Manching
Mit dem Handy in die Römerzeit

Bei der neuen Sonderausstellung im Museum Manching werden die Besucher selbst zum Exponat

20.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:11 Uhr

Den Tiger im Griff: Museumsleiter Wolfgang David scheint die Kette zu greifen, die den Tiger hält. Das ist eines von 19 großformatigen 3-D-Bildern, die Teil der Sonderausstellung im Kelten- und Römermuseum Manching sind. In jedem Bild ist Platz für die Besucher, die sich dann in dieser Pose fotografieren lassen können - wie es auch Bürgermeister Herbert Nerb (unten links) tut. Wilfried Rosendahl (unten rechts), Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen, führte durch die Ausstellung. - Foto: Meßner

Manching (PK) Im Kelten- und Römermuseum ist vergangene Woche eine neue Sonderausstellung eröffnet worden. Die Besucher können sich bei "Schnappschuss - Zoom dich in die Römerzeit" auf eine Zeitreise begeben und Teil der Antike werden - vorausgesetzt sie haben das Smartphone dabei.

Der Tiger zerrt mit aller Macht an der Kette. Doch Wolfgang David - gekleidet mit Anzug und Krawatte - bändigt ihn locker. Besonders angestrengt wirkt der Museumsleiter nicht, eher amüsiert. Wenige Meter weiter wirft Manchings Bürgermeister Herbert Nerb einen Eimer Wasser durch ein offenes Fenster einer Schule. Er lacht dabei.

Diese Sonderausstellung im Kelten- und Römermuseum Manching macht richtig Spaß. Das soll sie auch. "Schnappschuss - Zoom dich in die Römerzeit" lautet der Titel. Und der ist durchaus wörtlich zu nehmen. Im Museum verteilt stehen 19 großformatige Bilder aus der Römerzeit. Das Besondere daran ist der 3-D-Effekt, mit dem sie gezeichnet sind. Auf jedem Bild fehlt eine Person. Diesen Platz kann der Besucher einnehmen und so in die Szene eintauchen. Mit einem Foto wird die optische Täuschung perfekt. Das Teilen der Bilder im Internet ist erwünscht, am besten mit dem Vermerk "#keltenroemermuseum", unter diesem sogenannten Hashtag werden die Beiträge gesammelt.

"Smartphones sind ausdrücklich gewollt", sagte Wilfried Rosendahl bei der Eröffnung. "Museum ist nicht nur Vitrine, Museum kann Spaß machen", fügte er hinzu. Ganz ohne Vitrine geht es dann aber doch nicht. Denn neben den Bildern sind dazu passende Exponate und Hintergrundinformationen ausgestellt.

Doch der Spaß steht eindeutig im Vordergrund. Wenig Text, viel schauen und entdecken. Die Ausstellung verlange regelrecht das Handy, sagte Rosendahl. So könnten die Besucher ein Stück Rom mit nach Hause nehmen - oder im Internet veröffentlichen. Der Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, der die Sonderausstellung durch eine Kooperation mit Manching möglich gemacht hat, sollte mit seinen Worten auf ganzer Linie recht behalten. Die geladenen Gäste stellten sich nämlich mit großer Freude vor die Bilder und posierten für die Kameras. Der stellvertretende Zweckverbandsvorsitzende Josef Mederer holte sich gleich einen Teller Suppe bei einer Marktfrau - zumindest auf dem Foto. Dank der optischen Täuschung schlenderten die Besucher über einen Markt im antiken Rom oder bliesen römischen Soldaten den Marsch. Nur um das Bild einer Latrine machten die Honoratioren an diesem Abend einen Bogen. Kinder werden auch damit sicher ihren Spaß haben.

Mederer sprach bereits bei seiner Begrüßung davon, dass die Ausstellung nicht nur für Kinder und Jugendliche faszinierend sei, sondern auch für Erwachsene. Er nutzte die Gelegenheit, um Museumsleiter David zu danken. "Sie haben hier Spuren hinterlassen", sagte er. Die Gäste quittierten diese Worte mit Applaus, wird es doch Davids letzte Sonderausstellung in Manching sein, ehe er nach Frankfurt wechselt.

David selbst wertet die Ausstellung als "große Aufwertung" für Manching und begrüßte ausdrücklich die Kooperation mit den renommierten Reiss-Engelhorn-Museen. Deren Direktor Rosendahl griff die Worte auf und sagte: "Ich hoffe, dass wir die Brücke, die wir begonnen haben zu bauen, weiterführen können." Auch in der Zeit nach David.