Ingolstadt
Ein ahnungsloser Chauffeur?

Samuraischwert-Prozess: Jetzt hat sich auch der vierte Angeklagte erklärt

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Ingolstadt/Manching (hl) Im sogenannten Samuraischwert-Prozess hat nun auch der vierte Angeklagte ausgesagt. Der 35-Jährige, der bis zu seiner Verhaftung im vergangenen April in Geisenfeld eine Kneipe betrieben hat, war bei dem Überfall auf einen Manchinger Drogendealer vor knapp einem Jahr als Fahrer der drei Mitangeklagten aufgetreten, will aber von dem geplanten Coup nichts gewusst haben.

Die anderen Männer auf der Anklagebank, die ihre Tatbeteiligung ganz unterschiedlich schildern und sich teils gegenseitig die Hauptverantwortung zuschieben, hatten sich in wechselnder Beteiligung immer wieder in dem Lokal des 35-Jährigen getroffen. Einige behaupten, dass es ihnen so vorgekommen sei, als sei der Kneipier schon irgendwann in ihren Plan eingeweiht gewesen.

Andererseits gab es auch die Vermutung, dass der Mann möglicherweise wirklich keinen Schimmer von dem gehabt habe, was da am 26. Februar 2015 an der Ingolstädter Straße in Manching abgehen sollte. Einen Fahrer hatte das Trio offenbar gebraucht, weil keiner in der Runde einen Führerschein hatte. Und mit dem Linienbus oder einem Taxi wollte man offenbar nicht zum Überfall vorfahren . . .

Tatsächlich blieb dem Kneipenbesitzer aber dann die wichtige Aufgabe, die vom Überfallenen mit dem bewussten Samuraischwert schwer verletzten beiden Hauptakteure ins Ingolstädter Klinikum zu chauffieren. Unterwegs habe der jüngere der beiden Männer noch irgendwelche kleineren Gegenstände aus einem hinteren Seitenfenster des Autos auf die Straße geworfen, schilderte der Angeklagte dem Gericht. Um was es sich dabei handelte, will er nicht erkannt haben.

Daheim will der Kneipier dann sein Auto vom Blut der Mitfahrer gereinigt haben, und der dritte jetzt mit angeklagte junge Mann, der nach den Ermittlungen in der Wohnung des Überfallenen als Kundschafter für den Coup fungiert haben soll, habe ihn noch in der Nacht aufgesucht und ihn darum gebeten, bloß nicht in die Sache hineingezogen zu werden - wegen einer noch offenen Bewährungsstrafe. Daran hatte sich der Brite auch zunächst gehalten.

Vorsitzender Thomas Denz fragte die beiden seinerzeit verletzten Männer, die am vorigen Verhandlungstag nach am Richtertisch ihre Wundnarben präsentiert hatten, eingangs der gestrigen Sitzung, ob sie ihren bisherigen Einlassungen zu dem Überfall vielleicht etwas hinzuzufügen hätten. Offenbar hält die Strafkammer das für geboten, nachdem die Schilderungen des überfallenen Dealers vom Tatgeschehen ja in etlichen Punkten von dem abgewichen sind, was die Angeklagten berichtet haben. Doch die beiden Angesprochenen mochten sich nicht weiter erklären.

Allerdings nähert sich das Gericht durch Abgleich aller Aussagen auch so mehr und mehr dem tatsächlichen Tatablauf an. Und selbst, was die Planung des Überfalls angeht, schälen sich allmählich Konturen heraus. So ist der 32-jährige Angeklagte, der noch am vorigen Verhandlungstag den Jüngsten in der Runde schwer belastet hatte, gestern durch eine Zeugenaussage selber erheblich unter Druck geraten: Ein 30-jähriger Geisenfelder berichtete (allerdings erst auf mehrmaliges eindringliches Zureden des Vorsitzenden) nun auch vor der Kammer, was er vormals bereits der Polizei erzählt hatte: Der 32-Jährige habe ihm einige Zeit vor dem Überfall angeboten, bei der Sache mitzumachen.

Die Anhörung dieses Zeugen soll am nächsten Verhandlungstag weitergehen. Das Gericht ist mit den Zeugenvernehmungen insgesamt bereits weit hinter seinem ursprünglichen Zeitplan zurück. Inzwischen sind für den Prozess weitere Verhandlungstage angesetzt worden. Das Verfahren wird unter Umständen erst Ende März abgeschlossen.