Münchsmünster
"Wir machen das Beste daraus"

Auch in Münchsmünster sind syrische Asylbewerber untergebracht – und versuchen sich zu integrieren

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Neues Zuhause: Acht syrische Asylbewerber, darunter Mohamed Koudsi (stehend, zweiter von rechts) sind seit Kurzem im ehemaligen AWO-Haus in Münchsmünster untergebracht - Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Wie lange sie hier bleiben dürfen weiß keiner. Dennoch wollen die syrischen Asylbewerber, die erst seit wenigen Tagen in Münchsmünster leben, alles tun, um sich zu integrieren. Ganz oben auf der Liste: Deutsch lernen und eine Arbeit finden.

Zwei junge Männer stehen im Garten des ehemaligen AWO-Hauses in Münchsmünster. Ein dritter öffnet das Fenster ganz oben im Giebel und ruft etwas. Die drei lachen. Die Atmosphäre wirkt gelöst. Die acht Männer, die hier untergebracht sind, scheinen sich trotz der Enge gut zu verstehen.

Sechs männliche Asylbewerber aus Syrien seien unterwegs nach Münchsmünster. So lautete der Anruf, den Münchsmünsters Bürgermeister Andreas Meyer Ende vergangener Woche erhielt. Gerade einmal zwei Stunden später entstiegen die Flüchtlinge, in der Hand nicht viel mehr als ein wenig Geld und ein paar Kleidungsstücke, einem Taxi.

„Wir haben dann erst mal zugesehen, dass die Leute runterkommen und ankommen“, erzählt Meyer. Ganz einfach sei das nicht gewesen, denn das Gebäude, das die Gemeinde dem Landkreis Pfaffenhofen zur Unterbringung von Asylbewerbern vermietet hat, war noch nicht bewohnbar. „Wir haben dann erst mal alle zusammen sauber gemacht und gelüftet und eine Familie hat noch eine Couch zur Verfügung gestellt“, sagt er. Jetzt müsse man sehen, dass man das Gebäude einigermaßen wohnlich herrichte und vor allen Dingen, dass die Heizung wieder zuverlässig funktioniere. Im Moment fehlt nämlich ein Ersatzteil, „wir sind aber zuversichtlich, dass das heute noch kommt. Bei den Temperaturen ist es so nämlich kein Spaß mehr“, sagt Meyer bestimmt.

Drüben im AWO-Haus mühen sich die Männer indes mit der Menüführung des Fernsehers ab, der inzwischen im Haus installiert wurde. Mohamed Koudsi, 44 Jahre alt und der einzige von ihnen, der Deutsch spricht, betrachtet die Anleitung, blickt zum Bildschirm auf, schüttelt den Kopf und grinst. „Er will nicht“, sagt er, erst auf arabisch, dann auf deutsch. Gefreut haben sie sich über den Fernseher aber sehr, alleine schon, weil er hilft, sich an die fremde Sprache zu gewöhnen.

„Ich hab’ mit den Leuten gesprochen“, sagt Meyer, „sie wollen unbedingt Deutsch lernen und das finde ich sehr gut.“ Eine Reihe von Freiwilligen habe sich bereit erklärt zu helfen. Mit Deutschkursen, mit Hilfe beim Einkaufen und bei Behördengängen, mit Spenden wie Fahrrädern, Möbeln oder Lebensmitteln sollen sich die Asylbewerber richtig einleben können.

So bald wie möglich will Meyer die Angebote koordinieren. Und wenn möglich Arbeit für die Männer finden. Wobei auch das nicht einfach ist. Asylbewerber, die sich seit weniger als neun Monaten in Deutschland aufhalten, dürfen nämlich nur gemeinnützig tätig werden. Konkret würde das wohl ein Ein-Euro-Job bei einer kommunalen Einrichtung sein.

Den Männern ist das egal. Sie sind nicht nur bereit, sondern regelrecht begierig darauf arbeiten zu dürfen. „Man kommt raus, trifft Leute, lernt die Sprache viel schneller, kann für sich selbst aufkommen“, sagt Koudsi. Auch er, der in Deutschland studiert hat und Architekt ist, scheue sich deshalb nicht, jede Arbeit anzunehmen. Den ganzen Tag im engen Haus zu sitzen sei schlimm für ihn und die anderen. „Wenn man den ganzen Tag hier sitzt, überlegt man zu viel“, sagt er nachdenklich.

Wie ihre Zukunft aussieht, wissen die Männer nämlich nicht. Seit rund zwei Monaten sind sie in Deutschland. Münchsmünster ist ihre dritte Anlaufstelle. Dazu kommt, dass viele ihre Familie in Syrien zurücklassen mussten, so auch Koudsi: „Meine Frau und meine beiden Kinder halten sich versteckt.“ Sobald sich die Lage in Syrien beruhigt, möchte er zurück. Sollte das nicht gehen, könnte er sie, wenn sein Antrag auf Asyl angenommen wird nachholen - zumindest theoretisch, denn in der Praxis ist eine Ausreise nach Jordanien oder in den Libanon, wie sie um nach Deutschland zu kommen nötig wäre, fast unmöglich. Negative Gedanken versuchen sie trotz allem zu vermeiden. „Wir machen das Beste daraus“, sagt Koudsi und lächelt ein bisschen.