Münchsmünster
Der Garten als Wohlfühloase

Hasan Aksin hat mit seiner Familie in Münchsmünster ein zu Hause im Grünen gefunden

20.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Münchsmünster (PK) Das Paradies auf Erden? Für Hasan Aksin ist das sein Garten. Direkt an der Ilm gelegen, mit uraltem Baumbestand, idyllischen Ecken und jeder Menge Platz zum Werkeln. Mit seiner Familie hat der Bäcker im Ruhestand in Münchsmünster einen „Hort der Ruhe“ gefunden.

Die Fladenbrote Aksins waren eine bekannte Größe in der Region, an Nachfragen fehlte es nicht. Trotzdem: „Ich hab jahrein jahraus 16 Stunden am Tag geschuftet, jetzt ist Schluss damit“, begründet der 58-Jährige seinen frühen Rückzug aus dem Berufsleben. Auch Fatmana, seine Ehefrau, sieht das ähnlich. Sie hat ihn schließlich täglich bei seiner selbstständigen Tätigkeit unterstützt. Nun ist die 55-Jährige beim Garteln seine rechte Hand.

Gefragt, wie er ausgerechnet auf Münchsmünster als neues Domizil gekommen ist, hat Hasan Aksin schnell eine Antwort parat. „Ich hab mir eine Landkarte geschnappt, nach einem Ort mit viel Natur drum herum gesucht und jetzt bin ich hier“, gesteht er mit einem verschmitzten Lachen. Na ja, auch das schöne Haus mit dem tollen Garten habe da ein bisserl mitgespielt, meint seine Frau. Sie hat schon so viel geschwärmt von dem kleinen Ort, dass nun auch Bekannte hierher gezogen sind.

„Wir haben vorher mitten im Zentrum von Ingolstadt gelebt, da hat man den ganzen Tag nur die Autos gehört“, erzählt der Hausherr, dass er vier Tage nach dem Umzug plötzlich „ganz anders gehört, ganz anders geatmet“ hat. „Meine Ohren, die ich vorher auf taub gestellt hatte, waren auf einmal viel sensibler“, erinnert er sich „an den wundervollen Moment “als er den ersten Vogel singen hörte.“ Nicht immer sind die Geräusche der Natur jedoch so angenehm. Da wären zum Beispiel die Frösche, die den eigenen Teich für ihre Liebesgesänge auserkoren hatten. „Das war schon gescheit laut, aber die sind ja nicht das ganze Jahr verliebt“, trägt auch die Ehefrau das Gequake mit Geduld. Besonders toll findet es der Vater eines Sohnes, dass er nun „wenn ich mag nachts um drei oder vier Uhr spazieren gehen kann, ohne Gefahr und ohne jemand zu begegnen“.

Cagatay, der Spross der Familie, hat gerade sein Abitur am Reuchlin-Gymnasium bestanden. Auch für ihn ist erst einmal „chillen“ angesagt. Studium – wahrscheinlich BWL – und Berufstätigkeit müssen noch etwas warten. Er wird erst in den nächsten Tagen fest einziehen und mit der Anmeldung seinen Ortswechsel besiegeln.

Mit im Haus wohnt auch die Nichte der Aksins: Elif Celik ist alleinstehend und hat nach etlichen Jahren des Singledaseins in Ingolstadt die „Geborgenheit der Familie“ gesucht. Ihre Eltern leben nicht mehr in der Region, also zog es sie zu Onkel und Tante. „Ich wollte unbedingt aus der Stadt raus“, erklärt sie die Flucht vor „Lärm und Hektik“. Jetzt genießt die Mittelschulpädagogin, die an der Gotthold-Ephraim-Lessing Mittelschule unterrichtet, die Erholung im heimischen Grün.

Sie spricht ihre beiden Muttersprachen perfekt, fühlt sich aber in Bayern so heimisch, dass sie im Brustton der Überzeugung sagen kann: „Hier will ich nicht weg“. Ihr Großvater war einst als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen und dann „immer mehr in Richtung Süden gewandert“, wie sie es mit einem Schmunzeln formuliert. Und dieser Süden sei eben „einfach schön“. Ihr Onkel findet zudem die deutsche Mentalität so sympathisch. Da sei irgendwie alles so „piccobello“. Theoretisch könne er ja jetzt in der Türkei leben, aber um seine Rentenansprüche nicht zu verlieren, müsste er dann hier einen Wohnsitz behalten. „Da bleib ich doch lieber ganz“, sagt er. Und führt die Mitarbeiterin der Zeitung in sein „Paradies“, in dem der Naturliebhaber für die Bienen Wildblumenbeete angesät und für die Vögel Nisthilfen in die Baumwipfel gehängt hat. „Am Fluss entlang möchte ich mit Ziegeln noch ein paar kuschelige Sitzecken bauen“, zeigt er, wo er künftige laue Sommerabende verbringen wird. „Besser geht’s doch nicht, oder“ fragt er und man mag nicht widersprechen.