Münchsmünster
Das Licht geht an, der Fasching ist aus

Um Mitternacht ist alles vorbei Zeremonielles Begräbnis zum Kehraus in Münchsmünster

01.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:34 Uhr

Mit Kerzen und Humor: In Münchsmünster haben sich um Mitternacht noch einmal viele Narren versammelt, um den Fasching zu beerdigen - oder besser hinauszuspülen mit einem Eimer Wasser. - Foto: Lamprecht

Münchsmünster (PK) Es ist ein alter Brauch, der aber nur noch selten gepflegt wird und teilweise sogar schon in Vergessenheit geraten ist: Zum Ende des Faschings, zum Kehraus, nicht nur noch einmal so richtig zu feiern, sondern den Fasching als Person auch symbolisch zu beerdigen.

Im Münchsmünsterer Ilmstüberl, von den Einheimischen nur "Beim Bem" genannt, wird der Brauch aber noch Jahr für Jahr gepflegt und ältere wie junge Gäste kommen gerne und zahlreich.

Um Schlag Mitternacht wird es stockfinster im Wintergarten und in der Gaststube des Ilmstüberls. Nur ein paar Kerzen, die die Gäste halten, erhellen den Raum. Zuerst kommt der Akkordeonspieler - getragene Musik, schleppender Gang - herein. Ihm folgen die sechs jungen Ministrantinnen, über die Schultern bunt bedruckte Tücher, in den Händen Kerzen. Und dann kommt auch schon die Hauptsache: Die beiden Träger, die den Fasching, einen jungen Mann, hereinbringen. Er liegt, vollständig mit Tüchern bedeckt, in einem großen Korb.

Hinter ihm der Pfarrer, in langer Kutte und bewaffnet mit seiner Rede, die er gleich vor der versammelten Trauergemeinde halten wird, und der Mesner mit Klobürste und einem großen Eimer Wasser. "Aber kein kaltes, mir san ja net gemein." Die Stimmung ist heiter.

Viele kichern und glucksen in die Stille des Raums hinein und dann legt Andreas Artmeier, der in diesem Jahr die Rolle des Pfarrers übernimmt, auch schon los mit seiner Rede und mit den Fürbitten an all die "Münchsmünsterer Heiligen", die sich an diesem Abend versammelt haben und die jetzt, bevor die Fastenzeit beginnt, noch einmal ein bisschen ihr Fett weg bekommen sollen. Den ganzen Abend über hat er an der Rede geschrieben, denn wer beim Kehraus welche Rolle übernimmt, wird in der Regel kurzfristig entschieden. "Früher war ich immer dabei, jetzt schon ein paar Jahre nicht mehr, aber heuer hat es wieder gepasst und es ist einfach ein Erlebnis", sagt Artmeier schon zu Beginn des Abends.

Das sehen wohl auch die anderen Gäste so, die an diesem Abend im Ilmstüberl sitzen. Viele davon, so erzählt Wirtin Marianne Lehmayer, kommen jedes Jahr. Besonders freut sie sich aber auch über die sechs jungen Mädchen, die in diesem Jahr das erste Mal dabei sind. "Die wollten alle mal sehen, was wir hier so machen, also werden sie gleich eingebunden", sagt die Wirtin schmunzelnd. Im Klartext heißt das, Theresa, Jana, Simone, Daniela, Lucia und Eva, alle kaum älter als 18, dürfen diesmal in die Rolle der Ministranten schlüpfen und sie haben sichtlich Spaß dabei. Wie auch die anderen Gäste und Protagonisten dieser gespielten Beerdigung haben sie eine Menge zu lachen an diesem Abend. Egal ob sie selbst - deren Leben in Volljährigkeit besser laufen soll als das von anderen und die brav bleiben sollen - oder jemand anders auf die Schippe genommen wird, der Saal brüllt und sagt nach jeder der Fürbitten "Bitte für uns".

Wirklich begraben wird der Fasching am Ende natürlich nicht, "ordentlich eigschwoabt", wie Artmeier formuliert aber schon: Der ganze Eimer Wasser und diverse Flaschen Bier werden über ihm ausgeschüttet ehe er sich ganz am Ende, klitschnass und nur in Badehose aus den Tüchern befreien darf und sich erst mal kräftig vor den Ministrantinnen schüttelt. "Ein echter Bem", sagt Wirtin Marianne lobend und auch Alt-Wirtin Anna Anetzberger, die trotz ihres Alters tapfer bis zum Schluss durchgehalten hat, lobt, "schee habt's es wieder g'macht."

Und dann geht das Licht an und der Fasching ist auch in Münchsmünster endgültig zu Ende. Draußen in der Gaststube helfen die Gäste die Dekoration abzuhängen. Die letzten Gläser werden geleert und ganz nebenbei wird auch schon einmal darüber geredet, was man im nächsten Jahr, beim Fasching 2018, so alles auf die Beine stellen wird.