Lindach
Kapelle unter Denkmalschutz

Von 1947 bis 1949 wurde das Kirchlein gebaut, weil Lindach im Krieg von Bomben verschont blieb

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Die Lindacher Kapelle einstmals und heute: Links ein Foto vom 9. Oktober 1949, dem Tag der Einweihung. Rechts ein aktuelles Bild. ‹ŒFoto/Repro:; Schmidtner

Lindach (PK) Eine gute Nachricht für die Marktgemeinde Manching: Die Kapelle im Ortsteil Lindach soll - ziemlich genau 70 Jahre nach ihrem Bau - in die Liste denkmalschutzwürdige Bauten aufgenommen werden.

Kaum Jemand, der auf der Bundesstraße 16 in Richtung Regensburg oder in Richtung Neuburg am kleinen Ort Lindach bei Manching vorbeifährt, nimmt Notiz von der 53 Seelen großen Gemeinde Lindach. Dort steht, genau in der Mitte, eine Kapelle, nein, die Kapelle.

Der kleine Ort, der auf halbem Weg von Manching nach Ernsgaden liegt, und urkundlich erstmals im Jahr 1270 erwähnt wurde, war bis 1978 Teil der selbstständigen Gemeinde Westenhausen, gehört aber schon immer zur Pfarrei Manching. Die Kinder gingen in Ernsgaden und Geisenfeld zur Schule, aber nach Manching in die Kirche. Der im Jahre 1936 südlich von Lindach erbaute Flugplatz sollte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs für den Einsatz schnellerer Maschinen erweitert werden. Auf dem dafür benötigten Gelände hat die Deutsche Wehrmacht 1944 noch 35 Tagwerk Wald abholzen lassen. Die Erweiterung der militärischen Anlagen kam aber nicht mehr zustande. In den letzten Kriegsjahren häuften sich die Angriffe der Alliierten auf den Flugplatz - damit fielen auch Bomben in der Nähe von Lindach.

Die kleine Siedlung, unmittelbar am Nordrand des heutigen Flugfeldes gelegen, erlebte am 23. Oktober 1944 ihren größten Angriff. 25 Bomben fielen auf den Ort, richteten aber nur einen geringen Schaden an. Nur eine Bombe traf einen Geräteschuppen und einen Schweinestall.

Zum Dank, dass der Ort weitgehend vom Bombenhagel verschont wurde, gelobten damals neun Bauern, der Heiligen Maria eine Kapelle zu errichten. Nach dem Krieg hatten die Bauern aus Lindach weder den Tag des Schreckens noch ihr Gelöbnis vergessen. Auf Vorschlag des Manchinger Pfarrers Otto Frey wurde zuerst ein Kapellenverein gegründet, dem schnell über 100 Mitglieder angehörten. Die Chronik verzeichnet, dass viele Spenden und Opfer nötig waren. Auch, dass statt der vorgesehenen Holzkapelle wegen Einspruchs der Behörden ein Steinbau entstand. Nach dem Plan von Oberbaurat Schwäbl aus Ingolstadt begann der Bauunternehmer Gallus Binner aus Manching im Herbst 1947 mit dem Bau der Kapelle. Am 9. Oktober 1949 war das kleine Gotteshaus, das inmitten des kleinen Dorfes im Schatten zweier mächtiger Eichen erbaut wurde, soweit fertiggestellt, dass Pfarrer Frey die kirchliche Weihe vollziehen konnte.

Trotz bitterer Armut der Bewohner wurde zu diesem Anlass ein Festzelt aufgestellt, in dem die Ehrung der Spender und Wohltäter und anschließend ein Festmahl stattfanden. Die Festpredigt, die der Schulchor gesanglich umrahmte, hielt Pater Bauriedel aus Ernsgaden.

Die Ausstattung der Kapelle mit Kirchenbänken hat Schreinermeister Rubenbauer aus Ingolstadt übernommen. Das Altarbild zeigt die Gottesmutter, die ihren Mantel als Schirm gegen die Bomben über die Ortschaft ausbreitet. Der Künstler ist nicht bekannt. Das Bild über den Kreuzweg ist ein Werk von Wilhelm Abriel, der von 1947 bis 1951 Lehrer in Westenhausen war. 70 Jahre nach dem Bau der Kapelle - die außer dem gelben Anstrich noch im Originalzustand erhalten ist, soll sie nun unter Denkmalschutz gestellt werden.