Mit
Den Kriegsdienst umgangen

Geschichten von und über Wolfgang Gscheider, Teil 5

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Wolfgang Gscheider war ein Pfaffenhofener Original – und ein begnadeter Geschichtenerzähler - Foto: privat

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam die Zeit, dass auch Wolfgang Gscheider zum Militärdienst einberufen wurde. Da Wolfgang mit dem Militär nichts am Hut hatte und auch niemals ein Mitglied der NSDAP werden wollte, heckte er einen gewagten Plan aus.

In einer geschäftsarmen Stunde ging er in seinen Laden, nahm das Ladenbeil, legte den Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand auf den Hackstock und schlug sich mit einem Schlag beide Finger ab.

Da Wolfgang aber Rechtshänder war, traf er mit der linken Hand nicht so sauber wie gewohnt. Der Zeigefinger war ganz ab, aber der Mittelfinger hing noch an der Haut. Unter Wahnsinnsschmerzen und großem Blutverlust, rettete er sich zum nahegelegenen Doktor Reber hinüber. Dieser musste ihm auch den Mittelfinger abnehmen und die noch verbliebenen Stummel wieder zunähen, so gut es ging.

Nach einigen Wochen der Genesung und einer Bestätigung des Arztes, dass es sich um einen Arbeitsunfall beim Holzschneiden handele, wurde Wolfgang vom Militärdienst ausgemustert. Dies war eine sehr gewagte Angelegenheit, da zu dieser Zeit „Selbstverstümmelung“ mit Todesstrafe geahndet wurde.