Irsching
"Mein Job ist mein Hobby"

Rettungsschwimmer aus der Dominikanischen Republik fühlt sich wohl im Warmbad

16.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:38 Uhr

Irsching (PK) Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren, Wunden verarzten oder die Baderegeln erklären - das sind seine Aufgaben: Der 50-jährige Augusto Rodriguez aus der Dominikanischen Republik arbeitet seit dieser Saison aushilfsweise als Rettungsschwimmer im Warmbad Irsching.

Er sitzt auf einer Bank am Beckenrand und hat die Kinder im Blick, die vom Drei-Meter-Brett springen. Er achtet auf die Buben, die im Wasser toben. Augusto Rodriguez hilft heuer bei großem Besucheransturm als Rettungsschwimmer im Irschinger Warmbad aus. Natürlich verliert er auch die Erwachsenen nicht aus dem Auge.

Eigentlich ist Rodriguez Tauchlehrer. Diesen Beruf erlernte er in seiner Heimat, der Dominikanischen Republik. Er ist das Wasser schon von klein auf gewohnt: Seine ersten Lebensjahre verbrachte er in Puerto Plata, zu Deutsch Silberhafen. "Wenn man dort morgens auf das Meer blickt, glitzert es in der Sonne silbern. Oft so stark, dass man es nicht direkt anschauen kann", erläutert Rodriguez den Stadtnamen. Schon im Alter von vier Jahren lernte er dort im Meer von seinen Brüdern und Cousins das Schwimmen.

Zum Tauchlehrer bildeten ihn in der Dominikanischen Republik Trainer aus Florida aus. Der Beruf des Tauchlehrers sei laut Rodriguez nicht so entspannt, wie es sich die meisten vorstellen: Man verdiene zwar gutes Geld. Aber dafür müsse man auch extrem sportlich sein, auf Alkohol und Rauchen verzichten. Mit der erworbenen Lizenz darf er in der ganzen Welt das Tauchen unterrichten, was in Deutschland ohne passendes Meer allerdings schwierig ist. Da es der 50-Jährige aber genießt, mit dem Wasser zu arbeiten, orientierte er sich in Deutschland neu und ist nun Rettungsschwimmer. "Mein Job ist mein Hobby", erklärt der Mann. Er bemüht sich stets, Deutsch zu sprechen. Als es ihn vor acht Jahren nach Deutschland verschlug, besuchte er einen Sprachkurs an einer Volkshochschule. Seine Muttersprache ist nämlich Spanisch. "Ich wollte, dass die Menschen mich verstehen."

Bevor Rodriguez in diese Gegend zog, lebte er unter anderem in Berlin, Sachsen oder Thüringen. Der Grund, wieso er überhaupt nach Deutschland kam, waren seine deutsche Ex-Frau und seine Kinder. Seine ehemalige Partnerin lernte er in der Dominikanischen Republik kennen, als sie dort ihren Urlaub verbrachte. Die beiden lebten eineinhalb Jahre zusammen in der Dominikanischen Republik. Dort wurde auch ihre Tochter Lisa geboren. Danach ging die Familie nach Deutschland, wo Sohn Lennox zur Welt kam. Mittlerweile sind die Kinder acht und fünf Jahre alt. Rodriguez Ex-Frau wollte zurück in ihre Heimat. In Deutschland sei das System rund um Kindergarten, Schule, Hausaufgaben und Kinderarzt besser. Rodriguez gesteht: "Deutsche Mamas sind gute Mamas. Sie halten die ganzen Arzttermine ein und greifen auch bei den Bettgehzeiten durch."

Der Rettungsschwimmer genießt an Deutschland noch andere Vorzüge: Er fährt gerne Rad, was hier erheblich einfacher ist. Die Radwege sind nämlich beinahe überall gut ausgebaut. "Dafür habe ich mir extra ein gutes Rad gekauft." In der Dominikanischen Republik hingegen müsse man sich die Straße mit dem restlichen Verkehr teilen. Und an die bestehenden Regeln halten sich sowieso nicht alle. Außerdem sah Rodriguez in Deutschland zum ersten Mal Schnee und lernte Skifahren. Darüber hinaus entdeckte er neue Leibgerichte für sich. Zum Beispiel die Bratwurst.

Natürlich vermisst Augusto Rodriguez seine Heimat: "Das ist mein Herz." Etwa alle drei Jahre fliegt er in die Dominikanische Republik. Er möchte aber in Deutschland bleiben, um für seine Kinder da zu sein, auch wenn er von seiner Familie getrennt lebt. Und um ganz nebenbei das Irschinger Warmbad sicherer zu machen.