Manching
Opferplätze und Skelettfunde

01.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:53 Uhr

Vom Manchinger Osttor stammt dieses trepanierte (geöffnete) Schädelfragment. - Foto: Kelten- und Römermuseum Manching

Manching (PK) Eine Expertentagung wie diese hat es in Deutschland so noch nicht gegeben: Fachleute aus ganz Europa werden an diesem Wochenende im Kelten- und Römermuseum in Manching die neuesten Erkenntnisse über die Opfer- und Kultplätze der Kelten austauschen.

Bei den Ausgrabungen in Manching kamen seit den 1950er Jahren Tausende von Menschenknochen zum Vorschein. "Das besondere daran ist, dass sie nicht aus Gräbern stammen, sondern aus dem Siedlungsbereich des Oppidums", so Wolfgang David, der Leiter des Manchinger Museums. Neben Schädeln, die als Trophäen an Häuser, Hoftüren oder Pfosten befestigt gewesen sein könnten (davon berichten antike Autoren), wurden aber auch Teilskelette (komplette Unterkörper, Arme, Torsi menschlicher Körper) entdeckt. Viele der Knochen zeigen laut David Spuren von postmortalen (nach dem Tod zugefügten) Manipulationen.

Schon lange diskutieren die Fachleute über die Interpretation dieser Menschenfunde aus der Siedlungsschicht von Manching. Durch neue Entdeckungen in Frankreich und der Westschweiz, die laut David teilweise "schaurige Befunde" an den Tag brachten, hat die Forschung in Frankreich und der Westschweiz neue Impulse bekommen: Man beschäftigt sich auch wieder mit den rätselhaften Funden von La Tène, die noch länger bekannt sind als die von Manching.

"Mit der aktuellen Präsentation der Sonderausstellung La Tène in Manching war von vornherein beabsichtigt, die wissenschaftliche Aufmerksamkeit und das Interesse der Öffentlichkeit auch erneut auf die Menschenfunde von Manching zu lenken", betont David. Darüber hinaus war geplant, im Rahmen eines mit Schweizer Experten organisierten Kolloquiums das Untersuchungsfeld vom Westen aus in die Mitte und den Osten Mitteleuropas zu lenken – einschließlich des für Südbayern so wichtigen Norditaliens.

Wie David betont, ist die Tagung in Manching die erste Tagung dieser Art in Deutschland, in der sich Archäologen aus mehreren Ländern ausführlich mit dem Nachweis von heiligen Plätzen beziehungsweise Opferplätzen der Kelten mit europäischer Perspektive widmen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Funde aus Manching und La Tène. Zu deren besseren Verständnis soll dieses Kolloquium dienen, damit den Besuchern des Museums und der interessierten Öffentlichkeit bald neue Erkenntnisse zu den rätselhaften Menschenknochen von Manching, La Tène und anderen Fundplätzen vermittelt werden können.

Die Tagung beginnt heute Nachmittag mit den ersten Vorträgen und dauert bis Sonntagmittag. Geplant ist auch eine Exkursion zur Viereckschanze und zum Manchinger Wall. Die Anwesenheit des Schweizer Generalkonsuls in München, René Bänziger, bei einem Empfang am Samstagabend unterstreicht die Bedeutung der Tagung in Manching.