Münchsmünster
Ein erfolgreiches Gespann

Carolin Güntner aus Münchsmünster geht bei einem europäischen Turnier im Westernreiten an den Start

02.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Sportliches Duo: Carolin Güntner und „J.J.“ ergatterten in zwei Kategorien bei einem Turnier in Thierhaupten den zweiten Platz - Foto: privat

Münchsmünster (PK) Für Carolin Güntner aus Münchsmünster ist das Westernreiten ein fester Bestandteil ihres Lebens. Vor eineinhalb Jahren hat sich die 23-Jährige mit dem Kauf eines Appaloosas einen Traum erfüllt.

Mit ihrem Westernpferd nimmt die junge Frau inzwischen erfolgreich an Turnieren teil. Ihn bringt so schnell nichts aus der Ruhe: Während Carolin Güntner gemütlich mit einigen anderen Reitern vor den Pferdekoppeln auf der Ranch „The Home of the Irresistible“ der Familie Zielbauer in Forstpriel zusammensitzt und plaudert, steht J.J. seelenruhig daneben und wartet. Der fünfjährige Appaloosa-Wallach wird nicht einmal unruhig, als die Hunde des kleinen Pferdehofs spielend und bellend an ihm vorbei flitzen. „Diese ruhige und gelassene Art ist für Westernpferde charakteristisch“, erklärt Güntner. Ausnahmen gebe es natürlich auch. „Auf J.J. treffen diese Eigenschaften aber absolut zu.“

Die junge Frau aus Münchsmünster begeistert sich bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr für Pferde. „Ich habe es schon als Kind schön gefunden, für das Pferd und mich ein Stück Verantwortung übernehmen zu können.“ Auf verschiedenen Höfen in Vohburg, Manching und Ernsgaden lernte sie zunächst den Englischen Reitstil kennen. Zum Westernreiten kam sie dann mit 14 Jahren: „Ich habe eine Reitbeteiligung gesucht und deshalb die ganzen Pferdehöfe in der Umgebung abgeklappert“, erzählt sie. Auf der Ranch der Familie Zielbauer wurde sie nicht nur fündig, sondern fühlte sich in der familiären Atmosphäre auch gleich wohl. Mit der Stute „Mighty Jori“ von Petra Zielbauer verstand sich Güntner ebenfalls auf Anhieb. Neu war für sie lediglich der Reitstil auf der Ranch. „Ich bin dort erstmals mit dem Westernreiten in Berührung gekommen.“ Güntner war allerdings sofort begeistert: „Mich hat es unheimlich fasziniert, dass die Pferde am losen Zügel genauso mitarbeiten.“ Im Englischen Reiten werde dagegen bei der Arbeit mit den Tieren vergleichsweise mit viel Druck gearbeitet. Wichtig war ihr damals bereits, dass sie sich umfänglich um „Mighty Jori“ kümmern konnte. „Sie ist nicht nur zum Reiten gekommen, sondern hat auch von Anfang an bei den ganzen Arbeiten rund ums Pferd mit angepackt“, erinnert sich Petra Zielbauer. Carolin Güntner war das auch immer wichtig: „Für mich ist ein Pferd kein Sportgerät“, betont sie. Vielmehr sei es ein Sportpartner und auch ein Familienmitglied.

Entsprechend groß war die Trauer, als „Mighty Jori“ nach acht Jahren starb. Kurz darauf entschloss sich Güntner, die als Sachbearbeiterin im Vertrieb bei Audi arbeitet, für ein eigenes Westernpferd. „Ich wollte mir einfach ein Jungpferd kaufen, das ich auch selber erziehen kann.“ Gemeinsam mit ihrer Reiterkollegin Kathrin Zielbauer, sah sie sich sechs Tiere an. „Wir haben uns Quarter Horses, Paint Horses und Appaloosas angesehen.“ Die Wahl fiel schließlich auf „J.J.“. „Wir sind dreimal zu ihm in den Bayerischen Wald gefahren und waren von dem ruhigen Wesen des vierjährigen Hengsts, der auch aus einer guten Zucht stammt, begeistert.

Es dauerte aber nicht lange, bis „J.J.“ zu einem Problempferd wurde. „Er hat sich zwar schnell auf dem Hof in Forstpriel eingelebt, und mit den anderen elf Pferden gab es keine Probleme“, berichtet die 23-Jährige. Allerdings sei der Umgang mit dem Appaloosa-Hengst sehr schwierig geworden. Hormonell bedingt sei sein Verhalten teils aggressiv gewesen, und schon allein beim Füttern habe sie ein mulmiges Gefühl gehabt. An ein erstes Training mit dem Tier, das noch nicht angeritten war, sei auch nach der Kastration nicht zu denken gewesen. „Ich hatte aber trotzdem zu keiner Zeit den Gedanken, ihn wieder zu verkaufen“, versichert Güntner. Vielmehr wandte sie sich an den Pferdetrainer Josef Schlammerl aus Brunnen bei Schrobenhausen. „Das war auch wichtig, weil Pferde in dem Fall in Profihände gehören“, betont Petra Zielbauer. Bereits nach drei Monaten täglicher Trainingsarbeit, zeigte sich „J.J.“ dann wieder von seiner ruhigen Seite. „Es ist bei der Erziehung einfach wichtig, das gewünschte Verhalten zu belohnen und das unerwünschte zu ignorieren“, erläutert der Trainer.

Das weitere Training mit „J.J.“ übernahm Güntner selber unter Anleitung von Schlammerl – und zwar sehr erfolgreich: „Im vergangenen März haben wir an einem Regionalturnier in Memmingen teilgenommen.“ Obwohl Güntner mit „J.J.“ erstmals an einem solchen Wettkampf teilnahm, ergatterten die beiden gleich den sechsten Platz. „Das war schon eine Überraschung“, erzählt Güntner. Weitere Erfolge konnte sie zudem bei einem Regionalturnier in Pfeffenhausen verbuchen, wo sie in den Kategorien Horsemanship den ersten und beim Showmanship den vierten Platz erzielte. Bei einem weiteren Turnier in Thierhaupten heimste sie mit ihrem Westernpferd zudem zwei zweite Plätze ein. Im Oktober möchte Güntner mit „J.J.“ zudem an einer Europameisterschaft für Appaloosa in Mooslargue in Frankreich teilnehmen. Carolin Güntner betont, dass die Turniere für sie nicht im Mittelpunkt stehen. „Wichtig ist, dass wir ein gutes Mittelmaß vom Niveau behalten, bei dem mein Pferd und ich noch Spaß haben.“