"Nimm auf das Kindelein in dein Haus"

Findling auf der Wiese: Folge drei der GZ-Serie über Kriminalfälle von anno dazumal

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:19 Uhr

Geisenfeld (GZ) Ein Licht auf die Armut breiter Bevölkerungsschichten und die schlechten sozialen Verhältnisse in früheren Zeiten wirft ein Fall, über den wir in der dritten Folge der GZ-Serie über Kriminalfälle von anno dazumal berichten.

So wurde am 15. Juli 1760 auf den Wiesen bei Nötting von der Hüterin Kunigunde Geyer ein ausgesetztes, neun Tage altes Kind gefunden.

Dem Findling war ein Zettel beigegeben worden, auf dem die folgenden Verse standen: „Ich komm’ zu Dir, mein lieber Freund, und thu Dich herzlich bitten: nimm auf das kleine Kindelein, jetzt in Dein Haus und Hütten; verschaffe ihm das täglich Brod, gleichwie Dir’s Gott gegeben, so wünsch ich Dir von meinem Gott, allzeit beglücktes Leben. Mit Namen heiß’s Elisabeth, so sie im Tauf’ empfangen, durch Jesus Christ von Nazareth, die göttlich Gnad z’erlangen. Geboren am 6. Juli und getauft nach christlichem Gebrauch. Ich aber als arme Wittib, deren Mann ein abgedankter Unteroffizier, dermalen nit im Stand bin, mein Kind zu behalten, weil ich noch vom gnädigen Herrn kein Gnadengeld erhalten; sollt’ ich aber solches mit der Hilf Gottes bekommen, so werd ich mein Kind wieder abholen und auch mit größtem Dank alle Unkosten bezahlen.“