Ilmmünster
Warten auf den Hochwasserschutz

Ilmmünster kann wohl erst in gut zehn Jahren mit Deichen und Schutzmauern rechnen

18.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:47 Uhr

Ilmmünster (PK) Deiche, eine Schutzmauer und ein sogenannter Vorlandabtrag könnten in Ilmmünster bei einem Hochwasser größere Schäden verhindern. Gebaut wird das wohl erst in rund zehn Jahren.

Vor knapp vier Jahren waren 32 Wohnhäuser und sechs Betriebe betroffen, als vor allem die Ilm die Straßen von Ilmmünster flutete. Das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt untersuchte nun auf Bitte der Gemeinde Möglichkeiten, wie in der Gemeinde ein Hochwasserschutz möglich wäre. Die Ergebnisse dieser Basisstudie präsentierten Werner Eidelsburger und seine Kollegen am Dienstagabend im Gemeinderat - mit einer sehr ernüchternden Botschaft für die Ilmmünsterer: "Das ist nur eine unverbindliche Aussage, aber: Wir fangen in den nächsten fünf Jahren nicht an. Eher in den nächsten fünf bis zehn Jahren, sogar eher erst in zehn Jahren", sagte der Abteilungsleiter vom Wasserwirtschaftsamt. "Das ist nicht das, was Sie von mir hören wollen - aber wir wollen ehrlich zu Ihnen sein."

Um einem sogenannten Jahrhunderthochwasser Herr zu werden, bräuchte es für die Ilm ein entsprechendes Rückhaltebecken mit einer Million Kubikmeter, erklärte Manuel Philipp, Baureferendar am Wasserwirtschaftsamt. "Das ist einfach nicht umsetzbar", sagte Philipp. Stattdessen überlegten sich die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Maßnahmen, um die Wassermassen in Zaum zu halten. Zum Schutz der Rosenstraße könnte dort beispielsweise ein Deich aufgeschüttet werden. Außerdem könnte ein Vorlandabtrag - das Ufer wird hierzu tiefer abgegraben - entstehen, durch den sich der Pegel laut Philipp um etwa 20 Zentimeter senkt. Auch zum Schutz der Raiffeisenstraße seien ein Deich und eine Schutzmauer möglich. "Die Kosten schätzen wir insgesamt auf etwa 1,66 Millionen Euro", erklärte Philipp. "Der Freistaat übernimmt 50 Prozent." Die Behörde hat sich bei dieser Analyse allerdings nur um die Ilm gekümmert: Für den Dummeltshausener Graben oder auch den Herrnraster Bach ist die Gemeinde zuständig.

In Bayern werden die Vorhaben zum Hochwasserschutz gelistet, entsprechend einer Priorisierung von eins bis fünf. Ilmmünster liegt hier laut Wasserwirtschaftsamt bei Klasse drei: Das Projekt wird also umgesetzt - allerdings erst, wenn alle Vorhaben mit Klasse eins und zwei realisiert sind.

Hans Summerer (Freie Wähler) allerdings will das nicht hinnehmen. "Wenn wir ab jetzt zehn Jahre warten müssen, dann gibt es woanders wieder ein Hochwasser - und dann rückt der Ort in die Klasse eins vor und wir fallen hinten runter", fürchtete er. Und auch Sebastian Wagner (CSU) kritisierte: "Das klingt ein bisschen wahnsinnig. Wenn das in zehn Jahren erst losgeht, dann werden es doch 15 Jahre - und bis dahin sind wir schon x-mal abgesoffen." Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) wollte daher von den Experten wissen, was die Gemeinde bis dahin tun könne. "Sie können Ihre bisherigen Maßnahmen ertüchtigen", schlug Eidelsburger vor. "Aber bei einem Hundertjährigen wird das nicht reichen."

Das bestätigte auch Andreas Schütz vom Wasserwirtschaftsamt: "Ein Hochwasserschutz am Dummeltshausener Graben führt nicht dazu, dass die Probleme an der Ilm geringer werden, dann kommen halt zwei Kubikmeter Wasser weniger - das ist kein bemerkenswerter Effekt."

Noch einen Punkt sprach Abteilungsleiter Eidelsburger hierzu an: "Wir können mit dem Hochwasserschutz nur das Oberflächenwasser beeinflussen. Wer bis jetzt ein Grundwasserproblem hat, der wird das auch künftig haben."

Patrick Soffner (CSU) wollte wissen, ob es Sinn habe, bei der Brücke an der Freisinger Straße Stauraum für Wasser zu schaffen. Auch hier sagte Schütz: "Dann sinkt der Pegel vielleicht um 20 Zentimeter. Aber Sie verschärfen die Situation für die Anlieger unterhalb." Wagner fragte nach, ob sich die Anwohner selbst schützen sollten. "Bei manchen Häusern ist ein Objektschutz nicht möglich", sagte dazu Schütz. "Es gibt keinen Zuschuss vom Freistaat."

Einer weiteren Frage aus dem Gremium wollte Eideslburger vorgreifen. "Viele wollen wissen, ob die Gemeinde das im Vorgriff selbst machen kann", sagte der Abteilungsleiter. Wenn die Gemeinde das Geld vorstrecke, dann spiele das Finanzministerium allerdings nicht mit. "Und eine reine Finanzierung durch die Gemeinde ist ebenfalls nicht möglich: Der Hochwasserschutz ist keine kommunale Aufgabe, Sie dürfen das Geld dafür gar nicht ausgeben."