Jetzendorf
Sanka beschäftigt die Jetzendorfer

Bei der Bürgerversammlung beklagen sich die 160 Gäste kaum - Gedanken zum fünften Rettungswagen

23.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Rund 160 Jetzendorfer sind zur Bürgerversammlung am vergangenen Wochenende gekommen. Zu meckern hatten sie allerdings nur wenig. −Foto: Ostermair

Jetzendorf (PK) Die Gemeinde Jetzendorf steht finanziell so gut da wie kaum eine andere Gemeinde. Das ist vermutlich auch der Grund, dass Bürgermeister Manfred Betzin auf der gut besuchten Bürgerversammlung fast nur Worte des Lobes bekam.

Allein der Besuch an einem Sonntagabend ist schon phänomenal: Wo gibt es das schon, dass 160 Frauen und Männer das zu Ende gehende Wochenende auf einer Bürgerversammlung verbringen? Bürgermeister Betzin freute sich jedenfalls über das große Interesse an der Kommunalpolitik, was sich im brechend vollen Ottilinger-Saal zeigte.

Selbst die schon in wenigen Tagen stark steigenden Wasser- und Abwassergebühren konnten die Bürger nicht zu Kritik hinreißen - abgesehen von dem Zwischenruf: "Das ist ja Wahnsinn, alles wird teurer."

"Als Standort für diesen fünften Rettungswagen gefällt mir auch Scheyern nicht."

Franz Off

 

Diskutiert wurde aber die Notfallversorgung im Landkreis und die Forderung nach einem fünften Rettungswagen. "Als Standort für diesen fünften Rettungswagen gefällt mir auch Scheyern nicht", sagte der ehemalige, langjährige Vize-Bürgermeister Franz Off. Er sprach sich dafür aus, diesen Rettungswagen in Markt Indersdorf zu stationieren, "denn so würde die zwölfminütige Rettungsfrist auf jeden Fall gewahrt sein". Betzin räumte ein, dass ohnehin in 30 bis 40 Prozent aller Fälle der Rettungswagen von Indersdorf nach Jetzendorf komme. Aber auch von Scheyern aus bestehe die Möglichkeit die vorgeschriebene Rettungsfrist einzuhalten. Im übrigen können sich Jetzendorf glücklich schätzen, dass hier die "Helfer vor Ort" für Ersthilfemaßnahmen bereitstehen.

Konrad Zimmermann zeigte auf, dass ihn die vielen Plakatständer zur Bundestagswahl störten, die auch nach der Wahl von diversen Veranstaltern weiter beansprucht werden. Er schlug vor, sich Gedanken zu machen, ob es nicht sinnvoller wäre - wie in der Nachbargemeinde Reichertshausen - größere Tafeln anzuschaffen, an denen die Parteien ihre Plakate hinkleben könnten. Betzin will dies noch im Gemeinderat zum Thema machen.

Anton Hirschau gehört zu den Bürgern, die bei den Bürgerversammlungen eigentlich immer was zu kritisieren haben. Heuer dagegen lobte er die Sichtweise der Gemeinde in mehreren Bereichen. Dennoch zog er über ein paar Gemeinderäte her, die er namentlich nicht nannte - sie aber als Grundstücksbesitzer bei der Baulandvergabe als Preistreiber bezichtigte. "Sie müssen die private Seite und die Arbeit im Gemeinderat schon auseinander halten", hielt ihm Betzin entgegen. Auch Betzin würde nicht Nein sagen, wenn er ein Grundstück hätte und man ihm dafür eine höhere Summe bieten würde, als zu erwarten war. Dass Hirschaus Kritik mehr als Neidgedanke einzustufen sei, ließen mehrere Versammlungsbesucher anklingen.

Was alle Bürger im Saal aber begrüßten, war die Ankündigung des Breitbandausbaus mit Glasfaser bis ins Grundstück, der bis Ende 2018 geplant ist. Die 3000-Einwohner-Gemeinde Jetzendorf habe 34 Asylbewerber aufgenommen, die nun auf vier Häuser verteilt in Jetzendorf und Priel leben. Dass Jetzendorf aufgrund der guten finanziellen Situation ihre drei Kinderbetreuungseinrichtungen optimal unterstützen kann, unterstrich das Gemeindeoberhaupt ausdrücklich. Allein in den beiden Kindergärten beträgt die von der Gemeinde pro Kind übernommene Kostenunterdeckung weit über 3000 Euro und bei der Mittagsbetreuung sind es 560 Euro pro Kind. Jetzendorf zähle zu den günstigsten Anbietern von Kinderbetreuungsplätzen in der Region.

Das kann man sich aber nur leisten, weil die rein rechnerische Pro-Kopf-Verschuldung nur 17,74 Euro beträgt. "Unter Berücksichtigung des Gemeindeguthabens müssten wir sogar jeden Bürger rund 1300 Euro auszahlen", scherzte der Gemeindechef. Momentan sehe es nicht so aus, dass die gute finanzielle Situation getrübt werden könnte. So will man in nächster Zeit kräftig in das Schulhaus investieren und alles daran setzen, den Schulstandort Jetzendorf zu erhalten. Erste Maßnahmen sollen noch vor 2018 erfolgen.

Auch mit der Neugestaltung des Dorfplatzes beschäftigt sich der Gemeinderat. Hier laufen allerdings noch die Planungen. Etwas weiter ist die Gemeinde was das künftige Rathaus betrifft. Da läuft derzeit ein Architektenwettbewerb.

Wenig Hoffnung machte Betzin für ein Naturbad an der Ilm. Hier gebe es Probleme mit der Wasserqualität. Was Kanal, Wasser und Straßen angeht, laufe einiges auf sogenannte Sanierungspakete hinaus. Das neu geplante kleine Gewerbegebiet am Bauhof sei in erster Linie ein Angebot an einheimische Gewerbetreibende. Auch auf die Hochwasserfreilegung in Hirschenhausen ging Betzin ein, denn die zieht sich schon lange hin - was aber dem Wasserrecht geschuldet sei. Die vorgesehenen Kleinmaßnahmen in Hirschenhausen sollen abhängig vom Preisgefüge 2018 ausgeführt werden.

Ausführlich ging der Bürgermeister auf die Baulandpreisentwicklung ein und zeigte auf, dass hier die Gemeinde gegen die massiven Preissteigerungen machtlos sei. Beim großen Baugebiet "Ilmblick" habe die Gemeinde mit dem vorhandenen Baulandmodell aber Bauland unter der Hälfte des Marktpreises für Einheimische zur Verfügung stellen können.