Ilmmünster
Zwischen Plattenbau und Spielereien

Ilmmünster und Hettenshausen diskutieren Pläne zum Kinderhaus Kosten liegen bei 2,6 Millionen Euro

22.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr
Auf dem Ilmmünsterer Bauhofgelände soll der neue Kindergarten- und Krippenbau der Nachbargemeinden Ilmmünster und Hettenshausen entstehen. Die bunten Fensterumrandungen wie an der Ostseite (Grafik) gefiel den Räten, die Nordseite soll Architektin Rita Obereisenbuchner nochmal überdenken, um sie freundlicher zu gestalten. −Foto: Büro Obereisenbuchner

Ilmmünster/Hettenshausen (PK) Vor allem mit der Nordseite des geplanten Kinderhauses haben sich die Gemeinderäte nicht anfreunden können: Am Dienstagabend trafen sich die Gremien aus Ilmmünster und Hettenshausen, um über erste Entwürfe zu diskutieren.

Zu modern, an einer Seite zu kahl und nur ein Dachüberstand: Die Gemeinderäte sparten am Dienstagabend nicht mit Kritik an dem Entwurf der Architektin Rita Obereisenbuchner. Die Planerin hatte eine erste Skizze mitgebracht und versuchte auf dieser Basis mit den Ilmmünsterern und Hettenshausenern das Kinderhaus zu entwickeln. Grundsätzlich soll es in dem Gebäude, das auf dem Grundstück des bisherigen Ilmmünsterer Bauhofs an der Raiffeisenstraße entstehen soll, erst einmal Platz für zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen geben. Im Erdgeschoss sind dabei die kleineren Kinder untergebracht, im Obergeschoss die Kindergartenkinder.

Auf den Grundriss konnten sich die Gemeinderäte auch einigen. Im Erdgeschoss ist der Haupteingang eher an der rechten Gebäudeseite geplant. Es ist in diesem Stockwerk neben den zwei Gruppenräumen samt Schlafzimmern für die beiden Krippengruppen Platz für das Büro der Kinderhausleiterin, Personalräume, eine Küche, Garderoben und Lagerräume. Im Obergeschoss sind die Räume identisch geschnitten, statt eines Schlafraumes ist hier für jede Kindergartengruppe ein sogenannter Intensivraum geplant, statt den Büros und Personalräumen sind hier Technik und Lagerräume vorgesehen.

Während die Krippengruppen direkt in den Garten können, ist für die Kinder im Obergeschoss auch ein Balkon angedacht sowie ein indirekter Zugang zum Garten über das Treppenhaus. Ein identisches Raumprogramm für beide Geschosse bedeutet aber auch: "In einem Raum mit derselben Größe sind im Obergeschoss 25 stat zwölf Kinder untergebracht", sagte Obereisenbuchner. Um hier noch zusätzlich Platz zu gewinnen, will die Architektin in beiden Gruppenräumen noch Spielegalerien einbauen: Diese Holzkonstruktion unter dem Dachstuhl bringt noch einmal ein paar Quadratmeter zusätzlich für die Kindergartenkinder.

Insgesamt, so schätzt Obereisenbuchner, müsse man hier mit rund 2,6 Millionen Euro an Baukosten rechnen. Zur Raumaufteilung hatten die Gemeinderäte vor allem eine Anmerkung: Wird der Platz optimal genutzt? Denn wie Claudia Abeltshauser von der Hettenshausener SPD bemerkte, geht die Spielgalerie nicht über die gesamte Fläche des Speichers. Wie Obereisenbuchner erklärte, sei ein Teil dieses Dachgeschosses für Lüftung und Heizung geplant; zudem seien aus statischen Gründen Wände nötig, weshalb ein Teil der Fläche im Speicher gezwungenermaßen zu totem Raum werde. Auch der Hettenshausener Wolfgang Schrätzenstaller (CSU) hakte beim Raumprogramm nach: "Warum machen wir das Foyer über zwei Stockwerke? Da schenkt man Platz her." Das sah auch der Ilmmünsterer Sebastian Wagner (CSU) ähnlich: "Wir brauchen doch oben den Platz, da sind die Kinder dichter beieinander."

Zur äußeren Gestaltung des Kinderhauses allerdings hagelte es teils harsche Kritik. "Das ist fürchterlich. Das fügt sich auch nicht ein", urteilte der Ilmmünsterer Patrick Soffner (CSU). Den Vorschlag der Architektin, dass sich das Kinderhaus an die Schule in der Nähe anpassen könnte, wollte er nicht gelten lassen. Das sah auch Richard Stampfl von der Hettenshausener UWG ähnlich: "Es soll kein Plattenbau werden - es soll freundlich werden."

Während Obereisenbuchner an drei Gebäudeseiten mit bunten Festerlaibungen plant und damit die Gemeinderäte überzeugen konnte, wünschen sich die Politiker für die Nordseite noch Vorschläge. Denn diese Fassadenseite sehen die Besucher, wenn sie von der Freisinger Straße zum Kinderhaus kommen - und dort war auf der Skizze kein Fenster eingezeichnet, sondern lediglich Mauer und einige Lamellen. Die Wünsche nach Fenstern allerdings musste Obereisenbuchner abwehren: "Dort verläuft die Außentreppe als zweiter Rettungsweg - und bei einem Rettungsweg darf kein Fenster sein." Der Ilmmünsterer CSU-Gemeinderat Franz Baumann wollte daher wissen: "Sind dann Aussparungen bei den Lamellen möglich" Dem stimmte die Planerin zu: "Wir können uns mit den Lamellen spielen." Ob nun Aussparungen wie von Baumann vorgeschlagen oder ein Wechsel von Lamellen und Mauerwerk, wie es Soffner sich vorstellen kann, oder eine andere Lösung, das wollen die Gemeinderäte im Laufe der weiteren Planung entscheiden. Der Ilmmünsterer Josef Eckert (CSU) schlug außerdem vor, an der Fassade neben der Außentreppe beispielsweise einen Schriftzug oder ein Bild zu gestalten, was die Gemeinderäte ebenfalls für einen guten Vorschlag hielten.

Zum Dach gab es ebenfalls kurz Diskussionsbedarf. Ursprünglich hatte Obereisenbuchner mit einem Flachdach geplant, wie es eben auf der Ilmmünsterer Schule gebaut ist. "Aber in direkter Nachbarschaft stehen Einfamilienhäuser", erklärte sie. "Daher würden wir es jetzt mit einem Satteldach bauen, damit sich das Kinderhaus harmonisch einfügt." Wegen der geringen Neigung sei allerdings kein Ziegeldach möglich, es werde wohl auf ein Blechdach hinauslaufen. Hans Summerer von der Ilmmünsterer FWG konnte sich mit diesem Querschnitt nur schwer anfreunden: "Muss der Giebel versetzt sein" Doch Obereisenbuchner argumentierte: "Wenn es symmetrisch ist, wirkt es behäbig und wie eine Kaserne."

Einen Dachüberstand auf allen vier Seiten wünschte sich der Hettenshausener Schrätzenstaller. Die Architektin aber erklärte: "So mächtige Baukörper haben eigentlich keinen Dachüberstand: Ein kleiner passt nicht und wenn er entsprechend groß ist, ist der Überstand zu massiv." Allerdings sagte auch Soffner: "Zumindest ein angedeuteter Dachüberstand wäre gut, damit das Haus nicht so kubisch wirkt."

Zur genauen Position des Gebäudes fragte der Hettenshausener Josef Remmele (UWG): "Gibt es genug Platz für Parkplätze und für die Anfahrt, wenn die Eltern ihre Kinder bringen" Wie Obereisenbuchner erklärte, ist die Fläche zur Straße hin befestigt und dort kein Zaun geplant. "Es gibt also mehr Platz als jetzt", sagte sie. Eckert sah das dennoch skeptisch: "Wir sollten noch weiter weg von der Straße, da es dort schon viel Verkehr gibt." Hier hielt allerdings der Ilmmünsterer Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) dagegen: "Dann nimmst du den Kindern einige Fläche vom Garten weg."

Über die Gestaltung des Gebäudes wollen sich die Gemeinderäte auf Vorschlag der Architektin bei einer Rundfahrt informieren: Gemeinsam wollen sie verschiedene Kindergärten in der Region besichtigen, um Ideen und Eindrücke zu sammeln.

Die Ilmmünsterer Gemeinderäte als Bauherren stimmten schließlich einstimmig für den Lageplan und ebenfalls einstimmig für die Raumaufteilung. Nun laufen die Arbeiten am Wasserwirtschaftsamt rund um Hochwasserflächen auf dem Areal sowie auch die Vorbereitungen für den Zuschussantrag beim Freistaat. Im Januar wollen sich die Gemeinderäte beider Kommunen nun erneut treffen - zur Rundfahrt zu verschiedenen Kindergärten.