fotos: Zurek

Nötting (GZ) Begegnungen mit dem "Bruder des Schlafmohns", der "Kindermacherin" und anderen illustren Gestalten bescherte jetzt eine Wanderung durch die Nöttinger Viehweide. Fast 40 Teilnehmer hatten sich mit Franz Dörfler auf die Suche nach Kräutern der besonderen Art gemacht.

Der Exkursionsleiter stellte sich als "Sparkassler" in Rente vor, der eher durch Zufall zu seinem naturnahen Hobby kam. Sein umfangreiches Wissen hat der Vohburger der Erfahrung und seinem Lehrmeister Ignaz Schlifni (bekannt als Kräuterexperte, Fachbuch-Autor und Gründer des Vereins Natürliches Leben) zu danken.

Während Kulturreferentin Henriette Staudter (USB) als Initiatorin der Veranstaltung auf dem Parkplatz vorm Waldrand noch das Teilnehmerentgelt von vier Euro von einigen Nachzüglern einsammelt und Bürgermeister Christian Staudter (USB) die Gruppe begrüßt, mischen sich lästige Quälgeister mit einem vernehmlichen Sirren ein. Der Kampf gegen einen Schwarm Stechmücken ist eingeläutet. Und sogleich zeigt sich, was ein guter Naturführer ist. Der nämlich hat eine rein pflanzliche Mixtur dabei, die Stanzen und Zecken fernhalten soll. Das Fläschchen macht die Runde und verströmt einen Duft nach Zitronenmelisse und Katzenminze. Und tatsächlich: Die Biester sind zwar noch da, aber sie "landen" nicht mehr auf der Haut.

Bevor es losgeht, kommt noch der deutliche Hinweis: Man befinde sich in einem Naturschutzgebiet, das Verlassen der Wege sei verboten und es gelte "nichts abreißen, nichts sammeln, nichts mitnehmen".

Schon nach wenigen Schritten hat Dörfler die erste Pflanze entdeckt, vor deren Leistung man "den Hut ziehen sollte": den Holunder. Die Beeren giftig und nur gekocht zu genießen, die Stengel als "Pfeiferl" zu nutzen und als Heilpflanze fiebersenkend. Wie bei jedem solchen Hinweis warnt Dörfler vor einem unbedachten Selbstversuch und mahnt die Rücksprache mit Arzt oder Apotheker an.

Kaum ein Meter Wegesrand, auf dem der Scannerblick des Fachmanns nicht ein unscheinbares Kraut entdeckt, zu dem er eine interessante Geschichte erzählen kann. Da ist der stinkende Storchenschnabel, wegen seiner pflanzlichen Östrogene auch Kindermacherkraut genannt. Oder das gelbe Labkraut, das die Milch zum Stocken bringt und daher zur Käseherstellung taugt. Ein Wissen, das wie Dörfler ergänzt, früher so mancher kräuterkundigen Frau zum Verhängnis wurde, wertete man derlei doch als "Hexerei". Und auf die Frage, woher das antidepressiv wirkende Johanniskraut seinen Namen hat, erfährt man: Es soll dort gewachsen sein, wo Johannes dem Täufer einst der Kopf abgeschlagen wurde. Daher auch das rote Öl der Pflanze.

Künftigen Sammlern gibt Dörfler ein paar Faustregeln an die Hand. Etwa, dass "gelb und glänzend" in unseren Breiten meist zugleich "giftig" bedeutet. Eine weitere Warnung: "Finger weg" vom Wiesenbärenklau. Der habe ihm persönlich schon Verbrennungen dritten Grades beschert, warnt Dörfler. Und hat gleich ein Heilmittel à la Schlifni parat: Umschläge mit Malventee.

"Sehr informativ" sei die Exkursion gewesen, sie habe "die Neugier auf mehr geweckt", so eine Teilnehmerin, die sich fleißig Notizen gemacht hat. Auch der vierjährigen Marie hat es gefallen. Sie will "daheim im Garten" nachschauen, ob da auch so tolle Dinge wachsen.