Jetzendorf
Konkurrenz für den Nockherberg

Sonja Zeindl derbleckt beim Jetzendorfer Starkbierfest - und Powerziach spielt zünftig auf

26.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Kräftig ausgeschenkt hat Sonja Zeindl als Mama Bavaria beim Jetzendorfer Starkbierfest. −Foto: Ostermair

Jetzendorf (PK) Gut besucht ist das traditionelle Starkbierfest der Jetzendorfer CSU gewesen, sodass es im Ottilinger-Saal kaum noch freie Plätze gab, als "Powerziach" Martin Kraft mit zünftiger Musik loslegte. Die Lacher hatte Sonja Zeindl als Mama Bavaria auf ihrer Seite.

Martin Kraft, der bayerische Liedermacher und leidenschaftliche Mundartdichter aus Dellnhausen, verstand es, mit Partymusik die gute Stimmung den ganzen Abend über zu halten. Das lag natürlich auch an seinen Witzen und Lachgeschichten, für die eigentlich die Jetzendorfer Theatera eingeplant waren. Diese mussten wegen eines angeblichen personellen Engpasses aber ihren Auftritt kurzfristig absagen.

Im Mittelpunkt des Abends aber stand zweifelsohne Sonja Zeindl alias Mama Bavaria, die den Honoratioren im Ort mit ihrem Derblecken nach Nockherbergmanier doch kräftig zusetzte - allerdings ohne wirklich beleidigend zu sein. So stellte sie fest, dass Denkmalschutz in Jetzendorf groß geschrieben wird und das hiesige Adelsgeschlecht unter der Leitung des Zweiten Bürgermeisters Leo Sedlmeier schon zwei Flügel und das Hochschloss renovieren ließ. So werde die umfangreiche Renovierung auf alle Fälle eher fertig als der Berliner Flughafen. Früher gab es einen Schlossverwalter, heute dagegen werde nur noch von einem Kastellan gesprochen. Diese Rolle nehme voller Stolz Thomas Wenger ein.

Auch die Ortskernverdichtung und der Feuerwehrhausbau in Hirschenhausen war für "Mama Bavaria" ein Thema, bei dem sie an der Kritik nicht sparte. Hirschenhausen plane ja schon seit zehn Jahren ein Haus für die Spritzenmänner. Nun soll der Brandschutz angeblich Schuld sein, dass es da nicht weiter geht. Der Ärger, den so eine kleine Gemeinde wie Jetzendorf mit übergeordneten Behörden hat, wurde vom elfjährigen Bürgermeister-Sohn Maxi Betzin, der auf der Gitarre spielte, treffend besungen. Er bediente sich bei der NDW-Truppe von Geier Sturzflug und hat den Song vom Bruttosozialprodukt auf Jetzendorf umgedichtet - wo eben nicht immer in die Hände gespuckt wird, und auch das Dorf nur gelegentlich über das Rathaus lacht. Dass am Ende seiner musikalischen Ausführungen der bayerischen Staatsregierung das Lecken einer Körperteils, der im Volksmund mit "A" beginnt, angeboten wurde, hat die Starkbiergäste zu Beifallsstürmen hingerissen.

Mama Bavaria nahm natürlich auch den Vater des jungen Künstlers, also den Jetzendorfer Bürgermeister Manfred Betzin selbst, aufs Korn. Sie will erfahren haben, dass er die Straßenausbaubeitragssatzung abschaffen will, aber Söder & Co. nicht traut, ihre Ankündigung umzusetzen. Auch die Nachfolgersuche im Vorstand des TSV Jetzendorf sei ein großes Problem, sodass die Starkbierrednerin sowohl Michael Wallner als auch dem langjährigen Kassier Ludwig Wallner empfahl, doch über einen Rücktritt vom Rücktritt nachzudenken. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer habe da ja gute Erfahrungen mit gemacht - und könne sicher Hilfestellung geben. Es habe sich auch herumgesprochen, dass es in der Jetzendorfer Gastronomie gewisse Kapazitätsprobleme gibt, seit der Postwirt geschlossen hat. Das sei selbst Pfarrvikar Florian Regner nicht entgangen, der schon beim Neujahrsempfang warnte, dass das Pfarrheim zu klein wird. Der Jetzendorfer Burschen- und Madlverein werde bald nur noch eine Buttermilch-Lizenz erhalten, nachdem selbst an Silvester schon um 1 Uhr das Bier ausgegangen ist.

Bedauert hat Mama Bavaria, dass der Mörtl Will aus Volkersdorf keinen Bademeister-Job bekommt, weil der Gemeinderat die Schaffung eines Naturbads abgelehnt hat. Auch die Fahrprobleme vom "Wasser-Mane" und SPD-Vorstand Manfred Breitsameter konnten nicht geheim gehalten werden. Dass das neue Auto den Weg Richtung Ilm suchte, dürfte aber nicht mit der Arbeitsgeschwindigkeit im Bauhof zusammenhängen. Selbst der "schiache" Christbaum am Rathaus ist der gewitzten Starkbierrednerin nicht entgangen. Der örtlichen CSU warf sie vor, beim Kaltwassergrillen dem Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer eiskalte Füße beschert zu haben.

Angesichts dieser herrlichen sitzenden Pointen ließen sich die Starkbierfestgäste nicht mehrmals bitten. Der wiederkehrenden Aufforderung zum Prosit der Gemütlichkeit entsprachen regelmäßig alle im Saal, so wie es sich bei einem zünftigen Starkbierfest eben auch gehört.