Musikalischer Genuss und ergreifende Botschaft

06.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:03 Uhr

Masako Goda (Sopran) beim Vortag der Arie "Ich folge dir gleichfalls, mein Heiland, mit Freuden".

Pfaffenhofen (PK) Bei der Aufführung der Johannes-Passion, BWV 245, in der Stadtpfarrkirche erlebten die zahlreichen Besucher ein eindrucksvolles, rund zweistündiges Konzert. Die Akteure waren dabei der Kammerchor a-cappella-nova, das Kammerorchester St. Johannes Baptist und mehrere Solisten und Solistinnen unter der Leitung von Maximilian Penger.

Johann Sebastian Bach, der Komponist der Johannes-Passion, wurde in eine Zeit hineingeboren, in der sich das kulturelle Leben in Deutschland von den verheerenden Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges erholte. Die Musik erreichte in den Werken von Bach und Händel eine neuerliche Blüte. Dabei blieb Bachs hauptsächlich für die Kirche komponiertes Werk lange Zeit unbeachtet und wurde in seiner Bedeutung erst im 19. Jahrhundert erkannt.

Das ist kaum zu glauben, wenn man der Aufführung der Johannes-Passion zuhörte. Die Genialität der Verbindung von Text und Musik sowie die eindrucksvolle Interpretation durch Chor, Orchester und Solisten nahmen den Konzertbesucher mit hinein in das Passionsgeschehen, ermöglichten Einfühlung und Erbauung.

Die Rezitative des Werkes halten sich eng an den Text der Passion aus dem Johannesevangelium. Maximilian Kiener (Tenor) in der Rolle des Erzählers beeindruckte durch die differenzierte, leidenschaftliche und hochdramatische Ausgestaltung seiner Textpassagen. Thomas Gropper (Bass) verlieh Jesus einen ruhigen, würdevollen und gelassenen Charakter, während schließlich Pilatus von Nikolai Ardey (Bass) dynamisch und stimmgewaltig dargestellt wurde.

Mitglieder des Chores verliehen der Magd, Petrus und einem Diener ihre Stimmen, der ganze Chor sang die Rufe des Volkes. Diese in die Rezitative eingebetteten Chorsätze stellen bei dem Werk eine große Herausforderung dar, müssen die einzelnen Stimmen doch musikalisch und zeitlich genau einsetzen – eine schwierige Aufgabe, die der der Chor hervorragend löste.

Eingestreut in die Erzählung vom Leiden und Sterben Christi sind die Choräle und Arien. Sie dienen der Ausdeutung und Sinnstiftung des unmittelbaren Geschehens und unterstützen und vertiefen so die theologische Botschaft. Die Choräle wurden vom Chor fließend und mit innigem Ausdruck vorgetragen. Imposant die Klangfülle der 30 Sängerinnen und Sänger. Sie spannten den großen Bogen vom expressiv intonierten Eingangschor "Herr, unser Herrscher" zum mit Intensität vorgetragenen Schlusschoral, der mit der Zeile "ich will dich preisen ewiglich" endet.

Sinnfällig und bewegend gestaltete sich der Vortrag der Arien. Die Künstler verstanden es mit ihren einfühlsamen Interpretationen die Zuhörer anzurühren. Sei es das von der Altistin Renate Kaschmieder von Schmerz durchzogene "Es ist vollbracht", das urplötzlich in ein jubelndes "der Held aus Juda siegt mit Macht" umschlägt, oder die von Masako Goda (Sopran) lebendig und voll freudiger Zuversicht intonierte Arie "Ich folge dir gleichfalls, mein Heiland, mit Freuden".

Ebenso authentisch kamen die Arien von Bass Nikolai Ardey und Tenor Maximilian Kiener beim Publikum an. Beispielhaft sei hier die klagende Tenorarie "Erwäge, . . ." genannt, über der sich "der allerschönste Regenbogen" musikalisch und interpretativ spannte, und die fast zärtlich gesungene Bassarie "Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen". Das Kammerorchester unterstützte und untermalte die Gesangspartien, zeigte zwischen den Textpassagen virtuoses und solistisches Können.

Mit der Aufführung der Johannes-Passion gelang allen Mitwirkenden unter der Leitung von Max Penger eine meisterhafte Gesamtleistung, die über den musikalischen Genuss hinaus für die christlichen Zuhörer wegen ihrer Botschaft ergreifend und bewegend war. "Hinter Text und wunderbarer Musik dürfen wir den Sieger über den Tod erkennen", so hatte es Pfarrer Faulhaber ausgedrückt. Mit einem kurzen Innehalten unter dem Geläut der Glocken von St. Johannes Baptist ging das Konzert zu Ende. ?

? Claudia Waltenberger