Kemmoden
Anekdoten und Nachdenkliches

Vortrag in Kemmoden widmet sich den ersten protestantischen Siedlern

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Kulturabend in Kemmoden: Chronistin Lydia Thiel (von links), Pfarrerin Katharina Heunemann und Medienwissenschaftlerin Agnes Burghardt waren beeindruckt von der großen Zuhörerschar. - Fotos: Ostermair

Kemmoden (ost) Die Geschichten der ersten protestantischen Siedler im Raum Jetzendorf hatten Magnetwirkung: Brechend voll war die evangelische Kirche von Kemmoden, als anlässlich 500 Jahre Reformation an die Vorfahren der evangelischen Christen in der Gegend von Pfaffenhofen und Dachau erinnert wurde. Die Chronistin Lydia Thiel hat Lustiges, aber auch Trauriges zusammengetragen, sodass der Medienwissenschaftlerin Agnes Burghardt ein überaus unterhaltsamer Vortrag gelang.

Burghardt zeigte den vielen Zuhörern auf, dass es die aus der Pfalz und dem Elsass kommenden Protestanten schwer hatten, in unseren Breitengraden Fuß zu fassen. Die ersten Protestanten siedelten sich hier 1818 an und 1829 entstand dann in Kemmoden die dritte protestantische Kirche in Altbayern, ein Gotteshaus mit Schulsaal.

Zwischen den vorgetragenen Geschichten wurden vom Projektchor unter Leitung von Manfred Burghardt auch Chorstücke von drei bekannten Protestanten, nämlich von Johann Sebastian Bach, Heinrich Schütz und Hugo Distler zu Gehör gebracht. Die vorgetragenen Geschichten zeigten, dass auch die Protestanten, die sich in und um Kemmoden angesiedelt haben, keine "Heiligen" waren. Das kam zumindest in den vorgetragenen Zeugnissen damaliger Schüler der einstigen Sonn- und Feiertagsschule deutlich zum Ausdruck. Selbst das "sittliche Betragen" sei da nicht immer tadelfrei gewesen.

Wenngleich es viele Anekdoten zum Schmunzeln gab, wurde den Zuhörern auch klar, dass die Protestanten schon im Kindesalter Beleidigungen und Anfeindungen der ansässigen Katholiken ausgesetzt waren. Burghardt hat aber auch festgestellt, dass das Einvernehmen der Geistlichen beider Konfessionen über all die Jahre gut war. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich auch die Pioniere aus der Pfalz mit den Katholiken immer mehr angefreundet.

Das "Abendlied eines Reisenden" war der musikalische Schlussakt, bevor die Gesellschaft in die Räume des Gotteshauses im Erdgeschoss wechselte. Es war ein amüsanter und kurzweiliger Kulturabend in dem idyllisch gelegenen Kleinod, das anlässlich der Feier in blauem Licht erstrahlte. Pfarrerin Katharina Heunemann bedankte sich bei allen Mitwirkenden mit Blumen.