Ingolstadt
Schädelbruch nach sommerlichem Saufgelage

Bluttat auf Wolnzacher Friedhofsparkplatz: Angeklagter Bauarbeiter hüllt sich vor Gericht in Schweigen

30.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Ingolstadt / Wolnzach (PK) Der Angeklagte schweigt; die Prozessbeteiligten müssen sich darauf einstellen, über wahrscheinlich sieben Verhandlungstage bis weit in den Mai hinein Indizien und Zeugenaussagen zu würdigen. Möglicherweise ergibt sich dadurch ja ein klareres Bild der Abläufe, die dazu geführt haben, dass am Abend des 11. Juli vorigen Jahres in Wolnzach ein 53-jähriger Pole blutüberströmt auf dem Friedhofsparkplatz lag.

Jemand hatte ihm mit einem bis heute nicht bekannten Gegenstand einen Schädelbruch und durch weitere stumpfe Gewalteinwirkung zahlreiche Wunden und Prellungen zugefügt. Dieser Jemand ist nach Auffassung der Anklagebehörde jener inzwischen 47-jährige Landsmann des Opfers, der seit gestern auf der Anklagebank der Schwurkammer des Ingolstädter Landgerichts sitzt. Der Bauarbeiter soll seinen Kumpel am Ende eines Saufgelages auf dem bewussten Parkplatz attackiert und so schwer misshandelt haben, dass er nach Auffassung eines Notarztes zunächst in Lebensgefahr schwebte. Später wurde im Ingolstädter Klinikum, wohin der Verletzte mit dem Rettungshubschrauber gebracht worden war, zwar von dieser ersten Einschätzung abgerückt, doch die Anklage, die Staatsanwalt Jürgen Staudt gestern verlas, lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung.

Für die Ermittler ergibt sich nach den Spuren am Tatort und den bisherigen Vernehmungen folgendes grobes Bild: Auf dem Parkplatz beim Wolnzacher Friedhof stand im vergangenen Jahr über Monate hinweg ein auf einen Polen zugelassener Mercedes, in dem dieser Mann praktisch lebte und an dem er auch immer wieder Kontakte zu Landsleuten unterhielt, die häufig wohl in regelrechte Trinkgelage ausarteten.

An jenem Freitagabend will der Autobesitzer seinen Wagen gegen 18.30 Uhr unverschlossen und ohne irgendwelche Personen in der Nähe zurückgelassen haben, um eine Veranstaltung zu besuchen.

In seiner Abwesenheit müssen sich dann aber mindestens zwei Akteure dort eingefunden haben: das spätere Opfer und der Täter. Die Polizei wurde jedenfalls gegen 19.30 Uhr davon informiert, dass es auf dem Parkplatz zu einem Gewaltverbrechen gekommen war.

Mehrere Streifenbesatzungen aus Geisenfeld und Ingolstadt waren schnell zur Stelle, weil sie an diesem Tag in Wolnzach ohnehin bei einer Großveranstaltung Präsenz gezeigt hatten. Sie fanden das vor dem Auto liegende Opfer und einen weiteren Mann vor, der sich – mit einer Geste, die einige Beamte als eine Art Hilfeleistung deuteten – über den blutüberströmten Schwerverletzten beugte.

Als sich an der Kleidung dieses Mannes eindeutige Blutspuren fanden, wurde er schnell vom vermeintlichen Zeugen zum Hauptverdächtigen. Noch in der Tatnacht wurde er vorläufig festgenommen; inzwischen sitzt er seit bald neun Monaten in Untersuchungshaft und seit gestern auf der Anklagebank.

Der mutmaßliche Täter hatte zum damaligen Zeitpunkt (nach noch in der Nacht entnommenen Blutproben) rund 2,1 Promille Alkohol im Blut, das Opfer sogar knapp 2,6 Promille. Im Fahrzeug und rund um den Wagen fanden sich leere Wodkaflaschen und andere Hinweise auf vorausgegangene Saufgelage. Der Beschuldigte gab in ersten Vernehmungen an, am Tatort zuvor mehrere Türken gesehen zu haben. Damals bestritt er die Tat, inzwischen schweigt er.

Die Schwurkammer stieg gestern mit der Vernehmung etlicher Polizeibeamter in die Beweisaufnahme ein. Das Opfer soll erst später im Prozess gehört werden, der erst Mitte April fortgesetzt wird.