Geisenfeld
Mit Plastikdeckeln gegen Kinderlähmung

Sophia Stark und Helene Becker von der Geisenfelder Realschule starten Spendenaktion

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr
Geisenfelder Realschüler initiieren Spendenaktion gegen Polio −Foto: Maggie Zurek

Geisenfeld (GZ) 500 Verschlüsse ergeben eine Impfung gegen Kinderlähmung - mit dieser Gleichung bitten die Realschülerinnen Sophia Stark und Helene Becker ab sofort bei ihrer groß angelegten Aktion zugunsten des Vereins "Deckel drauf" um Spenden in Gestalt recycelbarer Plastikdeckel.

"Wir haben in den Medien von dem Rotaryprojekt gegen Polio, also die Kinderlähmung, gelesen und uns in der Familie darüber unterhalten", erzählt Sophia Stark, die sofort Rückendeckung etwa von ihrer Oma erhalten hat. Auch Helene Beckers Verwandte und Freunde fanden die Idee, den Kampf gegen die Erkrankung zu unterstützen, großartig.

"Weltweit gibt es drei Länder, in denen die Kinderlähmung nicht ausgerottet ist: Afghanistan, Pakistan und Nigeria", weiß Sophia Stark, die wie ihre Mitstreiterin einen Beitrag dazu leisten möchte, dass die unheilbare Virusinfektion auch dort bald der Vergangenheit angehört. Das Poliovirus führt zu Lähmungen, von denen auch die Atemmuskulatur betroffen sein kann (bis hin zum Tod durch Ersticken). Ein Heilmittel gibt es nicht. Deshalb sind möglichst flächendeckende Impfungen auch enorm wichtig. 500 Deckel geben ungefähr ein Kilo Material. "Und der Erlös reicht für eine Impfung gegen Kinderlähmung", erläutert dazu der zweite Realschulkonrektor Wilfried Krauß, den die Zehntklässlerinnen mit ihrem Elan für die gute Sache mitgerissen haben.

Mit viel Überzeugungskraft und jeder Menge Charme fanden die beiden Teenager erste Sponsoren. Einer von ihnen spendete etwa die großen Kunststoffeimer in ausreichender Menge. Sind diese Eimer voll, soll der Inhalt in riesige Säcke umgefüllt werden. Die haben ihnen der Geisenfelder Baufachmarkt und die Firma Kuchler gespendet, sagen die 16-jährigen Freundinnen. Sind acht dieser Säcke voll, werden sie vom Verein "Deckel drauf" abgeholt und zur Recyclingeinrichtung gebracht.

Dass man in den Geisenfelder Schulen ebenfalls derartige Sammelbehälter aufstellen würde, war schnell eine fix ausgemachte Sache. Und auch der Bürgerring war ohne viel Federlesens mit von der Partie. Auf der Suche nach Geschäften, die zudem bereitwillig mitmachen, waren die Mädels ebenfalls zügig erfolgreich: Rewe, Aldi und Edeka machen ebenso mit wie die Getränkemärkte Hörl und Fuchs.

Kaum waren die ersten Sammelbehälter im Schulhaus aufgestellt, ergab sich allerdings ein neuerliches Problem. "Statt Plastikdeckeln von den Pausengetränken landeten Taschentücher und anderer Müll in den Eimern", berichtet Sophia Stark. Nicht aus böser Absicht, wie sie sich beeilt zu versichern. "Sondern weil so mancher Schüler die Behälter einfach für Abfalleimer gehalten hat." Die Lösung folgte auf dem Fuß: Die weißen Gefäße wurden daraufhin deutlich höher platziert, sodass das Logo der Aktion auf den Eimern nunmehr für alle gut sichtbar ist. "Wir bitten jetzt halt auch alle, dass sie weiter erzählen, worum es geht", sagt dazu Helene Becker. Denn je reiner das gesammelte Recyclingmaterial ist, desto höher ist auch der Erlös - und desto größer der Schritt in Richtung einer poliofreien Welt.

Aufwendig wird für die Schülerinnen noch die Kontrolle der Eimer, die ja regelmäßig in die großen Säcke entleert werden müssen. "Wir würden uns natürlich sehr freuen, wenn wir da noch ein paar fleißige Helfer finden würden, die uns unterstützen", meint Sophia Stark, die wie ihre Freundin auch ansonsten auf eine rege Beteiligung bei ihrer gemeinsamen Aktion hofft. Die Förderschule zum Beispiel, so erzählen die beiden Realschülerinnen dankbar weiter, geht zum Beispiel klassenweise in den Getränkemarkt Fuchs, um dort die Deckel von Flaschen abzudrehen, die noch mit abgegeben wurden.

WAS SOLL IN DIE EIMER?

Das Projekt "Deckel gegen Polio" wurde 2014 ins Leben gerufen und der gemeinnützige Verein "Deckel drauf" gegründet. Dieser koordiniert die Aktionen, in deren Rahmen bundesweit kommunale Entsorger und zahlreiche andere Sammelstellen mit regionalen Rotary Clubs zusammenwirken, um die Initiative "End Polio Now" zu unterstützen. Für jeden gesammelten Euro spendet die Bill & Melinda Gates-Stiftung an Rotary International weitere zwei Euro, sodass sich die Sammelinitiative nicht nur doppelt, sondern sogar dreifach lohnt. Bis heute wurden bundesweit 180 Millionen Deckel gesammelt, womit etwa 360 000 Impfungen finanziert werden konnten.

Was soll nun genau in den Eimer? Kunststoffdeckel und Verschlüsse von Getränken. Die Flaschen, egal ob Ein- oder Mehrweg, können auch ohne Deckel dann ganz normal abgegeben werden. Nicht in den Behälter dürfen Kronkorken, Metallschraubverschlüsse, Korkverschlüsse und Ähnliches. | zur