Jetzendorf
Hermann Edelmann rettet die Trachtler

Jetzendorfer Vorplattler übernimmt das Amt des Vorsitzenden – und beerbt Hans Schmid

18.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:45 Uhr

Mit Monika und Hans Schmid (von links) wurden die langjährigen Vorsitzenden von ihren Nachfolgern Hermann und Roswitha Fischer mit Geschenken verabschiedet - Foto: Ostermair

Jetzendorf (ost) Aufatmen beim Trachtenverein Oberilmtaler Jetzendorf: Hermann Edelmann, der schon seit 44 Jahren Vorplattler ist, ist der neue Vorsitzende des 286 Mitglieder zählenden Traditionsvereins.

Außerdem hat er weitere zehn Jahre die Jugend an die Tradition des Schuhplattelns herangeführt. Edelmann, ein Trachtler mit Leib und Seele, sagte vor seiner einstimmigen Wahl zwar „Ja“, bedauerte aber dennoch, dass sich kein anderer für das Amt zur Verfügung gestellt hatte. Zeit, über eine Kandidatur nachzudenken, bestand genügend. Denn Hans Schmid, der zehn Jahre an der Vereinsspitze stand, hatte schon vor zwei Jahren signalisiert, dass er aufhören möchte. Querelen innerhalb des Vereins haben dazu geführt, dass sich Schmids Entschluss innerhalb des vergangenen Jahres festigte. Edelmanns einziger Grund, die Führung zu übernehmen, war die Befürchtung vieler Jetzendorfer, dass anderenfalls das Ende des Vereins drohe. Edelmann bemängelte lautstark das Desinteresse vieler Mitglieder am Vereinsleben. „Wenn wir überleben wollen, muss man auch zu den Übungsabenden kommen“, sagte der neue Vorsitzende.

Die neun Vereinsabende im vergangenen Jahr seien sehr schlecht besucht gewesen. Nur bei den Übungsabenden der Schüler und Jugendlichen schaut es besser aus. Hier wurden 29 Übungsabende abgehalten, in denn acht Kinderpaare geformt wurden. Der harte Kern der Trachtler hat sich im abgelaufenen Jahr immerhin elf Mal beim Tanzen und Platteln in der Miesbacher Tracht gezeigt. So haben die Jetzendorfer sogar im Europapark Rust tosenden Beifall geerntet. Wie Edelmann feststellte, hätte gerade den Kindern bei ihren Auftritten die Begleitung und der Beifall durch ihre Eltern und Bekannten gut getan. Mit dem Nachwuchs wurden über das Tanzen hinaus viele weitere Aktivitäten entwickelt, die vom Nistkastenbauen über ein zweitägiges Zeltlager mit Bootsfahrt bis hin zur Besichtigung eines modernen Kuhstalls reichten. Um die Attraktivität des Schuhplattelns anzukurbeln, habe man nach nach vielen Jahren erstmals wieder zum Preisplatteln gebeten. Doch selbst bei dieser Veranstaltung fehlten viele Eltern. Edelmann bedauerte, dass sich Schmid und dessen Frau Monika aus dem Vorstand verabschieden. Denn Monika Schmid, die zehn Jahre Zweite Vorsitzende war und zuvor 18 Jahre das Amt der Schriftführerin ausgeübt hatte, opferte ebenso wie ihr Mann viel Zeit für den Verein. An Edelmanns Seite wählte die Versammlung schließlich Roswitha Fischer, die nun neben ihrem bisherigen Schriftführerinnen-Amt auch stellvertretende Vereinschefin ist.

Weil sich die übrigen Vorstandsmitglieder größtenteils wieder zur Verfügung stellten, ging der weitere Wahlvorgang unter der Leitung von Bürgermeister Manfred Betzin (CSU) schnell über die Bühne. Wiedergewählt wurden die Kassiere Heinz Lindhuber und Wolfgang Riedmair, die Vorplattler Hermann Edelmann und Peter Seidl, Inventarverwalter Lambert Glas, Deandlvertreterin Traudi Zanker und Fähnrich Roland Wildmoser. Neu im Vorstand sind Christian Kreitmair als Dritter Vorplattler, Rosi Walter als Jugendleiterin und Sabine Reisner als Musikwartin. Zu Revisoren wurden Stefan Schmid und Bernd Rupp bestellt.

So erklärte Bürgermeister Betzin nach der Wahl: „Es wäre schlimm gewesen, wenn der traditionsreichste Verein in der Gemeinde nicht mehr fortgeführt worden wäre.“. Dass es bei den Trachtler zumindest keine finanziellen Probleme gibt, war dem Bericht von Heinz Lindhuber zu entnehmen. 2014 wurde trotz Trachtenkauf mit einem Überschuss von 374 Euro abgeschlossen. Heuer werden die Jetzendorfer auf jeden Fall das Donaugaufest in Ingolstadt besuchen und hoffen, auch beim Wiesn-Trachtenzug in München dabei zu sein. Angemeldet sind sie schon.