Ilmmünster
Schwammerlsucher aus Leidenschaft

Bernhard Scholz kennt sich in den Wäldern im Landkreis bestens aus und teilt sein Wissen gern

31.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Der Schwammerl-Scholz holt's aus dem Holz: Hier hat Bernhard Scholz einen Wolligen Milchling entdeckt. Der ist allerdings nicht genießbar. - Foto: A. Ermert

Ilmmünster (PK) Jetzt ist Schwammerlsaison. Doch Pilze gibt es das ganze Jahr über, was vielleicht nicht jeder weiß. Der Frostschneckling braucht den Frost, wenn die Schneeschmelze beginnt, kommt der Fichtenzapfenrübling und Steinpilze gibt es schon ab Mai, wenn es schwüldampfig ist und es reichlich Niederschläge gibt.

"Doch um den Sankt Georgstag, Anfang Mai, beginnt für mich mit dem Mairitterling die Pilzsaison, die meisten Schwammerl gibt's im August und Schluss ist im November", erzählt Bernhard Scholz. Während er mit großen Schritten auf einen Wald bei Ilmmünster zusteuert, den er kennt wie seine Hosentasche, oder besser gesagt, wo er viele Schwammerlplätze weiß, erzählt er ein bisschen über sich: "Pilze ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben".

In Württemberg aufgewachsen, ging er dort schon als Kind sehr gerne mit seinen Eltern in den Wald zum Pilzesammeln. Nach der Tschernobyl-Katastrophe war das vorbei, Bernhard Scholz verschlug es nach Bayern, er studierte in Eichstätt Geografie und Politologie, erlitt einige Schicksalsschläge und meint: "Leiden schafft Leidenschaft und das sind heute die Pilze für mich". Er ist kein Mykologe, doch er kennt sich aus mit den Schwammerln, er ist ein Autodidakt, hat sich sein Wissen selbst angeeignet und hält heute Vorträge an der Volkshochschule, beim Bund Naturschutz, bei Obst- und Gartenbauvereinen sowie beim Kreisjugendring mit Kindern und Jugendlichen.

Im Wald angekommen, plaudert er gerne über Pilze, gibt sein Wissen weiter. Aber es ist ihm auch wichtig, dass man sich auf den Wald einlässt, zur Ruhe kommt, die Stille genießt, den Vögeln lauscht und sich über einen aufgeschreckten Laubfrosch freut. "Ich treffe viele Pilzsammler, vorwiegend Ältere, die schon seit Jahrzehnten in den Wald gehen. Diese Sammler verdrängen die atomare Belastung der Pilze, aber Tschernobyl ist immer noch vorhanden", mahnt Scholz. Um die Belastung zu reduzieren, sollte man die Haut an der Kappe des Pilzes abziehen. Gerade wegen der atomaren Belastung boomen heute die Zuchtpilze immer mehr.

"Schwammerl gehören in ein Weidenkörbchen, auf keinen Fall in eine Plastiktüte", sagt er, bevor er den ersten Schwammerl erspäht. "Da können chemische Reaktionen ausgelöst werden und genießbare Pilze werden giftig."

Und die nächste Regel folgt sogleich: "Was man nicht kennt, stehen lassen und ganz grob gesagt: Lamelle ist tot - Röhre ist Brot, danach kann man grundsätzlich gehen", lehrt uns Scholz. Es gibt weit über 100 essbare Pilze. Ob genießbar oder giftig, Pilze leben auf unterschiedliche Art: Ein Großteil gehört zu den Zersetzern, die totes organisches Material abbauen und dadurch wichtig für das ökologische Gleichgewicht sind. Andere Pilze leben in Symbiose mit Pflanzen und Bäumen als sogenannte Mykorrhizapilze, zu denen unter anderem die Steinpilze und Pfifferlinge gehören.

"Wenn man Pilze findet, gehören diese in Glasschüsseln in den Kühlschrank. Noch besser ist es, sie sofort zuzubereiten", erklärt Scholz. "Oder man trocknet sie." Ganz klein aufschneiden, bei leicht geöffneter Ofenklappe mit maximal 60 Grad zwischen vier und sechs Stunden trocknen. Und ganz wichtig ist: "Pilze niemals waschen, das Abputzen sollte man an Ort und Stelle machen."

Dann wird losmarschiert und da steht ein Steinpilz, welche Freude. Doch bei näherem Hinsehen ist es ein Sommerröhrling. Leicht zu verwechseln mit dem Gallenbitterröhrling, der - wie der Name schon sagt - bitter schmeckt und ungenießbar ist. Als Nächstes wird ein Hexenröhrling gesichtet: "Roh unverträglich, gekocht aber ein hervorragender Speisepilz." Da steht ein Fliegenpilz, und da heißt es: "Wo der ist, kann der Steinpilz nicht weit sein: "Das ist ein Klischee, das nicht wahr ist", verrät dazu Scholz und das stimmt, denn kein Steinpilz ist weit und breit zu sehen.

Endlich taucht ein ganzer Fleck mit Täublingen auf, von denen es über 750 Arten gibt: "Ein sehr beliebter Speisepilz und für den Bestand des Waldes unverzichtbar." Scholz freut sich wirklich über jeden Schwammerl, den er sieht, aber auch er kennt nicht alle und lässt diese lieber stehen. Auch den Wolligen Milchling nimmt er nicht mit, der ist ungenießbar.

Ein paar Maronenröhrlinge oder Braunkappen kommen ins Körbchen und den nächsten Ort kennt Scholz ganz genau, dort steht der weiße Pfifferling, denn diese Pilze sind sehr standorttreu und sind an der gleichen Stelle immer wieder zu finden. Ein Milchbrätling landet noch im Korb, ein hervorragender Speisepilz, der auch roh mit Salz gegessen werden kann.

Danach geht's auf den Heimweg, doch was wächst da an einer Kiefer? Die Krause Glucke oder Fette Henne und dazu verrät Bernhard Scholz: "Die darf oder besser gesagt muss gewaschen werden. Dann den Pilz zerkleinern, mit Butter und Öl in eine Auflaufform geben, kross werden lassen und dann leicht würzen: Schmeckt ausgezeichnet." Am Waldesrand stehen einige Parasolpilze, die auch noch im Körbchen landen.

"Der Schwammerl-Scholz holt's aus dem Holz" gibt abschließend noch einige Informationen: Der Hallimasch wächst in Oregon und ist der größte Pilz der Welt mit einer Fläche von etwa neun Quadratkilometern unter der Erde. Für ihn der beste Speisepilz ist der Kaiserling, der wächst allerdings vorwiegend im Mittelmeerraum. Sehr giftig ist der Ölbaumtrichterling, er kommt ebenfalls aus dem Mittelmeerraum und wird sich wegen der Klimaerwärmung auch bei uns ausbreiten.

Nach dieser Exkursion ist klar: Leichtsinnig darf man nicht sein beim Schwammerlsuchen. Zu guter Letzt verrät Bernhard Scholz noch ein Rezept für ein Schwammerlgulasch auf dem Nachhauseweg (siehe oben).