München (PK) Das Modellprojekt "Digitale Einkaufsstadt" ist am Donnerstagabend im bayerischen Wirtschaftsministerium in München abgeschlossen worden. Laut den Experten ist die Stadt mit der lokalen Plattform "besser daheim" in einer idealen Ausgangsposition, stehe aber noch vor Herausforderungen.
"Der Onlinehandel", so Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in einer Stellungnahme, "macht es den lokalen Geschäften immer schwerer." Deshalb hat das Wirtschaftsministerium 2015 das Projekt "Digitale Einkaufsstadt" ins Leben gerufen: Ausgewählte Kommunen sollten kostenlos beraten werden, wie ihre Stadt die digitale Zukunft am besten angehen kann. Unter 36 Bewerbern bekam neben Coburg und Günzburg auch Pfaffenhofen den Zuschlag.
"Die Innenstädte brauchen neben den Schaufenstern aus Glas auch ein Schaufenster im Internet, um die Kunden zu informieren, ihnen Angebote zu unterbreiten und Impulse zu setzen", so die bayerische Wirtschaftsministerin.
In Pfaffenhofen schuf vor allem die Wirtschafts- und Servicegesellschaft Pfaffenhofen (WSP) in den vergangenen zwei Jahren einen "lokalen Marktplatz", so heißt es im Abschlussbericht, der im Auftrag des Ministeriums von Beratungsfirmen erstellt wurde.
Dabei galt es, eine Herausforderung zu meistern: Zwar sei es positiv, dass es in Pfaffenhofen neben der WSP auch noch die Interessengemeinschaft Lebendige Innenstadt und ProWirtschaft gebe. "Anfangs fehlte es aber an einer zielgerichteten Abstimmung und Koordination." Viele Maßnahmen seien "in der Wirkung verpufft".
Mit dem Modellprojekt sei es nun gelungen, den Handel, die Gastronomen, die Dienstleister und die Akteure des Gesundheitssystems in Pfaffenhofen "in ein Gesamtkonzept zu integrieren". Zunächst schuf die WSP die Dachmarke "besser daheim", aus der heraus sich dann ein digitaler Marktplatz mit demselben Namen entwickelte. Die Idee dahinter: Weil laut Statistik immer mehr Menschen sich vorab im Internet über Produkte informieren oder gleich online shoppen, sollte man ihnen das auch ermöglichen.
Mitte Januar waren laut Bericht 42 Teilnehmer auf der Seite online, acht weitere sind unter Vertrag, zudem laufen weitere Gespräche. Noch gibt es Luft nach oben: Denn potenzielle Teilnehmer gibt es laut WSP rund 160 bis 180. Der Verkauf läuft bereits: Bei 14 Geschäften können die Bürger Waren oder Gutscheine online über die Seite kaufen. Die Bestellungen werden dann ausgefahren. Das offizielle Ziel von WSP ist es, beim offiziellen Start der Plattform am 17. März mehr als 50 Teilnehmer zu haben.
Damit die Geschäftsführer der Innenstadt auch für den Einstieg ins Digitale gerüstet sind, startete die WSP außerdem die Veranstaltungsreihe "DigitalDialogPfaffenhofen", bei der sich die Teilnehmer unter anderem über Social Media austauschten. Und beim Angebot "DigitalCheck" prüft ein Projektmanager, wie sich ein Unternehmen online schlägt, gibt Empfehlungen und prüft nach drei Monaten, was umgesetzt wurde.
Zwei Pfaffenhofener Geschäfte sehen die Berater auf einem besonders guten Weg: Das Zoogeschäft "Futter Stadl" habe über die Nutzung von Social Media und Onlineshops Kunden gewonnen und an sich gebunden. So berät das Personal auch über einen Online-Messenger. Die Firma Kratzer Bike biete all ihre Produkte auf der Plattform "besser daheim" an, heißt es im Bericht. Zudem generiere der neu entwickelte Body Scanner in sozialen Medien Aufmerksamkeit.
Und wie sicher steht die Kreisstadt nun insgesamt auf ihren digitalen Füßen? Die Gewerbetreibenden seien hinsichtlich ihres Know-Hows, der technischen und finanziellen Möglichkeiten sehr ungleich, so die Experten im Abschlussbericht. Deshalb sei es wichtig, künftig auf jeden bedarfsorientiert einzugehen, damit potenzielle Teilnehmer nicht verloren gingen. "Zum jetzigen Stand sind noch nicht alle Herausforderungen gemeistert", heißt es, "aber Pfaffenhofen hat heute eine ideale Ausgangsposition, sich diesen bewusst zu stellen".